Cordina's Royal Family 1-4
kraftlos und blass ist. Das ist aber nicht der Fall.” Sie befühlte aufmerksam seinen Bizeps. „Obwohl er etwas blasser ist als der Rest. Ich kann mir vorstellen, dass er sich ungewohnt schwach anfühlt.”
„Er ist ganz okay. Ich muss nur … au!” Sie hatte ihm die Schulter nach unten gedrückt, und der scharfe Schmerz, der ihn durchzuckte, trieb ihm die Tränen in die Augen. „He, passen Sie doch auf, Miss de Sade!”
„Oh, Verzeihung. Ist es immer noch empfindlich?” Behutsamer massierte sie seine Schulter. „Sie sind ja ganz verspannt.”
„Das wären Sie auch, wenn Ihr Arm für fast zwei Wochen an Ihrem Brustkorb fixiert gewesen wäre.”
„Ja, sicher. Vielleicht sollte man ihn ein bisschen einreiben”, überlegte sie laut. „Meine Mutter reibt meinen Vater auch immer ein, wenn er sich überanstrengt hat. Und bei Pferden macht man es genauso. Ich habe oben im Bad ein Massageöl gesehen. Wenn Sie möchten, reibe ich Ihnen nach dem Abendessen die Schulter ein. Dann können Sie heute Nacht bestimmt gut schlafen.”
Ihm schwante, dass er, wenn sie ihn einrieb – wo auch immer –, unruhige Träume haben würde. Aber vielleicht war es ja trotzdem ein guter Tausch.
„Mit Labortests wurde nachgewiesen, dass es sich bei der in den Schädeln gefundenen Substanz tatsächlich um menschliches Zellgewebe handelt. Al es in allem wurde während der sechsmonatigen Feldstudie in fünfundneunzig Schädeln Zellgewebe gefunden. Achtundzwanzig Schädel enthielten vollständige Gehirne, auch wenn sie auf annähernd ein Drittel ihrer normalen Größe geschrumpft waren. Der Fund ist absolut einzigartig und wird für die Wissenschaft weit reichende Folgen haben. Die Wissenschaftler werden Gelegenheit bekommen, mehr als siebentausend Jahre alte Gehirne mit intakter Hemisphäre und intakten Windungen zu erforschen. Aus Zel gewebe, das älter ist als alles, was man vorher je in Händen hatte, könnte jetzt die DNS, der grundlegende menschliche Baustein, geklont werden.”
„Geklont.” Camilla hielt beim Tippen in der Bewegung inne. „Sie wollen einen Menschen dieses Stammes klonen.”
„Über Klonen können wir uns später unterhalten. Aber nein, nur für Forschungszwecke, um etwas über Krankheiten, Lebenserwartung, körperliches und geistiges Potenzial zu erfahren. Zu Ihrem Science-Fiction-Roman können Sie zurückkehren, wenn wir hier fertig sind.”
„Ein Schaf hat man schon geklont”, sagte Camilla.
Er warf ihr durch seine Lesebrille einen milden Blick zu. „Das ist nicht mein Fach. Und DNS-Forschung auch nicht. Ich umreiße hier lediglich die Möglichkeiten und die Bedeutung des Fundes. Wir haben hier siebentausend Jahre alte menschliche Gehirne. Gehirne, mit denen Menschen nachgedacht und reagiert, Sprache und motorische Fähigkeiten ausgebildet haben. Sie haben diese Gehirne benutzt, um Dörfer zu bauen, Wild zu jagen und zuzubereiten. Sie haben diese Gehirne benutzt, um aufeinander einzuwirken, ihre Kinder großzuziehen, sich Partner zu suchen und zu überleben.”
„Und was ist mit ihren Herzen?”
„Was soll damit sein?”
„War es nicht vielleicht ihr Herz, das ihnen gesagt hat, wie sie ihre Kinder behandeln sollen … oder wie man diese Kinder überhaupt macht?”
„Das eine geht nicht ohne das andere, oder?” Er nahm seine Bril e ab und legte sie beiseite. „Diese Menschen haben für ihre Kinder gesorgt und hatten zwischenmenschliche Beziehungen. Aber Fortpflanzung ist auch ein Instinkt, einer der ursprünglichsten überhaupt. Ohne die Jungen wäre niemand da gewesen, der sich um die Alten kümmert, und für die Toten hätte es keinen Ersatz gegeben. Der Mensch pflanzt sich aus denselben Gründen fort, aus denen er isst. Er muss es tun.”
„Sehr romantisch klingt das aber nicht.”
„Romantik ist eine Erfindung, ein Hilfsmittel, wie …”, er griff nach dem zernarbten Kopf eines alten, primitiv verarbeiteten Hammers, „… wie das hier.”
„Romantik ist ein menschliches Bedürfnis, wie das Bedürfnis nach Gesellschaft oder nach Musik.”
„Das ist alles Luxus. Um zu überleben, brauchen wir Essen, Wasser, ein irgendwie geartetes Dach überm Kopf. Und um das Überleben der Gattung zu sichern, müssen wir uns fortpflanzen. Der Mensch hat Hilfsmittel ersonnen, mit denen sich diese grundlegenden Bedürfnisse leichter erfüllen lassen. Und oft angenehmer. Und da er ein Mensch ist, hat er Wege ersonnen, um aus diesen Bedürfnissen Profit zu schlagen, mit anderen in Konkurrenz
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