Cordina's Royal Family 1-4
hatten ihre ganze Liebe zu ihr hineingesteckt und einen der weitbesten Theaterkomplexe daraus gemacht.
Eve verspürte eine wachsende Erregung. Es war eine große Chance, hier vier typisch amerikanische Stücke aufzuführen. Tennessee Williams, Neil Simon, Arthur Miller. Sie konnte aus großen Talenten schöpfen. Und sie wollte ihre eigenen Techniker an den Scheinwerfern haben, an den Seilen, an den Kulissen.
„Ich sehe förmlich, wie sich hinter deiner Stirn die Räder drehen“, sagte Gabriella.
Eve ging auf die Bühne hinaus, blieb in der Mitte stehen und überließ sich ihren Gefühlen.
Es war unglaublich, wie viele Empfindungen, Erschütterungen in dem Raum eines leeren Theaters hingen. Dieses hier war für Schauspieler entworfen worden. Eve konnte die Schminke und den Schweiß förmlich riechen. Die Sitzreihen im Parkett waren unterteilt durch drei Gänge, die mit königsblauem Teppich ausgelegt waren. Kostbare Kronleuchter hingen von der Decke herab, deren Ränder mit Fresken verziert waren. Zu beiden Seiten sprangen Logen vor, und an der hinteren Seite gab es eine Galerie.
Selbst aus dieser Entfernung sah Eve, dass die Geländer handgeschnitzt waren. Noch viel wichtiger aber: Jeder Sitz des Hauses bot eine ungehinderte Sicht auf die Bühne.
„Heute Abend endet es hier erbärmlich. Was immer wir getan haben, was immer wir zu tun versucht haben, ist nicht mehr wichtig. Morgen beginnt alles von neuem, und wir – wir werden niemals existiert haben.“
Ihre Stimme wurde hinausgetragen bis in die hintersten Winkel, bis hinauf zu der letzten Reihe der Galerie, und hallte wider. Eve lächelte zufrieden.
„Wunderbar.“ Sie wandte sich wieder an Brie. „Wer immer der Architekt war, er verdient einen Orden.“
„Ich werde meinem Vater den Vorschlag machen. Eve, aus welchem Stück war das eben? Ich habe es nicht erkannt.“
„Kannst du auch nicht. Der Autor ist ein sich abmühender Stückeschreiber.“ Sie wechselte rasch das Thema, weil sie nicht sagen wollte, dass sie selbst der sich abmühende Stückeschreiber war. „Brie, das Theater ist wunderbar. Irgendwann möchte ich auch etwas auf der kleineren Bühne da unten machen. Etwas Intimeres. Aber für unsere Zwecke ist das hier perfekt.“
„Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“ Gabriellas Absätze klapperten, als sie über die Bühne zu Eve ging. „Seit Alex und ich die Idee durchdiskutierten, habe ich darauf gewartet. Eve, wir werden etwas Bedeutendes tun, für deine Truppe, für unsere Länder, für die Kinder.“
„Ich führe doch nur ein paar Theaterstücke auf“, verbesserte Eve Gabriella und drückte ihr die Hand. „Die höheren Weihen überlasse ich dir und Alex. Aber wenn wir die Einzelheiten aus dem Weg geräumt haben, die Verträge und die Überprüfung von deren Rechtskräftigkeit, werdet ihr vier fantastische Inszenierungen sehen.“
„Das will ich schwer hoffen.“
Eve sah sich noch einmal auf der Bühne um. Sie würde hier nie auftreten, aber ihre Truppe. Und eines Tages vielleicht würde hier eines ihrer eigenen Stücke aufgeführt werden. Sie hätte beinahe über diese Vorstellung gelacht. „Dann sollte ich jetzt besser nach Hause und mich an die Arbeit machen.“
„Oh nein, so schnell lassen wir dich nicht gehen. Ich habe schon ein Familientreffen auf dem Landsitz geplant. Für morgen Abend. Also …“ Sie hakte sich bei Eve unter. „Ich möchte, dass du für den Rest des Tages faul bist. Sobald deine Arbeit beginnt, wirst du ohnedies keine Gelegenheit mehr dazu haben.“
„Ist das ein fürstlicher Befehl?“
„Aber sicher.“
„Dann muss ich es wohl ertragen.“
So schwer war das gar nicht. Am Pool faul herumzuliegen, während eine sanfte Brise vom Mittelmeer die Palmwedel über ihr bewegte, war wirklich keine Strapaze, wie Eve feststellte. In ihrer Jugend hatte sie oft faul herumgehangen. Dahinvegetiert, verbesserte sie sich. Es erstaunte sie, dass sie damit zufrieden gewesen war, über so lange Zeiträume nichts zu tun. Nicht, dass Nichtstun etwas Verkehrtes wäre, fügte sie in Gedanken hinzu, während sie ihren Liegestuhl noch eine Raste tiefer stellte. Nur war es schade, daraus einen Beruf zu machen.
Das hätte sie beinahe getan. Reichtum, Privilegien. Die hatten es so leicht gemacht, tatenlos herumzusitzen und andere die Arbeit tun zu lassen.
Vielleicht hätte sie so weitergemacht, wenn sie das Theater nicht entdeckt hätte. Es hatte ihr die Möglichkeit gegeben, etwas von Grund auf Neues zu
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