Corellia 02 - Angriff auf Selonia
Empfänge konnten nur in den oberen Ebenen der riesigen Metropole stattfinden. Unten bedeutete einen niedrigen Status, und die Reichen und Be rühmten von Coruscant sahen buchstäblich auf die tiefergele genen oberirdischen Ebenen hinunter, während sie für die unterirdischen Etagen nur Verachtung übrig hatten.
Aber wenn unten die gesellschaftlich geächtete Richtung war, so versprach sie gleichzeitig mehr Sicherheit. Die unter sten Ebenen waren voller vergessener Kammern und ver steckter Höhlen. Niemand konnte eine Granate werfen oder eine Rakete abfeuern oder an einem Fenster lauschen, wenn man sich einen halben Kilometer unter der Oberfläche be fand. Aber Luke kannte die Reichen und Mächtigen Coru scants – und er wußte auch, wie gefährlich manche Teile der Tiefebenen waren. Die Lage war zweifellos ernst, wenn die Regierung ihre Konferenzen in die Tiefe verlegte.
»Wohin geht es?« fragte er.
»In einen abgeschirmten Raum des GNR«, erklärte Sho wolter. »Und zwar durch die Hintertür. Jeder Konferenzteil nehmer nimmt einen anderen Weg, soweit dies möglich ist. Das wird es dem Gegner erschweren, von dem Treffen zu er fahren. Aber die schlechte Nachricht ist, daß die beiden di rekten Wege zu diesem abgeschirmten Raum bereits benutzt worden sind.«
»Was verstehen Sie unter einem direkten Weg?« fragte Lando.
»Nun, der eine ist der Turbolift, der direkt in den abge schirmten Raum führt. Der andere ist ein getarnter Tunnel, in den man von einem Wartungsschacht aus gelangt. Aber wir müssen die Hintertür nehmen. Und ich kann Ihnen ga rantieren, daß diese Route nie eine Touristenattraktion wer den wird.«
Lando hob die Brauen, sagte aber nichts.
Luke versuchte abzuschätzen, wie weit die Turboliftkabi ne schon in die Tiefe vorgestoßen war. Sie mußten sich min destens achthundert Meter unter dem Erdboden befinden, als die Kabine anhielt. Die Tür glitt nicht zur Seite. Statt des sen zog Showolter seine Handfeuerwaffe, einen Standardblaster der Neuen Republik. Für einen kurzen Moment frag te sich Luke, ob sie in eine Falle getappt waren. Aber er spürte bei Showolter keine Täuschung und keine bösen Ab sichten, und die nächsten Worte des GNR-Offiziers beruhig ten ihn endgültig. »Captain Calrissian, Master Skywalker, ich glaube, Sie beide sind bewaffnet. Ich schlage vor, Sie zie hen Ihre Waffen, bevor wir die Tür öffnen.«
»Ah, sicher«, nickte Lando und zog seinen Blaster. »Aber dürfte ich fragen, warum?«
»Wilde Tiere«, sagte Showolter.
»Du liebe Zeit!« entfuhr es 3PO. »Raubtiere? Hier?«
»Genau«, bestätigte Showolter.
»Ah«, machte Luke. »Das überrascht mich nicht.« Die pla netenumspannende Stadt Coruscant existierte schon seit lan ger, langer Zeit, und unzählige Tiere waren aus den verschiedensten Gründen zu dem Planeten gebracht worden – einige als Haustiere, andere als Schlachtvieh, manche als Ausstellungsstücke für die Zoos. Im Lauf der Jahrtausende war eine bestimmte Anzahl von ihnen entkommen, und von diesen wiederum hatten einige überlebt und sich fortge pflanzt, sich sogar an ihre neue Umwelt angepaßt.
Die Oberstadt war eine Ressourcenquelle – hauptsächlich in Form von Abfall. Es war fast unausweichlich gewesen, daß sich mit der zunehmenden Anpassung der Tiefenbewohner an ihre Umwelt ein bizarres Ökosystem gebildet hatte. Es gab sogar Gerüchte – unbestätigte, soweit Luke wußte –, daß manche der wilden Spezies in den untersten Ebenen von intelligenten Wesen abstammten. Es gab zahllose urbane Mythen über Höhlenzombies, schreckliche Krea turen, die von unglückseligen Touristen oder Büroangestell ten abstammten, die sich vor Tausenden von Jahren in den unterirdischen Ebenen verirrt hatten.
»Und was ist das für eine Plage, von der dieser Teil der Stadt heimgesucht wird?« fragte Lando.
»Wir nennen sie Korridorghule«, antwortete Showolter, »aber wir sind nicht sicher, was genau sie sind. Jedenfalls sind sie eindeutig hungrig. Häßliche kleine Kreaturen, vier beinig, etwa kniehoch. Es scheint sich bei ihnen mehr oder weniger um Säugetiere zu handeln, aber sie haben kein Fell, nur eine leichenweiße Haut. Sie sind blind – absolut augen los, um genau zu sein. Aber sie haben große Ohren und gro ße Zähne. Wir glauben, daß sie sich durch Echolotung orien tieren. Zumindest würde das die schrillen Schreie erklären, die sie ausstoßen. Aber ganz gleich, wie sie sich orientieren – wenn sie angreifen, sind sie schnell und
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