Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Dexter, der damals zwei Jahre alt war, davon überzeugt werden, sein Recht auf die Nebenstelle im Erdgeschoss aufzugeben.
Der Präsident sprach auf gewohnt freundliche, lebhafte Art. „Hallo, Mrs. King. Wie geht es Ihnen? Wie ich hörte, haben Sie gestern mit meinem Bruder telefoniert. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht selbst anrufen konnte, aber Sie wissen ja, dass ich bei meinem Vater war.“ Der Präsident erzählte weiter, er habe sich telefonisch mit Birmingham in Verbindung gesetzt und veranlasst, dass Martin bald einen Anruf machen könne.
Er informierte Coretta darüber, dass das FBI nach Birmingham geschickt worden sei und mit ihrem Mann gesprochen habe. Es gehe ihm gut.
Präsident Kennedy hatte offenbar keine Eile, das Gespräch mit Coretta zu beenden. Er sagte Coretta, wenn sie weitere Probleme hätte, könne sie ihn, seinen Bruder oder Mr Salinger jederzeit anrufen. Er erkundigte sich nach ihrer Gesundheit und freute sich, von der Geburt des vierten Kindes zu hören.
Martin sagte später, dass man ihn plötzlich viel besser behandelt habe. Dass dies auf das Eingreifen des Präsidenten zurückzuführen war, erfuhr er erst, als Coretta ihm davon erzählte.
Martin und Coretta hatten den Eindruck, dass sie im Weißen Haus einen echten Freund der Afroamerikaner hatten. Es war ein großer Schock für Coretta, als Martin ihr im November des gleichen Jahres aus dem ersten Stock ihres Hauses zurief, dass der Präsident erschossen worden war.
Coretta hatte den Präsidenten nur vom Telefon gekannt. Anders als Martin war sie ihm nie persönlich begegnet, aber sein Tod bestürzte sie sehr. Die Mitarbeiter des SCLC hatten Martin noch nie so mitgenommen erlebt wie beim Tod des Präsidenten. Er zog sich zwei Tage lang zurück. Als er im Fernsehen Berichte über Kennedys Tod sah, kommentierte Martin: „Auf diese Weise werde ich auch umkommen.“
Solange sie verheiratet waren, lebten Martin und Coretta ständig mit den Spannungen und dem Druck durch die Kämpfe der Bürgerrechtsbewegung. Doch all diese Anfechtungen und Belastungen wurden durch die seltenen Momente des Hochgefühls wettgemacht. Ein solcher Moment war das Festessen, das sie in Martins Heimatstadt Atlanta besuchten, nachdem Martin 1964 der Friedensnobelpreis verliehen worden war.
Als Martin damals so geehrt wurde, sagte Coretta: „Ich wünschte, wir könnten für immer auf diesem Gipfel bleiben. Die letzten zehn Jahre haben wir ständig mit dem drohenden Tod gelebt.“
Im Rückblick sagte Coretta: „Es war so ein großer Moment und ich war so stolz auf Martin. Trotzdem fühlte ich nicht nur Freude, sondern auch panische Angst, denn mir wurde bewusst, dass diese Ehre mit einer sehr großen Verantwortung verbunden war. Ich sagte mir immer wieder: ,Ich weiß nicht, was die Zukunft uns bringen wird’, und es machte mir Angst, darüber nachzudenken.“
5 Mutter von vier Kindern
Der Traum, den Coretta für ihre Kinder hatte, entstand in Alabama, bevor Marty, Dexter und Bernice auf die Welt kamen. Yoki war damals zweieinhalb Monate alt. Der Traum nahm Gestalt an, als eine Bombe auf ihre Terrasse geschleudert wurde und als Martins Eltern und Corettas Vater darauf drängten, dass sie sich in Atlanta in Sicherheit brachten.
„Ich bin fest davon überzeugt“, sagte Coretta, „dass ich nur dann das Recht haben kann, die Erfüllung meiner Träume für meine Kinder mitzuerleben, wenn ich bereit bin, dafür zu kämpfen, Opfer zu bringen und sogar zu leiden – wenn ich unerschütterlich an die Zukunft glaube und bedingungslos an den Prinzipien der Liebe, der Gerechtigkeit und der Gleichheit festhalte.“
Bei seinen Reisen durch das Land erzählte Martin den Menschen von seinen Kindern und von seinen Wünschen für sie. Manchmal weinten die Menschen, wenn er ihnen von Yoki und ihrem Traum erzählte, einen Vergnügungspark in Atlanta zu besuchen. Der Park hieß Funtown.
Yoki und Marty sahen im Fernsehen manchmal den Funtown Werbespot mit seiner beschwingten Melodie. Wenn sie die Musik hörten, klatschten die beiden in die Hände und riefen: „Funtown!“ Auf wirkungsvolle Weise hatte die Werbung das Interesse der Kinder geweckt. Obwohl viele Kinder davon angesprochen wurden, konnten nur einige von ihnen den Park besuchen.
Coretta und Martin wussten, dass sie nicht darum herumkommen würden, ihren Kindern eines Tages zu erklären, dass Funtown nur für weiße Kinder war. Als es sich nicht länger vermeiden ließ, erzählten Coretta und Martin den
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