Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Kings dachten, ihre Kinder wären alt genug, um an Weihnachten ein Opfer zu bringen. Ungerührt vom Protest und den Einwänden ihrer Bekannten besprachen sie mit den Kindern, dass Weihnachten eine Zeit war, in der man mit anderen teilte. Und nachdem so viele Menschen gelitten und nahe Angehörige verloren hatten, sollten die Kinder ihr Weihnachtsfest mit anderen teilen und sich jedes auf ein Geschenk beschränken. Statt selbst viele neue Sachen zu bekommen würden sie jemand anderen glücklich machen. Martin und Coretta sagten ihnen, dass sie sich gegenseitig überhaupt nichts schenken würden.
Die Kinder waren nicht nur einverstanden mit dieser ungewöhnlichen Art, Weihnachten zu feiern, sondern Yoki und Marty erzählten auch ihren Freunden davon. Dexter verstand wahrscheinlich noch nicht, worum es ging, aber er schloss sich seinen älteren Geschwistern an.
Dexter entschied sich für ein Feuerwehrauto, Marty und Yoki wählten Rollschuhe und Bernice, die auch „Bunny“ („Häschen“) genannt wurde, bekam ein quietschendes Kaninchen. Als Coretta sah, wie glücklich alle an diesem Tag waren, wusste sie, dass die Kinder ihr Anliegen verstanden hatten.
Martin nahm sich fast den ganzen Tag Zeit für die Familie; darum bemühte er sich immer, wenn Feiertage waren. Er ging nur einmal weg, um einen Freund zu besuchen, der im Gefängnis war, weil er versucht hatte, die Rassentrennung in einer Kirche aufzuheben.
Viele Menschen sahen in Martin nur den Anführer der Bürgerrechtsbewegung und kannten ihn nicht als Familienvater. Martins Kinder liebten es, mit ihrem Vater herumzutoben. Sie begrüßten ihn immer mit viel Geschrei, wenn er auftauchte. Martin war in seiner Schulzeit sehr sportlich gewesen, er spielte damals gern Baseball und war ein guter Schwimmer. Sein Bruder A.D. erinnerte sich, dass sich Martin auf dem Basketballfeld meistens sehr aktiv zeigte.
Ein turbulentes Lieblingsspiel der Kinder fand immer in der Küche statt. Es fing an, als Yoki noch sehr klein war, und eins nach dem anderen waren die Kinder völlig begeistert davon. Es lief so ab, dass Martin das kleine Kind oben auf den Kühlschrank stellte und es dann auffing, wenn es in seine Arme sprang. Als die Kinder älter wurden, sprangen sie von den Treppenstufen in seine Arme.
„Jedes Mal, wenn sie das Spiel gespielt haben, bin ich tausend Tode gestorben“, sagte Coretta. Trotz ihrer Befürchtungen gab es niemals Verletzte dabei.
Am Neujahrstag im Jahr 1964 verwandelten Martin, Yoki, Mary und Dexter das Wohnzimmer in ein Handballfeld. Als Coretta protestierte, weil sie Angst um die Möbel hatte, spielte Martin den beleidigten kleinen Jungen und sagte: „Wo sollen wir denn sonst spielen?“
Coretta, eine Mutter, die viel Druck und große Spannungen aushalten musste, hatte eine besonders schwere Aufgabe. Sie musste die schwierigen Fragen der Kinder beantworten. „Warum kann Papi nicht zu Hause bleiben wie andere Papis?“ Coretta erläuterte, dass Martin „einer von Gottes Helfern“ war. Und als Helfer musste er viel herumreisen und vielen Menschen beistehen. Diese Vorstellung konnten die Kinder gut nachvollziehen und akzeptieren.
Die Frage: „Warum muss Papi ins Gefängnis?“ war für Coretta am schwierigsten zu beantworten, denn sie hatten den Kindern beigebracht, dass das Gefängnis für böse Leute war. Coretta musste den Kindern die Hintergründe so vermitteln, dass sie die Achtung vor ihrem Vater nicht verloren und eine Ahnung davon bekamen, was Martin tat.
Coretta führte also aus, dass auch Martins Gefängniszeiten dazu dienten, anderen Menschen zu helfen. Sie wies darauf hin, dass einige Menschen keine Nahrung, keine Kleidung und keine schönen Häuser zum Wohnen besaßen und dass Martin versuchte, dafür zu sorgen, dass es allen Menschen gut ging. Das Wesentliche war, den Kindern beizubringen, dass ihr Vater wegen guter und nicht wegen schlechter Taten im Gefängnis war.
Yoki und Marty waren vier bzw. zwei Jahre alt, als sie das erste Mal erfuhren, dass ihr Vater in Haft gewesen war. Yoki kam weinend von der Schule nach Hause, weil jemand ihr gesagt hatte, ihr Vater sei in Atlanta eingesperrt worden. Marty fing ebenfalls an zu weinen.
Corettas einfühlsame Art, mit den Kindern darüber zu sprechen, bewirkte nicht nur, dass Yoki und Marty den Gedanken gut akzeptieren konnten, dass ihr Vater anderen beistand, sondern auch, dass sie sehr stolz darauf waren. Glücklicherweise waren sie zu jung, um zu ahnen, mit welcher Behandlung
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