Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
dagegen, Kennedy habe ein großes Risiko auf sich genommen, als er sie anrief. Er habe durch diesen Anruf viel zu verlieren gehabt. Sie beharrte darauf, dass Kennedy einfach nur einem Mitmenschen helfen wollte. Bei ihrem Gespräch hatte Kennedy ihr das Gefühl gegeben, dass ihm das Wohlergehen ihrer Familie wirklich ein Anliegen war.
1963, 17 Tage nach der Geburt von Bernice Albertine, hatte Coretta ihr zweites Gespräch mit John F. Kennedy. Nun war er Präsident.
Martin hatte eine Demonstration in Birmingham geleitet. Er war nach Atlanta geflogen und hatte ihr viertes und letztes Kind aus dem Krankenhaus abgeholt. Wie üblich sprachen Martin und Coretta über die Festnahme, die Martin wahrscheinlich bevorstand. Sie machten sich keine großen Sorgen darüber. Normalerweise durfte Martin ein Telefongespräch aus dem Gefängnis führen, und er versprach Coretta, sich bei ihr zu melden.
Martin wurde am Karfreitag verhaftet. Am Ostersonntag war immer noch kein Anruf von ihm gekommen. Der Polizeichef Bull Connor erlaubte Martin nicht zu telefonieren.
Coretta war sehr bedrückt und ratlos. Weil sie nicht aufstehen sollte, konnte sie nicht in den Gottesdienst gehen und dort Trost finden. Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie den Ostergottesdienst verpasste, und das verstärkte ihre Unruhe zusätzlich. Coretta glaubte allmählich, dass keine Hoffnung mehr auf eine Nachricht von Martin bestand. Verzweifelt rief sie Martins Chefassistenten Wyatt T. Walker an, der sich in Birmingham aufhielt.
Coretta fragte Wyatt, ob sie die Presse informieren sollte. Wenn die Nation erfuhr, dass Martin in Isolationshaft war, würde vielleicht jemand seine Hilfe anbieten, meinte sie.
Wyatt hörte ihr verständnisvoll zu und antwortete ganz selbstverständlich: „Ich denke, du solltest den Präsidenten anrufen.“
Zweifelnd fragte Coretta: „Meinst du denn, er würde mit mir reden?“
„Da bin ich ganz sicher“, erwiderte Wyatt.
Coretta war immer noch nicht überzeugt und beauftragte Wyatt mit dem Versuch, eine Nachricht zu Martin zu schmuggeln, um herauszufinden, ob dieser einen Anruf im Weißen Haus gutheißen würde.
Am Abend meldete sich Wyatt wieder bei Coretta. Es war ihm nicht gelungen, einen Kontakt zu Martin herzustellen. Er klang sehr sicher und überzeugt, als er sagte: „Coretta, du hast keine andere Wahl, du musst Präsident Kennedy anrufen.“
Unter den Afroamerikanern verbreitete sich die Neuigkeit schnell, dass King in Isolationshaft gehalten wurde. Aus Birmingham rief jemand in Chattanooga/Tennessee an und behauptete, Dr. King sei erhängt worden. Als diese Nachricht überprüft wurde, stellte sich heraus, dass King irgendwo in Birmingham in Form einer Puppe symbolisch aufgehängt worden war. Die Verunsicherung wuchs.
Der Vater des Präsidenten war sehr krank. Coretta wusste, dass John F. Kennedy in Palm Beach/Florida war. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn erreichen sollte. Sie versuchte, eine direkte Verbindung ins Weiße Haus zu bekommen, aber es gelang ihr nicht.
Die örtliche Telefonistin in Atlanta war ungewöhnlich hilfsbereit und sagte Coretta, sie würde versuchen, an eine Nummer von Kennedys Hauptquartier in Palm Beach zu kommen. Glücklicherweise ging Pierre Salinger, der Pressesprecher des Präsidenten, ans Telefon. Coretta schilderte ihm Martins Situation. Mr Salinger versprach, den Präsidenten sofort zu informieren und dafür zu sorgen, dass er sich bei Coretta meldete.
Ungefähr 45 Minuten später rief der Bruder des Präsidenten, der Justizminister Robert F. Kennedy, bei Coretta an. Er erklärte, dass der Präsident bei seinem Vater war. Robert Kennedy wirkte genau so warmherzig auf Coretta wie sein Bruder, als sie vor zwei Jahren mit ihm gesprochen hatte. Der Justizminister versprach, sofort in Birmingham anzurufen und sich zu erkundigen, wie es Martin ging. Er versicherte Coretta, sie würde bald wieder von ihm hören.
Coretta war erleichtert. Ein paar Stunden später meldete sich Robert Kennedy wieder. Er hatte leider nicht erreichen können, dass Martin telefonieren durfte, aber es ging ihm auf alle Fälle gut.
Am frühen Abend des nächsten Tages befand sich Coretta oben im Haus, als jemand rief, da sei ein Ferngespräch für sie. Coretta ging ans Telefon und hörte eine etwas verärgerte Telefonistin. „Können Sie bitte dafür sorgen, dass Ihr Kind aus der Leitung geht? Der Präsident der Vereinigten Staaten möchte mit Ihnen sprechen.“
Nach einigem guten Zureden konnte
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