Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
ein Afroamerikaner in einem Südstaatengefängnis zu rechnen hatte.
Als Yoki und Marty älter wurden, erklärte ihnen Coretta die Situation genauer. Sie erzählte ihnen, dass ihr Vater ins Gefängnis gebracht worden war, weil er Studenten bei örtlichen Sitzstreiks geholfen hatte. Im Laufe des Jahres wurde die Rassentrennung bei der Essensausgabe an den Universitäten abgeschafft. Coretta nutzte die Gelegenheit, um den Kindern die Sicherheit zu geben, dass ihr Vater das Richtige tat.
„Seht ihr“, sagte sie, „ich habe euch erzählt, wofür euer Papi ins Gefängnis geht.“ Sie führte aus, dass Martin es den Menschen ermöglichen wollte, an Orte zu gehen, die ihnen bisher verwehrt gewesen waren.
Als Yoki später in einer Nachrichtensendung im Fernsehen erfuhr, dass Martin in Albany/Georgia inhaftiert war, fing sie an zu weinen. Coretta vermutete, dass Yoki deshalb so mitgenommen war, weil ihr der Gedanke Angst machte, dass ihr Vater so weit weg von zu Hause im Gefängnis saß. Der dreijährige Marty rettete die Situation.
„Wein doch nicht, Yoki“, sagte er. „Papi ist weggegangen, um noch mehr Leuten zu helfen. Er hat schon einigen Leuten geholfen. Aber jetzt muss er noch ein paar mehr helfen. Wenn er fertig ist, kommt er zurück.“ Marty verstand sich sehr gut darauf, seine Schwester zu trösten. Wie sein Vater hatte er ein besonderes Gespür für die Gefühle und Stimmungen der Menschen in seiner Nähe.
Einmal überraschte Yoki ihre Mutter mit der Aussage: „Weiße Menschen sind schöner als farbige Menschen.“
„Nein, das stimmt nicht“, entgegnete Coretta mit Nachdruck. „In jeder Gruppe gibt es schöne und weniger attraktive Menschen.“
„Nein, Mami“, beharrte Yoki. „Weiße Menschen sind einfach schön, und farbige Menschen sind einfach hässlich.“
Coretta besorgte einige Ausgaben der führenden schwarzen Zeitschrift Ebony. Sie hatte nicht die Absicht, Yoki über ihren Wert als Person und ihren Wert als Afroamerikanerin in Zweifel zu lassen.
Yoki und ihre Mutter blätterten die Zeitschriften zusammen durch und sahen viele gut aussehende afroamerikanische Models.
„Schau mal, ist die nicht hübsch?“, fragte Coretta jedes Mal. „Und hier, ist der nicht gut aussehend?“
„O ja!“, rief Yoki begeistert aus.
Als Coretta mit ihrer Überzeugungsarbeit fertig war, sah Yoki ihre Mutter an. Sie war sehr beeindruckt.
„Farbige Menschen sind viel schöner als weiße Menschen!“
Coretta konnte wieder von vorn anfangen.
Die Ermordung von John F. Kennedy war ein traumatisches Ereignis für Yoki. Sie erfuhr davon, bevor sie von der Schule nach Hause kam. Coretta nahm ihre Tochter in die Arme und versuchte sie zu trösten.
„Präsident Kennedy ist tot“, sagte Yoki. „Jemand hat Präsident Kennedy ermordet, und er hat niemandem etwas getan. Überhaupt niemandem. Ach, Mami! Jetzt werden wir niemals unsere Freiheit bekommen.“
Coretta erklärte Yoki, dass der Tod des Präsidenten für sie und Martin auch sehr schlimm war. Sie versuchte Yoki zu versichern, dass Gott Herr über allem war und dass sie trotzdem ihre Freiheit bekommen würden.
Ein paar Tage nach Kennedys Tod saß die Familie King beim Essen zusammen. Marty wandte sich an seinen Vater und fragte:
„War Präsident Kennedy nicht dein Freund?“
Bevor Martin antworten konnte, sagte Marty: „Ja, Papi, er war dein Freund. Er war dein bester Freund.“
Für Coretta war diese Bemerkung der ideale persönliche Nachruf der Familie King für einen Präsidenten und Menschen, der ihnen so viel bedeutet hatte.
Als Yoki eine Fernsehsendung über Gewaltfreiheit und Rassenfragen sah, kündigte sie an: „Sie werden alle Negeranführer töten, und dann werden die restlichen Neger der Rassentrennung zustimmen.“ Coretta erkannte, dass Kennedys Ermordung Yoki auf den Gedanken gebracht hatte, auch ihr Vater könne getötet werden. Einige Tage nach Kennedys Tod sagte Yoki zu ihrer Mutter: „Immer wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich Bauchweh.“
Coretta sagte später, sie habe nur hoffen können, dass ihre Kinder nicht aufgrund dessen, was einige Weiße taten, zu dem
Schluss kommen würden, jeden Weißen als Feind zu betrachten. „Wir haben uns sehr bemüht, die Kinder vor einer ablehnenden Haltung gegenüber Weißen zu bewahren, aber ich muss zugeben, dass das keine leichte Aufgabe ist, in einer Welt und in einer Stadt, wo sie jeden Tag daran erinnert werden, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe abgelehnt werden.“
Die
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