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Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Titel: Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Octavia Vivian
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Hotelzimmer, wo er sich mit seinem Team sehr lange über die Bedeutung der Gewaltfreiheit austauschte. Er zeigte sich besorgt, weil das weiße Amerika bisher zu wenig auf die gewaltfreien Proteste reagiert hatte, die in den vergangenen zehn Jahren durchgeführt worden waren.
    Hosea Williams äußerte sich später darüber, welche Betonung Martin an diesem Tag auf die Gewaltfreiheit legte: „Dr. King hielt uns eine Predigt. Er sagte, die einzige Hoffnung, die Seele dieser Nation zu befreien, läge in der Macht der Gewaltfreiheit. Er sprach über das Leben von Jesus und Gandhi und erklärte uns: ,Ich habe die Angst vor dem Tod überwunden.‘“
    An diesem Nachmittag betrat Ralph Abernathy Zimmer 306 und sah, dass Martin eine doppelte Portion gebratenen Seewolf aß, es war eines seiner Lieblingsgerichte.
    „Wo ist meine Portion?“, fragte Abernathy.
    „Ich hab nichts für dich bestellt, Doc, aber du kannst bei mir mitessen“, sagte Martin. (Doc oder Doctor nannten sich die engeren Mitarbeiter der Bürgerrechtsbewegung gegenseitig, wenn sie sich den rassistischen Ungerechtigkeiten in Amerika entgegenstellten.) So saßen Martin und Abernathy zusammen und aßen gemeinsam von einem Teller.
    Früh an diesem Abend bereitete Mrs Samuel Kyles zu Hause das Abendessen vor. Sie und ihr Mann freuten sich darauf, Martin, seinen Bruder A. D. King und einige Teammitglieder und Mitarbeiter zu Gast zu haben. Martin freute sich auf ein selbst gekochtes Essen. Von den Mahlzeiten in Restaurants hatte er schnell genug.
    Während er sich zum Essen umzog, unterhielt sich Martin mit Chauncey Eskridge aus Chicago, dem früheren Rechtsberater der SCLC.
    „Chauncey“, sagte Martin, „kannst du Jesse bitte sagen, er soll sich fertig machen?“ Und als Eskridge hinausging, fügte Martin hinzu: „Und sag ihm, er soll eine Krawatte anziehen!“ Chauncey verließ das Zimmer, um Jesse zu suchen.
    Gemeint war Jesse Jackson. Er war 26 Jahre alt und leitete die Operation Breadbasket , ein Projekt der SCLC zur Unterstützung der Afroamerikaner. Jesse, ein muskulöser Mann und ehemaliger Baseballspieler, hatte die Chance gehabt, als professioneller Spieler bei den berühmten White Sox in Chicago einzusteigen, aber er hatte sich dagegen entschieden. Stattdessen begann er ein Studium am Theologischen Seminar in Chicago und brach es später ab, um dem Team der SCLC beizutreten. Jesse trug selten das sonst übliche weiße Hemd mit Krawatte. Er neigte eher zu Rollkragenpullovern oder zum Dashiki, einem weiten bunten afrikanischen Gewand.
    „Sag Dr. King, ich komme“, erwiderte Jesse auf Chaunceys Hinweis, „aber sag ihm gleich, dass ich keine Krawatte umbinden werde.“ Der gebildete Jesse stammte aus Greenville/Carolina und sprach mit dem typischen Südstaaten-Akzent.
    Kurze Zeit später zog Jesse los, um Martin zu treffen. Begleitet wurde er von Ben Branch, dem Leiter und Saxophonisten einer Band, die zur Operation Breadbasket-Ortsgruppe von Chicago gehörte.
    Im Zimmer 306 des Motels wurde Martin gerade mit dem Rasieren fertig, einer Tätigkeit, für die er nicht viel übrig hatte. Er hatte sehr zarte und empfindliche Haut. Abernathy kam als Nächstes mit dem Rasieren dran. Als Martin und Abernathy gerade das Zimmer verlassen wollten, fiel Abernathy ein: „Ich habe gar kein Rasierwasser verwendet.“ Er ging noch einmal ins Bad.
    Martin trat für einen kurzen Moment auf den Balkon hinaus und schaute auf den Parkplatz hinunter. Er sah Jesse, ohne Krawatte und mit einem grünen Rollkragenpullover. Ben Branch stand neben ihm.
    Dr. King fing an zu lachen. „Jesse“, rief er, „wie ich sehe, haben Sie mir nicht gehorcht und tragen keine Krawatte!“
    „Dr. King“, sagte Jesse, als er hochschaute und in Martins belustigtes Gesicht sah. „Ich werd mir keine Krawatte umbinden. Ich brauch keine Krawatte, um mit euch allen mitzukommen. Ein Band um meinen Hals hat keinen Einfluss auf meine Art zu esI “ sen!
    Dr. King lachte. Es war ein guter Tag gewesen. Mit seinen Mitarbeitern hatte er viel erreicht. Die Vorbereitungen für den geplanten Marsch gingen gut voran. Außerdem war Martins Bruder A.D. auf seiner Heimfahrt nach Louisiana/Kentucky in die Stadt gekommen. Er hatte im Motel eine Pause gemacht und war Martin zufällig über den Weg gelaufen. Die beiden Brüder hatten eine lange, entspannte Unterhaltung geführt, wozu sie in den letzten Jahren nur selten die Zeit gehabt hatten.
    Jesse sah wieder zum Balkon hoch und fragte: „Dr. King,

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