Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
gewaltigen Geschehnissen zu gebrauchen.“
Zu Beginn der Protestbewegung meldeten sich einige Mitglieder der Dexter Avenue Church freiwillig dazu, abwechselnd die Nacht im Haus der Kings zu verbringen. Jemand kaufte ein Gewehr und gab es Martin. Es blieb ungefähr eine Woche im Haus, dann schaffte Martin es weg.
Bob Williams, ein Professor vom Alabama State College , war mit den Kings befreundet und übernachtete eine Zeit lang bei ihnen im Haus, nachdem der Bombenanschlag passiert war. Er schlief mit seinem Gewehr neben dem Bett. Jedes Mal, wenn draußen ein Auto anhielt, machte Bob einen Satz. Martin verfügte schließlich, dass keine Waffen mehr in sein Haus gebracht werden durften. Er erlaubte auch nicht mehr, dass irgendjemand ihn bewachte.
Trotzdem kam Coretta 1964 langsam zu der Überzeugung, Martin solle jemand haben, der ihn auf seinen Reisen begleitete, „und wenn auch nur als Zeuge, falls ihm etwas passiert“.
Martin war einverstanden. Corettas Wunsch war durch mehrere Begebenheiten veranlasst worden. Bei einer Tagung in Birmingham wurde Martin von einem Weißen ins Gesicht geschlagen. Kurze Zeit später war Martin als Redner beim Sunday Evening Club in Chicago; die Veranstaltung sollte im Fernsehen übertragen werden. Sekunden vor Beginn der Veranstaltung entdeckte Martin den Mann, der ihn geohrfeigt hatte, unter den Zuschauern. Er saß zusammen mit fünf anderen Weißen in der ersten Reihe. Es war niemand da, den Martin zu den Polizisten hätte schicken können, die im Saal waren, um für Ordnung zu sorgen.
Martin hielt seine Rede und es passierte nichts. Nachdem die Veranstaltung vorbei war, wurde Martin glücklicherweise von den Polizisten umringt. Der Mann, der Martin angegriffen hatte, näherte sich. Martin rief ihm etwas zu und dem Mann wurde klar, dass man ihn erkannt hatte. Er zog sich zurück.
Auf dem Heimweg von Selma, Alabama, wurde Martin einmal im Flugzeug von einem Weißen erkannt.
„Was machen Sie, King, lesen Sie ein Buch über sich selbst?“, spottete der Mann.
„Nein“, erwiderte Martin. „Ich lese etwas über den Steuerbescheid des Präsidenten.“
Der Mann erhob sich und fing an zu fluchen. Ein Flugbegleiter sorgte höflich dafür, dass er sich wieder hinsetzte. Doch der Mann sprang erneut auf. Da packte ihn der Flugbegleiter und schubste ihn unsanft in seinen Sitz zurück, wo er schließlich blieb.
Zufälligerweise hatte Martin diese Reise zusammen mit Bernard Lee gemacht, und von da an begleitete Bernard ihn immer bei seinen Reisen. Im Flugzeug saß Martin am Fenster und Bernard am Gang.
Corettas Glaube wurde manchmal sehr heftig geprüft. Als ihr Mann in New York mit einem spitzen Brieföffner verwundet wurde, überfiel sie zeitweilig eine große Angst. Ihr erster Gedanke war, dass er an der Verletzung sterben würde. Sie saß neben seinem Bett und betete: „Herr, wenn er auf diese Weise sterben soll, dann hilf mir, das anzunehmen.“ In der Stille ihres Zimmers weinte Coretta ihre Tränen vor Gott. Danach trat sie völlig gefasst auf.
Auch die Ermordung von Präsident Kennedy war ein schwerer Angriff auf Corettas Glauben. Sie fühlte tiefe Verzweiflung. Kennedy, der Mann, der ihr geholfen hatte, ihren Glauben zu bewahren, war tot. In diesem Moment kam es ihr vor, als wäre sein Verlust schwerer zu ertragen, als wenn jemand aus ihrer Familie gestorben wäre.
Als Coretta miterlebte, wie Martin den Friedensnobelpreis erhielt, wurde ihr klar: „Irgendwie sah ich in diesem Ereignis einen Sinn, es war, als würde alles nach einem Plan ablaufen. Da kam ich zu der Überzeugung, dass jede Erfahrung auf einer anderen aufbaut.
Die Verleihung des Preises hatte eine besondere Bedeutung für mich – dieses Erlebnis baute mich auf und stärkte mich.
Es war so, dass mir unser Engagement zunehmend Angst machte. Aber dann wurde mir klar, dass das, was ich jetzt erlebte, auch mit der Protestbewegung zusammenhing, und ich begriff, dass die Ereignisse nicht einfach einzelne Vorfälle auf der Bühne der Geschichte waren, sondern dass es einen Plan und einen Sinn für das Ganze gab.
Ich spürte, dass Gott in allem wirkte und dass er Menschen und Situationen benutzte, um durch sie seinen Plan zu erfüllen und eine bessere Welt zu erschaffen.“
In einem Artikel im New Lady Magazine , einer Zeitschrift für Schwarze, schrieb Coretta 1966: „Viele Menschen fragen mich, wie es für mich ist, dass Martin so viel durchmachen muss. Ich dachte, ich könnte mit diesen Dingen rechnen
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