Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
erinnern Sie sich an Ben Branch?“
„Ja, natürlich“, antwortete Martin. Bei seiner letzten Reise zu einem Breadbasket-Treffen in Chicago hatte die Band eine bewegende Interpretation von „Precious Lord“ aufgeführt, es gehörte zu Martins liebsten Spirituals. Martin hatte anderen davon erzählt, wie gut ihm dieses Stück gefallen hatte. „Ich möchte, dass ihr heute Abend ,Precious Lord‘ für mich spielt – und spielt es richtig schön für mich.“ King bezog sich auf die Abendkundgebung, bei der die Band auftreten sollte.
Bens Band kombinierte Jazz mit Spirituals, und mit ihrer Musik erreichten sie jeden Samstagmorgen beim Breadbasket-Treffen im Süden von Chicago vier- bis fünftausend Menschen. Ben lächelte und willigte ein, das Stück für Dr. King zu spielen.
Dr. Kings Fahrer Solomon Jones stand neben seinem Wagen und wartete auf Dr. King. Er sah zu ihm hoch. „Dr. King, Sie sollten sich lieber einen Mantel anziehen. Die Luft ist sehr kalt.“
Dr. King lehnte sich über den Balkon und nickte zu Solomons Empfehlung. Es sah aus, als würde er sich gleich abwenden. Jesse fiel ein, dass er beim Essen wahrscheinlich wenig Gelegenheit haben würde, mit Dr. King zu sprechen, und weil er später noch ein paar Dinge wegen des Programmablaufs mit Dr. King zu klären hatte, wollte er ihn um einen Termin bitten. Schnell sagte er: „Oh, Dr. King.“
Dr. King wandte sich leicht in Jesses Richtung und setzte zu einer Antwort an. „Ja?“
In diesem Augenblick war das Krachen eines Schusses zu hören.
Dr. King sagte nur: „Oh!“ und fiel auf den Rücken. Er war am Hals getroffen worden.
Abernathy hatte das Bad verlassen und war auf halbem Weg durch das Zimmer, als der Schuss erklang. Er war der Erste, der King erreichte.
Als andere dazukamen, sahen sie Abernathys fassungsloses Gesicht und hörten, wie er mit gequälter Stimme hilflos sagte: „Martin, Martin.“
James Laue, ein weißer Verbindungsmann zwischen der afroamerikanischen Gemeinschaft und dem Justizministerium, hetzte von seinem eigenen Zimmer den Flur entlang und drückte ein Handtuch gegen die Wunde. Abernathy rannte los und holte ein größeres Handtuch, als das erste sich voll Blut gesaugt hatte. Pastor Andrew Young suchte nach einem Puls bei Martin. Unten auf dem Parkplatz standen an die 15 Schwarze. Sie standen unter Schock und weinten. James Bevel war auf seine Knie gesunken und betete. Abernathy kniete sich vorsichtig über seinen Freund und fing leise an zu beten. Pastor Sammy Kyles, der in Zimmer 306 gewesen war, als der Schuss fiel, legte eine Decke über Martin.
8 Atlanta
Das Telefon klingelte in einem hübschen, aber bescheidenen Backsteinhaus im südwestlichen Teil von Atlanta. Es war Martin Luther Kings Haus. Es lag am Rand der Armenviertel von Atlanta und war gleichzeitig nicht weit vom Bildungs- und kulturellen Zentrum der afroamerikanischen Gemeinde entfernt.
Trotz seiner Lage konnte das Haus einige Gegenstände aufweisen, die es in keinem anderen Haus in dieser Gegend gab. Am meisten geschätzt wurden ein Kamelsattel aus Ägypten, eine kleine Gandhi-Figur aus Elfenbein und ein Gemälde mit dem Titel „Integration“. Es stammte von der Ururenkelin von John Brown, einem Gegner der Sklaverei, der 1859 nach dem Überfall auf die Stadt Harpers Ferry gehängt worden war.
Es war kein Zufall, dass die Kings genau hier wohnten. Dr. King zog es vor, innerhalb des afroamerikanischen Gettos zu leben, nahe bei den Menschen, für die er arbeitete. Der Zustand seines vorherigen Hauses war nicht so gut gewesen. Man hätte dort überhaupt nicht mehr wohnen können, wenn Martins Vater sich nicht immer um die Reparaturen gekümmert hätte, wenn Martin unterwegs war. Sie verließen das Haus erst, als eine Stadterneuerung für die Gegend geplant war.
Die Kings waren einige Zeit vor dem geplanten Abbruchtermin umgezogen, und in der Zwischenzeit, bevor das Haus abgerissen wurde, benutzte die SCLC es als ihr „Freiheitshaus“. Für Coretta war es angenehm zu wissen, dass ihr altes Haus auf diese Weise noch einen guten Zweck erfüllte.
Im Getto zu leben entsprach nicht nur Dr. Kings Wunsch, sondern es bedeutete auch mehr Sicherheit für seine Frau und seine Kinder. Dass Freunde in der Nähe wohnten, die ein Auge auf seine Familie hatten, verschaffte King eine gewisse Beruhigung, wenn er unterwegs war. Dadurch wurde die Gefahr von Bombenund Brandanschlägen auf das Haus wesentlich geringer.
Coretta King, die durch das Attentat in
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