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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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gingen geradewegs ins Wohnzimmer, dessen riesiger Kamin Platz genug bot, um kleine Bäume zu verbrennen.
    Das einzige Objekt, das nicht zum allgemeinen altkalifornischen Thema passte, war das Gemälde über dem Kamin.
    Es handelte sich um eine Kopie von Bellinis Porträt von Mehmed II., dem ottomanischen Sultan, der Konstantinopel erobert und in Istanbul umbenannt hatte. Er hatte sich anschließend für den neuen römischen Kaiser gehalten, denn Konstantinopel war der letzte Hort des alten römischen Weltreichs gewesen. Er war in Italien eingefallen, hatte es aber nie geschafft, die Ewige Stadt einzunehmen. Ich betrachtete das Gemälde. Die Darstellung war sehr gut - Bellini verstand sein Handwerk -, aber es sagte mir nicht viel über den Mann, der Radus Liebhaber und politischer Patron gewesen war. Es sagte mir mehr über Radu. Vermutlich ergab es durchaus einen Sinn, dass er ein Andenken an jene Zeit an die Wand gehängt hatte, aber trotzdem. Ich dachte daran, was Drac sagen würde, wenn er dieses Bild sah, und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
    »Ich sehe nichts Amüsantes«, sagte Louis-Cesare steif, nachdem er mich aufs Sofa gelegt hatte. Ich wollte eine scharfe Antwort geben, doch dann sah ich ihn an und schwieg überrascht. Sein sonst immer so ordentliches lockiges Haar war zerzaust und knisterte bedrohlich, wenn ihm jemand zu nahe kam, und das normalerweise nur blasse Gesicht war weiß. Seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz, und Falten in ihren Winkeln wiesen auf Müdigkeit hin. Beim Zusammenflicken hatte ich es nicht bemerkt, aber er war ebenfalls verwundet worden, einmal am Oberschenkel und außerdem am oberen Teil des rechten Arms.
    Keine seine Verletzungen war für einen Vampir ernster Natur, und erst recht nicht für einen Meister, aber nach dem Zustand seiner Kleidung zu urteilen, hatte er viel Blut verloren. Und zwar nachdem er einen selbst nach seinen Maßstäben anstrengenden Tag hinter sich gebracht hatte. Seine letzte Nahrungsaufnahme lag schon eine ganze Weile zurück: der kleine Snack im Elektrischen Igel. Ich rückte ein wenig von ihm fort und blieb mit Stinky am Ende der Couch sitzen. Als ich den kleinen Duergar neben mir absetzte - die Couch war aus Leder und daher abwaschbar -, krabbelte er sofort auf meinen Schoß zurück. Er schien schutzbedürftig zu sein, oder vielleicht hatte er einfach Angst. Wie dem auch sei, ich wollte ihn baden, wenn ich ihn die ganze Zeit über bei mir hatte. Eine superempfindliche Nase zu haben, konnte ein echtes Problem sein.
    »Setzt euch, nehmt Platz«, sagte Radu und eilte umher. »Ich lasse Erfrischungen bringen.«
    Damit erzielte er bei mir nicht die gewünschte Wirkung. »Ich habe keinen Hunger«, log ich. »Kann ich mich hier irgendwo waschen?«
    Die Hausangestellten stammten aus Mirceas altem Stall, und zwei von ihnen kamen herein, als wir miteinander sprachen. Wie alle guten Bediensteten hatten sie die Wünsche ihres Herrn vorausgesehen. Der Mann, der mit Tablett und Flasche kam, war mir gut bekannt - leider.
    »Geoffrey, bitte führ Dorina zum goldenen Zimmer«, sagte Radu. »Sei in einer Stunde zurück, Dory, oder der Koch schmollt. Er ist so froh darüber, dass er für Gäste kochen kann. Rackert sich schon den ganzen Tag in der Küche ab.«
    »Ich werde daran denken«, versprach ich und warf Geoffrey einen grimmigen Blick zu. Es war schwer, mit einigen Fetzen am Leib, blutbefleckten Stiefeln und einem samtenen Umhang würdevoll auszusehen, vor allem dann, wenn sich einem ein stinkendes Pelzbündel um den Hals geschlungen hatte, aber ich gab mir Mühe.
    Geoffrey kehrte ganz den englischen Diener heraus, verneigte sich und gab durch nichts zu erkennen, dass er mich viel lieber zum nächsten Müllhaufen geführt hätte. »Selbstverständlich, Herr.«
    Ich folgte ihm durch die Tür, als der zweite Bedienstete, ein Mensch, seine Krawatte löste. Er war attraktiv, hatte hellbraunes Haar, Augen in der gleichen Farbe und eine gesunde, jugendliche Gesichtsfarbe. Ich ging schneller und überholte Geoffrey, weil ich weg sein wollte, wenn Louis-Cesare mit seinem Aperitif begann.
    Ich nahm eine falsche Abzweigung und erreichte einen grasbewachsenen Hof mit einem Brunnen und einigen Obstbäumen. Sterne funkelten am dunklen Nachthimmel, und es kam genug Licht aus dem Haus, um Einzelheiten der Umgebung zu erkennen. Ein leichter, kühler Wind wehte von einem kleinen eisernen Tor, das in der Mauer eingelassen war, halb überwuchert von Geißblatt. Die Szene

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