Corina 01 - Dämonisch verführt
hatte durchaus ihren Reiz.
»Zum goldenen Zimmer geht es hier entlang, gnä’ Frau, es sei denn, Sie möchten im Brunnen baden«, sagte Geoffrey hinter mir.
Ich versuchte mir vorzustellen, welches Chaos Stinky im Badezimmer anrichten würde. »Ja, das ist eine gute Idee.
Bitte hol Handtücher und Seife, ja?«
Geoffrey zögerte volle fünf Sekunden, ein neuer Rekord. Dann hörte ich sein »Sehr wohl, gnä’ Frau«.
Es endete tatsächlich damit, dass ich im Brunnen badete, aber nicht absichtlich. Wie sich herausstellte, mochte Stinky kein Wasser, und von Seife hielt er noch weniger. Er machte deutlich, dass er weder das eine noch das andere besser kennenlernen wollte. Kurz gesagt: Ich bestand darauf, er zögerte, ich klaubte ihn von mir und warf ihn in den Brunnen, er sprang heraus, und ich verfolgte ihn über den Hof und warf ihn in den Brunnen zurück. Und so weiter. Das Ergebnis bestand schließlich darin, dass wir beide nass waren und der Brunnen voller Seifenblasen, aber Stinky brauchte einen neuen Namen. Zumindest für eine Weile.
Mit dem samtenen Elfenumhang versuchte ich, Stinky abzutrocknen. Da er im Grunde genommen ein Pelzball mit Krallen war, erwies sich das als recht schwierig, aber ich hatte begonnen, Fortschritte zu erzielen, als ich ein Geräusch hinter mir hörte. Ich drehte mich um und bemerkte Louis-Cesare - er stand vor einer Pfütze und sah mich seltsam an.
»Das Kleidungsstück ist zweifellos ein Vermögen wert«, sagte er, während Stinky sich alle Mühe gab, den Umhang zu zerfetzen. Der Stoff dehnte sich, riss aber nicht, und er blieb lange genug darin gefangen, dass ich meinen Job erledigen konnte. Als ich ihn losließ, floh er sofort unter einen rosaroten Rhododendron und rollte sich im Dreck. Ich seufzte.
»Willst du mich beim Elfen verpfeifen?«, fragte ich.
»Nein.« Louis-Cesare legte ein Kleidungsbündel auf den Rand des Brunnens und stellte eine Flasche Wein hinzu.
Er sah, wohin mein Blick ging. »Ich dachte, wir hätten uns einen Drink verdient.«
Das war eine verdammt gute Idee von ihm. Ich sah mir das Bündel an, während er großzügig einschenkte. Radus Vorstellung von angemessener Kleidung war so schrecklich, wie ich befürchtet hatte. Den Kasack aus weißem Leinen mit dem hoch angesetzten Hals, den schwarzen Schleifen und langen Ärmeln fand ich so weit in Ordnung.
Aber er hatte ihn mit einem weißen Wollrock und zwei schwarzen Schürzen kombiniert, die rote und goldene Stickereien aufwiesen. Traditionelle rumänische Frauenkleidung. Es gelang mir gerade so, keine Grimasse zu schneiden.
»Lord Radu meinte, diese Kleidung wäre dir vertraut«, kommentierte Louis-Cesare. Ich richtete einen argwöhnischen Blick auf ihn. Er wirkte ernst genug - wieso hatte ich den Eindruck, dass er lachte?
»Ja, das ist das Problem«, erwiderte ich säuerlich. Leider hatte ich nur die Wahl, entweder diese Sachen zu tragen oder nackt beim Essen zu erscheinen. Mein T-Shirt wurde von einer Sicherheitsnadel zusammengehalten, die ich mir von Olga geliehen hatte, und an den wenigen trockenen Stellen meiner Jeans klebte geronnenes Blut.
»Radu hat einen…ungewöhnlichen Geschmack«, pflichtete Louis-Cesare mir bei und setzte sich auf den Rand des Brunnens. Ich stellte fest, dass er ebenfalls geliehene Kleidung trug, aber er war dabei besser weggekommen. Eine Spitzenkaskade reichte vorn über die Brust des geradezu antik wirkenden Hemds, und eine Hose aus weichem Leder umgab bessere Beine, als ein Vampir verdiente. Hinzu kam die dunkelste Hautfarbe, die ich bisher bei ihm gesehen hatte - sie erinnerte mich an einen Pfirsich -, und sein Haar zeigte wieder die übliche glänzende Fülle. Das Licht aus dem Haus verwandelte es in eine goldene Mähne.
Nicht zum ersten Mal beneidete ich Vampire darum, wie schnell sie sich erholten. Er wirkte noch immer ein wenig mitgenommen, mehr Krieger als Modegeck, aber bis zum Morgen würde er wieder auf dem Damm sein. Bei mir dauerte es bestimmt ein bisschen länger. Ich sank neben den Brunnen und konnte kaum fassen, dass ich bei der Verfolgung eines kleinen Duergar außer Atem geraten war. Die Kleidung zu wechseln, erschien mir ohne den einen oder anderen stärkenden Schluck vorher zu anstrengend.
»Woher hast du den Wein?«, fragte ich, als Louis-Cesare mir ein Glas reichte. Die Flüssigkeit darin war dunkel, fruchtig rot - Radus eigene Marke.
»Sie war für das Abendessen bestimmt. Ich habe sie auf dem Tablett entdeckt.«
»Geoffrey hat mir also einen
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