Corina 01 - Dämonisch verführt
Gefallen getan?« Der Wein traf meinen leeren Magen schwer, aber es war mir gleich.
Manchmal war mein besonderer Metabolismus recht praktisch. »Es gibt noch Wunder.«
»Er steht zu deinen Diensten.«
»Wer? Geoffrey?« Louis-Cesare nickte, und ich lachte. »Oh, klar.«
»Du bist Lord Mirceas Tochter.«
»Und der Fleck auf der Familienehre«, erinnerte ich ihn.
»Geoffrey mag die Dinge rein und sauber, wie jeder gute Butler.«
»Hat er dich bedroht?« Louis-Cesare klang überraschend streng, wenn man berücksichtigte, dass er selbst mir vor gar nicht langer Zeit gedroht hatte.
»Alle bedrohen mich. Es ist nicht weiter wichtig.«
»Du verdienst seinen Respekt!«
»Wofür? Weil ich das kleine Mädchen des Chefs bin?« Ich winkte mit dem Glas, wodurch Wein über den Rand schwappte. Im Dunkeln sah er fast wie Blut aus. »Ich fürchte, das geht in all dem Ich-töte-seine-Art-Kram unter.«
»Bisher habe ich nicht gesehen, dass du jemanden getötet hättest, der es nicht verdiente. Und du wirst gut mit deiner .... Behinderung fertig.« Louis-Cesare unterbrach sich und wirkte ein wenig verlegen. »Bei einem Dhampir hätte ich solches Mitgefühl nicht für möglich gehalten.«
Ich starrte ihn groß an. Lieber Himmel. Ein Kompliment. Von Louis-Cesare. Der Wein musste ihm zu Kopf gestiegen sein.
Und dann ruinierte er es natürlich. »Ich bin froh, dass du in Hinsicht auf Lord Radu zur Vernunft gekommen bist.«
»Zur Vernunft?«
»Dass du dabei helfen willst, ihn zu schützen. Es ist die einzige intelligente Vorgehensweise.«
»Wie kann es intelligent sein, Drac frei herumlaufen zu lassen?«, fragte ich.
Louis-Cesare kniff die Augen zusammen. »Man wird ihn schließlich fassen. Angesichts der vielen Kräfte des Senats, die derzeit im Einsatz sind, ist das nur eine Frage der Zeit.«
»Allerdings haben sie es nicht auf ihn abgesehen.«
»Er hat bereits in der Vergangenheit mangelndes Urteilsvermögen gezeigt, und sein gegenwärtiges Bündnis bietet einen weiteren Hinweis darauf. Früher oder später wird er dem Senat in die Hände fallen.«
»Das ist eine Theorie.« Der ich mich nicht anschließen konnte. Man unterschätzte Drac seit Jahrhunderten. Er mochte verrückt sein, aber er hatte auch die Schläue der Basarab und machte auf eine ganz und gar erbarmungslose Weise Gebrauch davon. Keine gute Mischung. »Aber wenn der Senat fähig ist, mit ihm fertig zu werden .... Warum hat sich Mircea dann die Mühe gemacht, auf unsere Dienste zurückzugreifen?«
»Er hofft, einen Schlussstrich unter diese Sache zu ziehen, bevor sein Bruder noch mehr unschuldiges Blut vergießt.«
»Und das ist dir gleich?«
»Radus Blut ist ebenfalls unschuldig!«, sagte Louis-Cesare mit Nachdruck. Ich hielt das für fraglich. Mein französischer Gesprächspartner schien wieder ein wenig in Fahrt zu geraten. So viel zu einer ruhigen, gemütlichen Plauderei.
»Warum liegt dir so viel daran, was mit Radu geschieht?«, fragte ich und wusste, dass ich es vermutlich bereuen würde. »Hat er dich nicht im Stich gelassen?«
»Er ist auch mein Schöpfer!«
»Und Mircea ist meiner. Was ihm nie viel genützt hat.«
Louis-Cesare bedachte mich mit einem herablassenden Blick. »Wirklich nicht? Jetzt bist du hier, auf seinen Wunsch hin…«
»Weil es um Claire geht!«
»…wie es sich gehört. Du verdankst ihm deine Existenz, und ohne Radu wäre ich vor Jahrhunderten gestorben. Wir stehen in der Schuld der Familie.«
Leichter Wind strich durch die Bäume und bewegte die Blätter, aber als ich den Blick hob, konnte ich hier und dort die Sterne sehen. Ich atmete die kühle Nachtluft tief ein und ermahnte mich, nicht zu heftig zu reagieren. »Du verwechselst mich mit einem Vamp«, sagte ich knapp. »Nur weil Mircea ein paar Spermien gespendet hat, bedeutet das noch lange nicht, dass ich an ihn gebunden bin.«
»Es gibt andere Bindungen als die von Magie. Loyalität, Verpflichtung, Liebe…«
»Ich liebe Mircea nicht!«
»Ob du sie eingestehst oder nicht - du fühlst sie ebenfalls. Du gehörst an seine Seite, wenn er dich braucht.«
Was ich fühlte, war aufsteigender Zorn, heiß und wild. Ich verfluchte Louis-Cesare, weil er jene alte, bittere Sehnsucht in mir weckte, eine Sehnsucht, die sich um das Wort »dazugehören« drehte. Ich hatte nie irgendwohin gehört. Das war die erste Lektion, die ich jemals gelernt hatte. Sie war mir in die Knochen getrommelt und ins Fleisch geätzt worden, lange bevor ein Säugling namens Louis-Cesare das
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