Corina 01 - Dämonisch verführt
Meinung«, sagte er und nahm so auf dem umgedrehten Käfig Platz als posierte er.
Louis-Cesare stand mit verschränkten Armen da, und seine Lippen bildeten eine dünne gerade Linie. Etwas an dem Elfen schien ihn zu ärgern, oder vielleicht gefiel ihm nicht, in welche Richtung das Gespräch ging. Seine Mission bestand nicht darin, Claire zu finden, aber zum Glück war er klug genug einzusehen, dass er mich aus dieser Sache kaum herausziehen konnte, bevor ich nicht alles erfahren hatte. Radu war derzeit einigermaßen sicher, was man von Claire nicht behaupten konnte.
»Es ist eine lange Geschichte, gut geeignet für das Lied eines Barden«, sagte Caedmon, und seine Stimme gewann dabei einen melodischen Klang, fast so, als sänge er selbst. Er hatte keinen erkennbaren Akzent, aber auch ohne ihn zu sehen, hätte ich schwören können, dass Englisch nicht seine Muttersprache war. »Vielleicht macht es alles einfacher, wenn du uns sagst, was das hier bedeutet.« Er holte einen Zettel unter seinem Umhang hervor und betrachtete ihn mit einem Anflug von Arger. »Menschen sind ja so ruhelos. Jedes Mal, wenn ich diese Welt besuche, gibt es neue Sprachen unter ihnen. Ich versuche nicht mehr, auf dem Laufenden zu bleiben.« Er gab mir den gefalteten Zettel, und ich sah überrascht, dass mein Name darauf stand. »Offenbar wusste jemand, dass du hierherkommen würdest.«
Ich setzte mich auf die Käfigkante und öffnete den Brief. Er war auf Rumänisch geschrieben und kam sofort zur Sache -Geplauder war nicht Onkel Dracs Sache. Er vertraute nicht darauf, dass ich Mircea ohne einen weiteren Anreiz verriet, und deshalb gab er mir einen. Seine Verbündeten vom Dunklen Kreis hatten ihn auf die Auktion hingewiesen und Claires Namen genannt. Offenbar hatte er sich mit den jüngeren Abschnitten meines Lebenslaufs beschäftigt und angenommen, dass ich meine Freundin vielleicht zurück haben wollte. Wenn ich sie nicht in hundert oder mehr Stücken wiedersehen wollte, erwartete Onkelchen von mir, dass ich ihm seinen Bruder lieferte.
Claire diente dazu, »den Pakt zu versüßen«.
Ich starrte auf die Worte, die mit einem Federkiel und mit Blut geschrieben waren. Ich roch daran, nur um ganz sicher zu sein, und natürlich war es Claires. In der magischen Welt benutzte man längst Kugelschreiber, wie überall, aber Drac war immer ein Traditionalist gewesen. Ich nahm an, dass er es für angemessen gehalten hatte, da der Brief praktisch ein Vertrag über Claires Leben war.
Ich dachte über meine Möglichkeiten nach, und sie erschienen mir ziemlich mies. Entweder ignorierte ich Dracs Befehl und überließ Claire einem grässlichen Tod, oder ich verriet Mircea und Radu. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht ernsthaft daran gedacht, die Familie ans Messer zu liefern. Ich hatte mich nie als Teil davon gefühlt, aber mit der Vorstellung, dass sie nicht mehr existierte, verband sich Unbehagen. Ich war davon ausgegangen, dass ich irgendeine Möglichkeit finden würde, bei Drac den Spieß umzudrehen. Jetzt dachte ich daran, dass mir vielleicht nichts anderes übrig blieb, als auf ihn einzugehen.
Aus irgendeinem Grund führte dieser Gedanke dazu, dass mir übel wurde. Ich tötete Vampire, doch meistens hatte ich es auf Wiedergänger abgesehen, irre Einzelgänger, die kaum mehr waren als Tiere. Vamps, die einigermaßen im Rahmen der Gesetze blieben, hatten von mir kaum etwas zu befürchten, obwohl ich nicht zuließ, dass sich das herumsprach. Und jetzt sollte ich diejenigen töten, die sich nicht nur an die Regeln hielten, sondern dabei mitgeholfen hatten, sie zu schaffen?
»Dory.« Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass Louis-Cesare meinen Namen genannt hatte.
Caedmon beobachtete mich mit Anteilnahme, und ich fragte mich, wie viel von meinem inneren Chaos sich in meinem Gesicht widergespiegelt hatte.
Ich sah Louis-Cesare an, und mir fehlten die Worte. Normalerweise log ich ziemlich gut. Mit meinem lieben alten Vater konnte ich natürlich nicht mithalten, aber es genügte für die meisten Gelegenheiten. Doch diesmal fiel mir einfach nichts ein. Keine der beiden Möglichkeiten war akzeptabel. Wenn Louis-Cesare herausfand, was Drac mit Radu vorhatte, würde ich nie Gelegenheit bekommen, einen Ausweg aus dieser verzwickten Situation zu finden. Er hätte ihn nach MAGIE zurückgebracht, auch mit Gewalt, wenn nötig, und damit wäre Claires Schicksal besiegelt gewesen - genauso gut hätte ich sie mit eigenen Händen umbringen können.
»Drac
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