Corina 01 - Dämonisch verführt
hat Claire«, sagte ich schließlich und hoffte, dass man mein Zögern auf einen Schock zurückführte. »Er schreibt, dass er sie tötet, wenn wir ihm folgen.«
Louis-Cesare nickte, doch Caedmon wirkte verwirrt. »Was ist das? Ein anderer Vampir?«
»Dracula«, sagte ich und begriff, dass ich die Kurzform des Namens verwendet hatte. Radu hatte recht; es war eine schlechte
Angewohnheit. Zu meiner großen Überraschung schien der volle Name Caedmon ebenso wenig zu bedeuten wie die kurze Version. So viel zu Onkels Berühmtheit. »Ich möchte Claire finden, weil ich es vorziehe, meine Freunde keinem schrecklichen Tod auszuliefern«, erklärte ich knapp. »Wie lautet deine Rechtfertigung?«
Verwunderungsfalten bildeten sich auf der Stirn des Elfen. »Ich suche natürlich nach meinem König.«
»Und du glaubst, sie sind zusammen?«
Er sah mich an, als hielte er mich für schwer von Begriff. »Ich glaube, davon kann man ausgehen«, sagte er.
Ich hatte das Gefühl, etwas zu übersehen, aber meine Schmerzen waren so stark, dass ich mich nicht darum scherte. »Wie heißt der König?«
In einer geschmeidigen Bewegung zuckte Caedmon mit den Schultern, was den samtenen Umhang erschimmern ließ. »Ich weiß nicht.«
»Du kennst den Namen deines Königs nicht?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob die ehrenwerte Dame ihm schon einen gegeben hat«, sagte der Elf langsam und musterte mich neugierig. »Kann es sein, dass du nicht Bescheid weißt?«
»Nein!« Ich sprang auf, was ich sofort bereute. Der Raum neigte sich zur Seite, und ich sank auf ein Knie, bevor mich starke Arme festhielten. Ich sah auf, begegnete dem besorgten Blick smaragdgrüner Augen und stellte fest, dass sie aus der Nähe noch atemberaubender aussahen. »Ich weiß nicht. Einen Monat lang habe ich nach ihr gesucht, und ich weiß überhaupt nichts. Könntest du mich vielleicht aufklären?«
»Aber wenn ihr befreundet seid, hat sie doch sicher davon erzählt?«
»Was soll sie mir erzählt haben?« Ich war ihm noch immer dankbar für die schnelle Heilung, aber mit meinen Nerven stand es nicht besonders gut. Wenn es mir besser gegangen wäre, hätte ich vermutlich längst die Faust in das hübsche Gesicht gerammt.
Caedmon schien das zu spüren und hob entschuldigend die Hände. »Dass sie schwanger ist. Deine Freundin trägt den nächsten Regenten des Feenlands unter ihrem Herzen.«
Ich starrte ihn groß an, und nach einigen Sekunden lachte ich schallend. Claire? Und sie sollte nicht nur mit einem Elfen rumgemacht haben, sondern sogar mit ihrem König? Wann hatte sie dafür Zeit gefunden, zwischen dem Anbau von Marihuana und dem Einkaufen? Ich stellte mir vor, wie sie einen Zettel an den Kühlschrank klebte, auf dem mit ihrer klaren, präzisen Handschrift geschrieben stand: Bin beim Elfenkönig poppen. Kehre gegen acht zurück. Vergiss nicht, die Katzen zu füttern. Es war absurd.
»Geht es ihr gut?«, wandte sich Caedmon leise an Louis-Cesare. »Ich habe schon seit einer ganzen Weile keine Energie mehr auf einen Menschen übertragen. Vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben…«
»Sie ist kein Mensch, sondern eine Dhampirin«, berichtigte ihn Louis-Cesare.
»Tatsächlich?« Die Augen des Elfen leuchteten über einem erstaunten Lächeln auf. »Ich habe von solchen Geschöpfen gehört, doch bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, einem zu begegnen.« Er löste seinen Umhang und legte ihn mir um die Schultern. Das Ding war weich, schien sich an mich zu schmiegen und duftete leicht nach einem unaufdringlichen Kölnischwasser. Oder war es sein eigener Geruch? Es gelang mir einfach nicht, individuelle Gerüche des Elfen zu erfassen. Er war wie ein leichter Wind, der aus allen Richtungen zu mir blies, nur nicht aus seiner. Es war verwirrend und auch sehr faszinierend.
Er sah mich an, und in seinen Augen leuchtete Neugier. »Wir Elfen können einer neuen Erfahrung nie widerstehen«, sagte er. »Für uns gibt es so wenige davon.«
»Ach?« Ich dachte kurz daran, wie viele neue Erfahrungen ich ihm bescheren konnte. »Und wie kam es, dass Claire mit einem Elfen ausging?«, fragte ich.
»Das ist eine gute Frage«, erwiderte Caedmon, was mir nicht sonderlich half. Er zog mich näher, obwohl das für ihn auch einen engeren Kontakt mit Stinky zur Folge hatte, der wie eine Klette an mir klebte. Ich war so durcheinander, dass ich nicht einmal dann hätte protestieren können, wenn mir danach gewesen wäre. Warum hatte mir Claire nichts davon erzählt? Und
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