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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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überzog eine Röte der Erleichterung ihre Wangen, die Wärme der Liebe. Überwältigt verließen sie ihre Sinne.
    Corum trug sie die Stiegen hinunter und den Korridor entlang.
    Vor Shools Gemach blieb er stehen.
    Der ehemalige Zauberer war verschwunden.
    Einen Trick befürchtend rannte Corum zum Haupteingang.
    So schnell ihn seine altersschwachen Beine trugen, eilte Shool im Regen über einen Gartenweg, zwischen den sich im Winde wiegenden Pflanzen entlang.
    Er warf einen Blick zurück, und als er Corum sah, begann er vor Angst zu wimmern. Er versuchte, in den Büschen Zuflucht zu finden.
    Corum vernahm ein schmatzendes Geräusch. Einen markerschütternden Schrei. Ein Schlürfen.
    Corums Magen rebellierte. Shools Pflanzen stärkten sich zum letztenmal.
    Wachsam trug er Rhalina den Weg entlang und befreite sich von den Reben und Blüten, die versuchten, ihn zu halten und zu küssen. Schließlich erreichte er den Strand.
    Ein Boot lag halb im Wasser. Eine kleine Jolle, die sie mit viel Glück zurück zur Burg Mordel bringen würde.
    Die See kräuselte sich leicht unter dem grauen Regen. Am Horizont begann der Himmel hell zu werden.
    Corum legte Rhalina sanft in das Boot und setzte das Segel.
     
    Stunden später wachte sie kurz auf. Sie blickte zu ihm empor, lächelte und schlief wieder ein.
    Noch ehe die Nacht hereinbrach und das Boot ruhig durch das Wasser schnitt, kam sie und setzte sich neben ihn. Er legte seinen roten Mantel um ihre Schultern, aber er schwieg.
    Als der Mond aufstieg, legte sie ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn auf die Wange.
    »Ich hatte schon nicht mehr gehofft - «, begann sie, aber dann erstickten die Tränen ihre Stimme, und er drückte sie tröstend an sich.
    »Corum«, fragte sie schließlich, »wie kommt es, daß nun doch alles gut geworden ist?«
    Da begann er ihr zu erzählen. Er berichtete von den Raghada- Kheta, von dem Zauberdrachen, vom Flammenland, von Arioch und Arkyn.
    Er erzählte ihr alles - fast alles.
    Er verschwieg ihr, wie er - oder vielmehr die Hand Kwlls König Temgol-Lep, der ihn vergiften wollte, erwürgt hatte. Und er verschwieg ihr, wie ihr Landsmann Hanafax umgekommen war. Hanafax, der ihm nur helfen wollte.
    Als er geendet hatte, blickte sie ihn glücklich seufzend an.
    »Dann haben wir nun endlich Frieden.«
    »Frieden. Ja, eine Weile, wenn uns das Glück hold ist.«
    Die Sonne erhob sich am Horizont. Nach ihrem Stand richtete er den Kurs aus.
    »Du wirst mich nun nicht mehr verlassen, nicht wahr? Die Ordnung herrscht wieder und - «
    »Ordnung herrscht nur auf dieser Ebene. Die Lords des Chaos werden nicht sehr erfreut sein, wenn sie erfahren, was hier geschehen ist. Mit seinen letzten Worten warnte mich Arioch, daß ich den Fluch der Schwertherrscher auf mich geladen habe. Und Lord Arkyn weiß, daß noch viel, viel mehr getan werden muß, ehe die Ordnung wieder festen Fuß auf allen fünfzehn Ebenen gefaßt hat. Auch von Glandyth-a-Krae werden wir wieder hören.«
    »Willst du dich immer noch an ihm rächen?«
    »Das ist vorbei. Er war nichts weiter als ein Instrument Ariochs. Aber er wird seinen Haß auf mich nicht vergessen, Rhalina.«
    Die Sonne stieg höher über einen wolkenlosen blauen Himmel. Eine warme Brise kam auf.
    »Werden wir denn gar keinen Frieden mehr haben, Corum?«
    »Ein wenig wohl, glaube ich. Aber er wird nicht viel mehr als eine Kampfpause sein, Rhalina. Laß sie uns nutzen. Soviel haben wir jedenfalls gewonnen.«
    »Ja.« Ihre Stimme klang fröhlicher. »Und Frieden und Liebe, die man sich erkämpfen muß, schätzt man mehr, als wenn sie einem in den Schoß fallen.
    Er schloß sie in seine Arme.
    Die Sonne stand nun hoch am Himmel. Ihre Strahlen brannten auf eine wie Juwelen glitzernde Hand und auf ein wie ein Edelstein funkelndes Auge herab und ließ sie noch heller gleißen.
    Aber Rhalina sah es nicht, denn sie schlief in Corums Armen.
    Burg Mordel kam in Sicht. Die sanfte blaue See wusch gegen die grünen Hügel von Mordelsberg, und die Sonne umschmeichelte die weißen Mauern der Burg. Es war die Zeit der Flut, und Wasser bedeckte die Landbrücke.
    Corum blickte zärtlich auf Rhalinas schlafendes Gesicht herab. Er lächelte und strich sanft über ihr Haar.
    Er sah die Wälder auf dem Festland. Keine Gefahr drohte von dort.
    Er schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel.
    Er hoffte, daß es eine lange Pause des Friedens würde.
     
    HIER ENDET DER ERSTE BAND DES BUCHES CORUM

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