Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Schwertherrscher auf dich geladen!«
DAS ACHTE KAPITEL
Eine Kampfpause
Corum sah eine Prozession vorüberziehen.
Wesen Hunderter verschiedener Rassen marschierten oder ritten oder wurden getragen. Corum wußte, daß er hier alle Rassen Sterblicher beobachtete, die es je gegeben hatte, seit Ordnung und Chaos ihren Kampf um die Herrschaft über die unzähligen Ebenen der Erde begonnen hatten.
In der Ferne entdeckte er die Banner von Ordnung und Chaos Seite an Seite. Der eine mit den acht pulsierenden Pfeilen. Der andere mit dem einen, geraden Pfeil des Rechtes. Und über dem allen schwebte eine riesige Waage mit beiden Schalen in perfektem Gleichgewicht. In jeder der zwei Schalen standen Gestalten. Corum erkannte Arioch und die Lords des Chaos in einer, und in der anderen sah er die Lords der Ordnung.
Da hörte Corum eine Stimme: »Dies ist, wie es sein soll. Weder Ordnung noch Chaos darf die Oberhand auf den Ebenen der Sterblichen gewinnen. Es muß Gleichgewicht herrschen.« »»Aber es gibt kein Gleichgewicht!« rief Corum. »»Chaos beherrscht alles!« Die Stimme erwiderte: »»Manchmal neigt sich eine der beiden Waagschalen. Dann mußdas Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Und das ist die Aufgabe Sterblicher.« »»Was kann ich dazu beitragen?«
»»Du hast das Werk bereits begonnen. Nun mußt du es zu Ende führen. Vielleicht kost et es dich dein Leben, doch dann werden andere weitermachen.«
Corum brüllte: »»Ich will nicht! Ich kann diese Last nicht auf mich nehmen!« »DU MUSST!«
Die Prozession zog weiter. Keiner sah Corum. Keiner sah die beiden
Banner. Keiner sah die kosmische Waagschale, die über ihnen hing.
Corum schwebte in einer dichten Wolke. Er hatte Frieden gefunden. Formen begannen sich zu bilden, und er sah, daß er sich wieder in Ariochs Palast befand. Er suchte nach seinem Schwert, aber ES WAR VERSCHWUNDEN.
»Ich gebe dir dein Schwert zurück, Prinz Corum der Vadhagh, ehe du von hier gehst.«
Die Stimme war klar und deutlich.
Corum wandte sich um.
Er holte erstaunt Luft. »Der Riese von Laahr!«
Das schwermütige, weise Gesicht lächelte zu ihm herab. »So nannte man mich im Exil. Aber nun bin ich nicht länger verbannt, und du darfst mich mit meinem wahren Namen anreden. Ich bin Lord Arkyn, und dies ist mein Palast. Arioch ist nicht mehr. Ohne sein Herz kann er sich auf diesen Ebenen nicht materialisieren. Und ohne einen Körper kann er nicht herrschen. Nun regiere wieder ich hier, wie früher.«
Die Gestalt des Wesens war immer noch schattenhaft, aber nicht mehr so formlos wie früher.
Lord Arkyn lächelte. »Es wird eine Weile dauern, bis ich meinen festen Körper wiederhabe. Nur durch schier übermächtige Willenskraft schaffte ich es überhaupt, auf diesen Ebenen zu bleiben. Als ich dich rettete, Corum, wußte ich noch nicht, daß ich dir meine Wiederauferstehung zu verdanken haben würde. Ich danke dir.«
»Und ich danke Euch, mein Lord.«
»Gutes zeugt Gutes, und Böses gebiert Böses.«
Corum lächelte. »Manchmal, mein Lord.«
Arkyn erwiderte sein Lächeln. »Aye, du hast recht manchmal. Doch nun, Sterblicher, muß ich dich auf deine eigene Ebene zurückversetzen.«
»Könnt Ihr mich zu einem bestimmten Ort bringen, Lord?«
»Das kann ich, Prinz im scharlachroten Mantel.«
»Lord Arkyn, Ihr wißt, weshalb ich mich auf diesen Weg begab. Ich suchte nach Überlebenden meines Volkes, der Vadhagh. Sagt mir, leben noch welche?«
Lord Arkyn senkte den Kopf. »Nur du.«
»Und könnt Ihr sie nicht wiedererwecken?«
»Die Vadhagh waren von eh und je die Sterblichen, die ich am meisten liebte, Prinz Corum. Aber ich habe leider nicht die Macht, die Zeit zurückzudrehen. Du bist der Letzte der Vadhagh. Und doch - «, Lord Arkyn hielt inne. »Und doch könnte eine Zeit kommen, in der die Vadhagh zurückkehren. Aber ich sehe noch nichts deutlich, und so kann ich nicht mehr sagen.«
Corum seufzte. »Damit muß ich mich wohl zufriedengeben. Doch was ist mit Shool? Und ist Rhalina wohlauf?«
»Bis jetzt, ja. Meine Sinne sind noch nicht scharf genug, alles, was geschieht, zu sehen. Shool ist eine Kreatur des Chaos und deshalb für mich um so schwieriger zu erkennen. Aber ich fürchte, Rhalina befindet sich in Gefahr, obgleich Shools Kräfte mit der Verbannung Ariochs schwanden.«
»Dann bringt mich, ich flehe Euch an, nach Svi-an-FanlaBrool, denn ich liebe die Markgräfin.«
»Es ist dein Vermögen zu lieben, das dich stark macht, Prinz Corum.«
»Und mein Vermögen
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