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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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tausende Meter in die Luft auf. Er sah millionenstarke Armeen. Er sah Waffen von verheerender Vernichtungskraft. Er sah fliegende Maschinen, und er sah Drachen. Er sah Kreaturen von jeder Gestalt, jeder Größe, jeder Form. Alle schienen nach ihm zu schreien, während er vorbeiritt.
    Und er sah Rhalina.
    Er sah Rhalina als Mädchen, als ein Junge, als ein Mann und als eine alte Frau. Er sah sie lebend und er sah sie tot.
    Und es war dieser Anblick, der ihn aufschreien ließ. Er schrie noch immer, als er plötzlich in eine Waldlichtung ritt, durch einen Kreis von Frauen und Männern brach, die sich bei den Händen gefaßt hatten und um einen Hügel standen, und die wie mit einer Stimme sangen.
    Noch immer schrie er, als er sein glänzendes Schwert zog und es mit seiner silbernen Hand hoch über sich hob, während er sein Pferd auf der Spitze des Hügels zügelte.
    »Corum!« schrien die Menschen auf der Lichtung.
    Und Corum hörte auf zu schreien und senkte seinen Kopf, aber sein Schwert blieb weiter erhoben.
    Das rote Vadhaghpferd in seinen seidenen Decken scharrte im Gras des Hügels und schnaubte.
    Dann sagte Corum in einer tiefen, klaren Stimme: »Ich bin Corum und ich werde euch helfen. Aber denkt daran, in diesem Land und in diesem Zeitalter bin ich völlig unerfahren.«
    »Corum«, riefen sie. »Corum Llaw Ereint.« Und sie deuteten auf die silberne Hand, und zeigten sie sich gegenseitig, und Freude stand in ihren Gesichtern.
    »Ich bin Corum«, sagte er wieder. »Ihr müßt mir erklären, warum ihr mich angerufen habt.«
    Ein Mann trat vor, älter als die anderen, sein roter Bart von weißen Strähnen durchzogen, einen goldenen Reif um den Nakken.
    »Corum«, sagte er. »Wir haben dich gerufen, weil du Corum bist.«
III
    Die Tuha-Na-Cremm Croich
    Ein Schatten lag über Corums Geist. Obwohl er die Nachtluft roch, die Menschen um sich sah und das Pferd unter sich fühlte, erschien ihm noch immer alles wie ein Traum. Langsam ritt er den Hügel hinunter zurück. Eine leichte Brise verfing sich in den Falten seines scharlachroten Mantels und ließ ihn sich rot hinter Corum aufblähen. Corum versuchte zu begreifen, daß er von seiner eigenen Welt jetzt ein volles Jahrtausend entfernt war. Oder konnte es sein, daß er weiterhin alles nur träumte? Er fühlte dieselbe Gleichgültigkeit, die persönliche Unberührtheit, wie er sie in vielen Träumen erlebt hatte. Als er am Fuß des grasbewachsenen Hügels anlangte, traten die hochgewachsenen Mabden respektvoll vor ihm zurück. Am Ausdruck ihrer wohlgeformten Gesichter war abzulesen, daß diese Menschen von der Entwicklung der Dinge selber mehr als überrascht waren, so als hätten sie nie recht an den Erfolg ihrer Beschwörungen geglaubt. Corum fühlte Sympathie mit ihnen. Sie waren nicht die abergläubischen Barbaren, die er zunächst erwartet hatte, hier zu finden. In ihren Gesichtern stand eine wache Intelligenz, ihr Ausdruck zeigte eine Offenheit und ihre Haltung eine Aufrichtigkeit und einen Mut, der angesichts eines Wesens, das in ihren Augen ja übernatürlich sein mußte, durchaus nicht selbstverständlich war. Hier standen wirklich die wahren Nachfahren der Besten aus Rhalinas Volk. In diesem Moment bedauerte Corum nicht mehr, daß er ihrem Ruf geantwortet hatte.
    Er fragte sich, ob diese Menschen die Kälte nicht genauso empfanden wie er. In der Luft lag ein eisiger Frost, und doch trugen sie nur dünne Kleider, die Arme, Brust und Beine kaum bedeckten, und zu denen nur reichverzierter Goldschmuck und hochgeschnürte Sandalen kamen.
    Der ältere Mann, der Corum als erster angesprochen hatte, war kräftig gebaut und so groß wie der Vadhagh. Corum zügelte sein Pferd vor diesem Mann und stieg ab. Eine Weile musterten sie sich schweigend. Dann sprach Corum fast gedankenverloren:
    »Mein Kopf ist leer«, sagte er. »Ihr müßt ihn füllen.«
    Der Mann blickte nachdenklich zu Boden, hob den Kopf und erwiderte:
    »Ich bin Mannach, ein König.« Ein angedeutetes Lächeln begleitete seine nächsten Worte. »Eine Art Zauberer bin ich wohl auch. Druide werde ich von manchen genannt, obwohl ich wenig von der Kunst der Druiden verstehe und nicht viel von ihrer Weisheit besitze. Aber ich bin der Beste, den wir noch haben, denn von den alten Lehren ist das meiste vergessen. Vielleicht sind wir auch deshalb in solcher Bedrängnis.« Fast verlegen, setzte er hinzu: »Wir dachten, solche Dinge nicht zu brauchen, bis dann die Fhoi Myore zurückkamen.« Er blickte Corum

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