Corum 04 - Das kalte Reich
verwundert ins Gesicht, als traue er dem Erfolg seiner eigenen Beschwörung noch immer nicht.
Corum mochte diesen König Mannach vom ersten Augenblick an. Er war vom Skeptizismus dieses Mannes beeindruckt (falls das wirklich hinter dem Verhalten des Königs stand). Offensichtlich lag der Grund für die Schwäche des Rufs, der Corum erreicht hatte, auch daran, daß Mannach und die anderen nur halb an einen Erfolg geglaubt hatten.
»Ihr habt mich angerufen, nachdem alles andere versagt hat?« erkundigte sich Corum.
»Aye. Die Fhoi Myore schlagen uns in jeder Schlacht. Sie kämpfen anders, als wir gewohnt sind zu kämpfen. Schließlich blieb uns nichts mehr außer unseren Legenden.« Mannach zögerte kurz und gab dann zu: »Bis jetzt habe ich nicht sehr an diese Legenden geglaubt.«
Corum lächelte. »Bis jetzt lag vielleicht auch nicht viel Wahrheit in diesen Legenden.«
Mannach runzelte die Stirn. »Ihr sprecht mehr wie ein Mensch denn wie ein Gott oder selbst ein großer Held. Verzeiht, wenn Ihr wenig Respekt in diesen Worten findet. Ich achte Euch wohl.«
»Es sind die Menschen, die aus Männer wie mir Götter und Helden machen, mein Freund.« Corum blickte über die versammelten Menschen. »Ihr müßt mir sagen, was ihr von mir erwartet, denn ich habe keine übernatürlichen Kräfte.«
Jetzt war es an Mannach zu lächeln. »Vielleicht habt ihr bis jetzt keine gehabt.«
Corum hob seine silberne Hand. »Das hier? Das ist von irdischen Händen gefertigt. Mit dem rechten Geschick und dem nötigen Wissen kann jeder dergleichen anfertigen.«
»Ihr habt Gaben«, erwiderte König Mannach. »Die Gaben Euerer Rasse, Euerer Erfahrung und Euerer Weisheit aye, und die Kunst des Kampfes beherrscht Ihr auch, Lord aus dem Hügel. Die Legenden sagen, daß Ihr mächtige Götter besiegt habt vor dem Morgen der Welt.«
»Ich habe gegen Götter gekämpft.«
»Das ist gut, denn wir bedürfen dringend eines Götterkämpfers. Diese Fhoi Myore sind Götter. Sie erobern unser Land. Sie stehlen unsere Heiligtümer. Sie knechten unser Volk. Selbst unser Hochkönig ist jetzt ihr Gefangener. Unsere Großen Plätze haben sie besetzt darunter Caer Llud und Craig Don. Sie teilen unsere Länder und trennen so unser Volk. Denn getrennt fällt es uns noch schwerer, uns zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Fhoi Myore zusammenzufinden.«
»Sie müssen sehr zahlreich sein, diese Fhoi Myore«, meinte Corum.
»Sie sind sieben.«
Corum erwiderte nichts und ließ das Erstaunen in seinen Augen für sich sprechen.
»Sieben«, wiederholte König Mannach. »Kommt nun mit uns, Corum aus dem Hügel, zu unserer Feste auf Caer Mahlod. Dort werden wir Euch bei Meet und Fleisch erklären, warum wir Euch gerufen haben.«
Und Corum stieg wieder auf sein Pferd und erlaubte den Menschen, es durch den froststarren Eichenwald zu führen und einen Hügel hinauf, der über die See blickte. Ein fahler Mond warf sein lepröses Licht über die Wellen. Um die Kuppe des Hügels erhoben sich hohe Steinwälle, durch die nur ein schmales Tor führte, ein Tor, das eigentlich ein Tunnel war, der unter dem Wall hindurch gegraben war. Nur durch ihn konnte man in die Stadt gelangen. Auch die Steine waren hier weiß. Es schien, als wäre die ganze Welt im Frost erstarrt und aus Eis geschnitzt.
Das Innere der Stadt von Caer Mahlod erinnerte Corum an die steinernen Städte von Lyr-a-Brode, doch hier hatte man zumindest den Versuch gemacht, den Granit der Hauswände mit Reliefen und Malereien zu verzieren. Mehr Festung als Stadt hatte der Platz eine düstere Atmosphäre, die Corum nicht z u den Menschen zu passen schien, die ihn hierher geführt hatten.
»Ihr seht hier eine Festung unserer Vorväter«, erklärte König Mannach. »Wir wurden aus unseren großen Städten vertrieben und gezwungen, in diesen längst verlassenen Festungsstädten, in denen unsere Ahnen einst lebten, Zuflucht zu suchen. Siedlungen wie Caer Mahlod sind schwer zu erobern und man kann von ihnen aus meilenweit in alle Richtungen sehen.« Er bückte sich, um durch ein niedriges Portal in ein großes Gebäude zu treten. Zusammen mit den anderen Männern und Frauen, die bei der Beschwörung beteiligt gewesen waren, folgte ihm Corum. Drinnen war alles von Fackeln und Öllampen erleuchtet.
Schließlich standen sie alle zusammen in einer Halle mit niedriger Decke. Das Mobiliar bildeten schwere Holztische und Holzbänke. Aber auf diesen Tischen erblickte Corum eines der kunstvollsten Geschirre aus Gold,
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