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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Dösen zurücklegte.
    Als die Augen geschlossen waren, schlug Corum zu.
    Sein Hieb fuhr durch das ovale Maul, durch den Kiefer bis dorthin, wo man das Hirn des Wesens vermuten konnte. Corum wußte, daß er nur Gelegenheit zu einem Schwertstreich hatte, bevor der Fleischberg einen Laut geben würde, der andere Wächter alarmierte.
    Die Augen des Wesens öffneten sich, und ein Auge schloß sich sofort wieder mit einem obszönen Zwinkern.
    Die anderen beiden Augen starrten verwundert auf das Schwert, das für sie aus dem Nichts niederzusausen schien. Die Affenhand hob sich, den Schlag abzuwehren. Aber diese Bewegung wurde nicht mehr zu Ende geführt. Der Arm fiel schlaff zurück. Die Augen schlossen sich. Corum wischte sein Schwert ab und stieg so schnell er konnte über das fette, weiche Fleisch. Er betete, daß niemand das tote Wesen entdeckte, bevor er Amergin gefunden hatte.
    Auf dem nächsten Treppenabsatz standen zwei Ghoolegh-Wachen mit gezückten Schwertern. Aber man sah ihnen an, daß sie nichts von dem mitbekommen hatte, was weiter unten vorgefallen war.
    Schnell schlüpfte Corum zwischen ihnen durch und erreichte das nächste Stockwerk. Und auf dem Flur vor ihm sah er zwei Hunde des Kerenos, die größten Hunde, die Corum bisher je erblickt hatte.
    Und diese Hunde schnüffelten aufmerksam. Sie konnten ihn nicht sehen, aber sie hatten seine Witterung bekommen. Beide gaben ein weiches, tiefes Knurren von sich.
    Corum reagierte so schnell, wie er bei dem Fleischberg reagiert hatte. Er warf sich zwischen den beiden Hunden durch und hatte die Befriedigung zu sehen, wie die Bestien in die Luft schnappten und sich dabei fast gegenseitig die Fänge in den Leib schlugen.
    Jetzt stand Corum vor einem steinernen Bogen, in den eine große Tür aus gehämmerter Bronze eingelassen war, geschmückt mit Reliefen von wunderbarer Vielfalt. König Fiachadh hatte diese Türe beschrieben. Sie führte zu Amergins Räumen. Und an einem Messinghaken neben der Tür, halb verdeckt vom Kopf eines riesigen Ghoolegh-Wächters, hing ein einzelner eiserner Schlüssel. Dies war der Schlüssel zu der schönen Bronzetür.
    Hinter Corum winselten und knurrten die Hunde des Kerenos, ohne sich von der Stelle zu rühren. Es war ihnen offenbar befohlen, ihre Position nicht zu verlassen. Das leere Gesicht des Ghoolegh verzog sich. Er trat einige Schritte vor.
    »Was habt ihr, Hunde? Kommen Fremde?«
    Corum schlich hinter den Ghoolegh, nahm leise den Schlüssel von seinem Haken, schob ihn in das Schloß, drehte ihn, öffnete die Tür und schloß sie wieder hinter sich. Solange das Verhalten der Hunde das halbtote Gehirn des Ghoolegh in Anspruch nahm, mochte er das Fehlen des Schlüssels übersehen.
    Corum fand sich in einem Raum mit vielen, reichgeschmückten Vorhängen. Überrascht bemerkte er den Geruch von frisch gemähtem Gras. Das Zimmer war warm. In ihm brannte ein Feuer, das noch größer war als das, neben dem zwei Stockwerke tiefer Calatin und Goffanon saßen.
    Aber wo war Amergin?
    Hastig suchte Corum sich einen Weg in den nächsten Raum, die Hand am Schwertgriff und ständig auf neue Gefahren gefaßt.
    Und hier entdeckte er schließlich etwas. Zuerst hielt er es für ein Tier, denn es stand auf allen Vieren vor einem goldenen Trog, der bis oben hin mit Grünzeug gefüllt war.
    Das Etwas drehte seinen Kopf, aber es sah Corum unter seinem Sidhi-Mantel nicht. Große, sanfte Augen starrten ins Leere, und die Kiefer kauten langsam die grünen Pflanzen. Der ganze Körper war in Schafsfelle gekleidet, von denen die ungewaschene Wolle noch dick herabhing. Schmutzig und verfilzt wie die Wolle war, schienen die Felle gerade erst wilden Bergschafen abgezogen worden zu sein. Selbst den Kopf bedeckte eine Kappe aus Schafsfell, so daß vom Körper nur das Gesicht zu sehen war. Der Mann sah lächerlich und pathetisch zugleich aus, und Corum wußte, daß er den Hochkönig Amergin vor sich hatte. Und Amergin, Hochkönig aller Mabden, Erzdruide von Craig Don, stand wirklich unter einem bösen Zauber.
    Es war ein schönes Gesicht gewesen, sicherlich ein intelligentes Gesicht, aber jetzt war es nichts mehr davon. Die Augen starrten blicklos ins Nichts, die Kiefern kauten unablässig das Gras.
    »Amergin?« murmelte Corum.
    Und Amergin unterbrach sein Kauen. Er öffnete den Mund und gab ein einzelnes, furchtsames Blöken von sich.
    Er begann, zu einer schattigen Ecke zu kriechen, wo er offenbar hoffte, Schutz zu finden. Traurig zog Corum sein

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