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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Mantel in Wirklichkeit doch nicht. Ich hätte ihn ausprobieren sollen, bevor ich von Caer Mahlod aufgebrochen bin.«
    Jhary-a-Conel warf Corum einen nachdenklichen Blick zu. »Vielleicht kann er Mabden-Augen täuschen. Ihr vergeßt, daß ich gewohnt bin, zwischen den Ebenen zu reisen. Aber die, die nicht das Wissen darum und unsere geschärften Augen haben, sehen Euch vielleicht wirklich nicht.«
    Corum antwortete mit einem bitteren Lächeln. »Nun«, meinte er, »ich will hoffen, daß Ihr recht habt, Jhary!«
    Er drehte sich um und schritt zur Tür.
    »Seid vorsichtig, Corum«, rief ihm Jhary-a-Conel nach. »Gaynor nicht zu vergessen die Fhoi Myore selbst viele in Caer Llud sind nicht aus dieser Welt. Einige mögen Euch deutlich erkennen. Andere könnten Eueren Umriß entdecken, auch wenn sie nicht sehen, wer sich dahinter verbirgt. Euer Unternehmen ist alles andere als ungefährlich.«
    Und Corum sagte nichts mehr dazu, verließ das Haus still und machte sich auf den Weg zu dem Turm am Fluß mit den festen, entschlossenen Schritten eines Mannes, der tapfer seinem unausweichlichen Tod entgegengeht.
II
    Ein erniedrigter Hochkönig
    Er stand direkt in Corums Weg, als Corum durch das offene Tor der niedrigen Einfriedung trat und die breiten Stufen zum Eingang des Turmes hinaufsteigen wollte. Er war groß, ein Kerl wie ein Baum, in Leder gekleidet, mit einem Kurzschwert in beiden weißen Händen. Seine roten Augen glühten. Seine blutleeren Lippen waren zu einer leeren Grimasse verzogen, die ein Lächeln sein konnte oder ein Knurren.
    Corum war einem Wesen wie diesem schon einmal begegnet. Es mußte einer der lebenden Toten der Fhoi Myore sein, ein Ghoolegh. Oft ritten die Ghoolegh als Jäger mit den Meuten des Kerenos, denn sie waren aus Waldläufern geschaffen worden, als die Fhoi Myore ihren Eroberungszug begannen.
    Das ist die entscheidende Probe, dachte Corum. Er stand weniger als einen Schritt vor dem rotäugigen Ghoolegh in kampfbereiter Position, die Hand am Schwertgriff.
    Aber der Goolegh reagierte nicht. Er starrte weiter durch Corum hindurch und konnte ihn offenbar tatsächlich nicht wahrnehmen.
    Mit einer gewissen Erleichterung und neuem Vertrauen in seinen Sidhi-Mantel setzte Corum seinen Weg fort. Er umging den Ghoo-legh-Wächter und stieg zum Eingang des hohen Granitturmes hinauf.
    Hier standen zwei weitere Ghoolegh-Wachen. Aber sie nahmen Corum genauso wenig wahr wie ihr Kamerad weiter unten. Fast in Hochstimmung ging Corum zwischen ihnen durch und folgte einer gewundenen Steintreppe zum Herz des Turmes hinauf. Der Turm war von breitem Durchmesser mit einem annähernd quadratischen Grundriß. Die Stufen waren alt und abgetreten. Die Wände zu beiden Seiten der Treppe waren mit Bildern oder Reliefen geschmückt, die von einer wundervollen Kunstfertigkeit zeugten. Wie die meiste Kunst der Mabden, stellten sie legendäre Taten, große Helden, Liebesgeschichten und das Leben von Göttern und Halbgöttern dar. Aber in der Schönheit ihrer Darstellung und der Reinheit der Kon- zeption, die dahinter stand, lag nichts von den dunkleren Aspekten des Aberglaubens und der Religion. Der metaphorische Gehalt der alten Überlieferungen war von den Mabden völlig verstanden worden, und sie sahen nichts anderes in ihren Legenden.
    Hier und dort fanden sich Reste von Gobelins, die von den Wänden gerissen worden waren. Obwohl sie frostüberzogen und verschimmelt in den Ecken lagen, konnte Corum ihren unschätzbaren Wert erkennen. Sie waren mit Gold und Silber durchwebt, in tiefem Blau, Scharlach und Gelb. Corum erfüllte Trauer bei dem Anblick der sinnlosen Zerstörung, die die Fhoi Myore und ihre Knechte hier angerichtet hatten.
    Er gelangte in den ersten Stock des Turmes und befand sich auf einem weiten, gefliesten Treppenabsatz, der eigentlich eine Art Flur war. Aus einem der Räume, die von hier abzweigten, hörte er Stimmen.
    Im Vertrauen auf die Macht seines Mantels näherte sich Corum der halboffenen Tür dieses Raumes. Zu seiner Überraschung schlug ihm eine angenehme Wärme entgegen. Dafür war er überaus dankbar, aber es machte ihn auch vorsichtig. Er spähte um die Türe und erstarrte fassungslos.
    Zwei Gestalten saßen neben einem großen Feuer in einer steinernen Feuerstelle. Beide waren in dicke, weiße Felle gehüllt. Beide trugen Handschuhe. Beide hatten hier in Caer Llud nicht das geringste zu suchen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes bereitete ein Mädchen eine Mahlzeit vor, das die roten

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