Corum 05 - Der gefangene König
Treppenstufe herum. »Wo?«
»Dort!« erklärte Goffanon und wies mit der ausgestreckten Hand auf Corum.
Calatin begriff schnell. »Unsichtbar! Er muß sterben. Erschlag ihn! Erschlag ihn, Goffanon!«
»Wie Ihr verlangt.« Goffanon packte seine Axt fester.
»Goffanon! Verräter!« schrie Corum. Er riß sein eigenes Schwert hoch. Durch seinen Ruf hatte er Calatin seinen Standort verraten. Der Zauberer stürzte mit einem gezückten Dolch auf ihn zu.
Goffanon bewegte sich nur langsam, als wäre er halb betäubt. Co-rum entschied, sich zuerst um Calatin zu kümmern. Er schwang das Schwert zu einem schlecht abgeschätzten Hieb, der den Zauberer zwar von den Beinen riß, aber ihn nur mit der flachen Seite der Klinge am Kopf traf. Calatin verlor das Bewußtsein, schien aber nicht ernsthaft verletzt zu sein. Corum wandte seine ganze Aufmerksamkeit jetzt Goffanon zu und hoffte, daß ihn der bewußtlose König auf seinen Schultern nicht allzu sehr behindern würde, wenn es zum Kampf mit dem Schmied kam.
»Corum?« Goffanon runzelte die Stirn. »Muß ich dich töten?«
»Mein Wunsch ist es nicht, mit dir zu kämpfen, Verräter!«
Goffanon senkte seine Axt. »Aber was ist Calatins Wunsch?«
»Er wünscht nichts.« Corum glaubte jetzt, etwas von Goffanons Lage hier in Caer Llud zu verstehen. Amergin war nicht der einzige Bewohner dieses Turmes, der unter einem Zauber stand. »Er wünscht, daß du mich beschützt. Das ist es, was er wünscht. Er wünscht, daß du mit mir gehst!«
»Wie er es verlangt«, erwiderte Goffanon schlicht. Und er stellte sich neben Corum.
»Schnell!«
Corum bückte sich rasch und zog etwas von Calatins Brust. Von oben näherten sich jetzt die verwirrten Rufe der Ghoolegh, und der Ghoolegh, den Corum die Treppe hinabgestürzt hatte, begann in ihre Richtung zu kriechen, obwohl in seinem Leib sämtliche Knochen gebrochen sein mußten. Die, die schon tot waren, ließen sich schwer töten.
»Auch unten müssen sie bald merken, daß hier etwas los ist!«
Corum und Goffanon stiegen die letzten Stufen hinab.
Vor ihnen wurde es laut, und um die letzte Biegung der Treppe kamen die Ghoolegh vom Tor herangelaufen, während Corum gleichzeitig ihre Kameraden hinter sich die Treppe hinunterpoltern hörte. Sie hatten jetzt wohl doch bemerkt, daß ihr Feind ihnen nach unten entkommen sein mußte.
Zwei hinter ihnen und drei vor ihnen. Die Ghoolegh zögerten einen Augenblick, als sie nur Goffanon vor sich sahen. Zweifellos hatte man ihnen erklärt, daß Goffanon kein Feind war, und das steigerte ihre Verwirrung noch weiter. So schnell er konnte, schlich Corum zwischen denen durch, die ihnen die Treppe herauf entgegenkamen. Die Ghoolegh stürzten auf Goffanon zu, ohne etwas von Corum mit seiner Last zu bemerken. Der Schmied tat das einzige, was gegen die lebenden Toten Erfolg versprach.
Er hieb ihnen mit der Axt in die Knie, so daß sie zusammenbrachen und ihre Beine nicht mehr gebrauchen konnten. Aber sie krochen auf dem Bauch wieder auf Goffanon zu, die Schwerter noch in den erhobenen Fäusten. Goffanon wandte sich um und schmetterte die Axt gegen die Beine der von oben heraneilenden Wachen. Kein Blut floß aus ihren Wunden, als sie zu Boden gingen.
Dann waren Corum und Goffanon durch die Tür, rannten durch den kalten, giftigen Nebel die Stufen vor dem Turm hinab, durch das Tor in die erfrorenen Straßen von Caer Llud. Goffanon lief an Corums Seite, die Augenbrauen zusammengezogen, als versuche er sich mit aller Kraft auf etwas zu konzentrieren.
Sie gelangten zu dem Haus, wo Jhary-a-Conel sie bereits zu Pferd erwartete. Er war noch immer in die Decken gehüllt, die Corum ihm gegeben hatte, so daß nur sein Gesicht zu sehen war. Corums Pferd hielt Jhary am Zügel für den Freund bereit. Aber Jhary wirkte erstaunt, den Sidhi-Schmied bei Corum zu sehen.
»Seid Ihr Amergin?« fragte Jhary verwundert.
Corum warf den Sidhi-Mantel ab und enthüllte so die halb verhungerte Gestalt in Schafsfellen, die er auf dem Rücken trug.
»Das hier ist Amergin«, erklärte der Vadhagh kurz. »Der andere ist ein Vetter von mir, den ich für einen Verräter halten mußte.« Co-rum legte den bewußtlosen Hochkönig über seinen Sattel und wandte sich an Goffanon. »Kommst du mit uns, Sidhi? Oder willst du hier bleiben, um den Fhoi Myore zu dienen?«
»Den Fhoi Myore dienen? Ein Sidhi dient nicht den Fhoi Myore! Goffanon dient niemand!« Seine Stimme klang noch immer abwesend, und seine Augen blickten leer.
Corum hatte
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