Corum 05 - Der gefangene König
Insel und bot dir einen aussichtsreichen Handel an?«
Goffanon schnaubte unwillig. »Calatin? Nach Hy-Breasail? Selbstverständlich tat er das nicht. Und was für einen Handel hätte er mir anbieten können, der besser war als das, was du mir damals angeboten hast? Nein, ich fürchte, du selbst warst es, der mich in die Hand des Zauberers gespielt hat.«
»Ich? Wie das?«
»Erinnerst du dich, wie ich über Calatins Aberglauben gespottet habe? Weißt du noch, wie gedankenlos ich in die kleine Flasche spie, die du mir reichtest? Nun, Calatin wußte wohl, wozu er meinen Speichel brauchte. Er besitzt mehr Macht, als ich ahnte und eine Macht, die mir fast völlig unverständlich ist. Zuerst kam der Durst über mich ein Durst, den ich mit nichts stillen konnte. Wieviel ich auch trank, der Durst blieb. Er war schmerzhaft und furchtbar. Mein Mund war für immer ausgetrocknet, Corum. Ich starb vor Durst, obwohl ich die Bäche und Seen meiner Insel leer trank. Ich schluckte das Wasser, so schnell meine Kehle es fassen konnte, aber nichts stillte meinen Durst. Ich war entsetzt und ich starb. Ich verdurstete. Dann kamen die Träume Visionen, die mir ein Mann der Macht sandte, jener Mabden, Corum. Und in diesen Visionen sprach er zu mir und erklärte mir, daß Hy-Breasail mich nun zurückwies, wie es die Mabden zurückwies; daß ich sterben würde, wenn ich dort blieb sterben an diesem schrecklichen Durst.«
Der Zwerg zuckte mit seinen breiten Schultern. »Nun, er überzeugte mich nicht ganz, aber ich war inzwischen fast verrückt vor Durst. Schließlich segelte ich zum Festland, wo Calatin mich empfing. Er gab mir etwas zu trinken. Der Trank stillte endlich meinen Durst. Aber er raubte mir auch die Sinne und machte mich zum Sklaven dieses Zauberers. Calatin kann mich noch immer unter seinen Willen zwingen, falls er uns einholt. Solange er den Bann, den er aus meinem Speichel gewebt hat, über mich werfen kann den Bann, der mir den fürchterlichen Durst gebracht hat -, ist der Zauberer in der Lage, mir seinen Willen aufzuzwingen. Und solange er mich mit seinen Zaubersprüchen in seinem Bann hält, bin ich nicht verantwortlich für das, was ich tue.«
»Also habe ich mit meinem Schlag auf Calatins Kopf seinen Ein-fluß auf dich gebrochen?«
»Ja. Und bis er wieder zu sich gekommen ist, waren wir ohne Zweifel bereits außerhalb der Reichweite seiner Zaubersprüche.« Goffanon seufzte. »Ich hätte niemals geglaubt, daß ein Mabden solche mysteriösen Kräfte besitzen könnte.«
»Und so kam auch das Horn zurück in Calatins Besitz?«
»Aye. Ich habe letzten Endes durch den Handel mit dir nichts gewonnen, Corum.«
Corum lächelte, während er etwas unter seinem Pelzmantel hervorzog.
»Das hast du in der Tat nicht«, erwiderte er Goffanon. »Aber ich habe etwas bei meinem letzten Zusammentreffen mit Calatin gewonnen.«
»Mein Horn!«
»Nun«, meinte Corum, »ich erinnere mich wohl, wie kleinlich du bei dem letzten Handel um dieses Horn warst, Freund Goffanon. Genau genommen, gehört das Horn jetzt mir.«
Goffanon nickte philosophisch mit seinem großen Kopf. »Das ist nur fair«, stimmte er zu. »Das Horn gehört dir, Corum. Ich verlor es schließlich durch meine eigene Dummheit.«
»Aber da ich dich durch meine Unbedachtsamkeit Calatins Macht ausgeliefert habe«, erwiderte Corum, »leih mir dein Horn für eine Weile, Goffanon. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, werde ich es dir zurückgeben.«
»Das ist ein besseres Angebot, als ich es dir damals gemacht habe. Du beschämst mich, Corum.«
»Nun, Goffanon, was hast du jetzt vor? Kehrst du nach Hy-Breasail zurück?«
Goffanon schüttelte den Kopf.
»Was hätte ich davon? Es scheint, daß deine Sache auch meinen Interessen am besten dient, Corum. Denn wenn du Calatin und die Fhoi Myore besiegst, werde ich für immer von Calatins Zauber befreit. Wenn ich zu meiner Insel zurückkehre, kann Calatin mich dort leicht wieder aufspüren, und alles beginnt von vorne.«
»Dann stehst du ganz auf unserer Seite?«
»Aye.«
Jhary-a-Conel rutschte nervös in seinem Sattel hin und her. »Hört doch«, unterbrach er das Gespräch. »Sie kommen immer näher. Ich glaube, sie haben schon unsere Witterung. Ich würde sagen, wir sind wieder einmal in nicht zu unterschätzender Gefahr, meine Freunde.«
Aber Corum lachte nur. »Ich glaube diesmal droht uns keine Gefahr, Jhary.«
»Warum nicht? Hört doch das furchtbare Geheul!« Seine Lippen verzogen sich angewidert. »Die Wölfe
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