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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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eine fast tropische Hitze zu herrschen. Auf ihrem Ritt zur Küste hatten sie sich an die beißende Kälte im Reich der Fhoi Myore gewöhnt. Corum trug nur noch sein Hemd und seine lederne Hose, Schwert und Dolch um die Hüfte gegurtet. Seine restliche Kampfausrüstung war auf dem Rücken seines Pferdes verschnürt. Er ließ das Tier nicht gerne hier zurück, aber es bestand keine Möglichkeit, mit ihm den Ozean zu überqueren, der vor ihnen in der Sonne schimmerte. Das Boot, das sie gefunden hatten, reichte gerade aus, Corum und die mächtige Gestalt des Sidhi Schmiedes aufzunehmen, geschweige denn noch ein Pferd.
    Corum stand am Kai eines verlassenen Fischerdorfes. Es gab hier keine Anzeichen von Zerstörungen durch die Fhoi Myore oder ihre Diener. Was immer der Grund für die Flucht der Einwohner gewesen sein mochte, sie hatten viel zurückgelassen, unter anderem auch einige kleine Boote. Mit den größeren Booten mochten die Menschen wohl von hier geflohen sein, mutmaßte Corum. An der Küste hatte sich bisher nichts entdecken lassen, was darauf hinwies, die Fhoi Myore hätten ihr Reich schon bis hierher ausgedehnt. Die weißen Häuser lagen mit blühenden Gärten friedlich in der Frühlingssonne. Alles sah aus, als wäre es gerade erst verlassen worden. In Corums Augen sah der Entschluß der Dorfbewohner zur Flucht etwas übereilt aus.
    Goffanon stöhnte über die Hitze, lehnte es aber ab, seinen Brustpanzer abzulegen, und behielt seine schwere Streitaxt fest in der Hand, während er über eine schmale Steintreppe zu dem Boot hinabstieg. Corum hielt das Boot für ihn fest, das bedenklich schwankte, als der Schmied sich an Bord schwang. Dann folgte Corum. Er legte seine Lanze und seine Vadhagh-Streitaxt unter die Ruderbank und stieß das Boot vom Kai ab. Da Goffanon erklärte, daß er von der Kunst des Ruderns nicht das geringste verstehe, griff der Vadhagh-Prinz nach den Riemen. Corum hätte viel für ein Segel gegeben, aber sie hatten nichts finden können, das sich dazu verwenden ließ. So manövrierte er das Boot mit einigen kräftigen Schlägen aus dem kleinen Hafen, bis er die ferne Küstenlinie des Landes der Tuha-na-Gwyddneu Garanhir genau im Rücken hatte. Bald hatte er den richtigen Rhythmus für seine Ruderschläge gefunden, und das Boot glitt schneller und schneller über die ruhige See.
    Die salzige Seeluft war nach dem eisigen Todeshauch, den Corum so lange hatte atmen müssen, eine Wohltat. Über dem Meer lag ein Frieden, wie Corum ihn schon lange nicht mehr gekannt hatte; selbst nicht, als er mit Calatins Boot zur verwunschenen Insel Hy-Breasail gesegelt war, wo er den selbsternannten riesigen Zwerg kennengelernt hatte den Sidhi-Schmied Goffanon, zwei Köpfe größer als Corum -, der jetzt am Heck des Bootes saß und eine seiner großen, muskulösen Hände spielerisch ins Wasser hängen ließ wie eine Maid, die sich von ihrem Kavalier zu einem Rendezvous rudern läßt. Corum grinste den Schmied an und fühlte, daß er den Sidhi immer mehr mochte.
    Sie unterhielten sich eine Weile über Amergins Schicksal und Gof-fanon äußerte die Hoffnung, daß es in der Nähe von Caer Mahlod magische Krauter gab, mit denen man den Hochkönig noch für einige Zeit am Leben erhalten konnte.
    Kurz darauf machte Goffanon Corum auf etwas aufmerksam. Der Sidhi hatte seine schwarzen Brauen zusammengezogen und starrte über Corums Schulter in die Richtung, in die sie ruderten. »Seenebel voraus, wie es aussieht! Eigenartig, bei diesem Wetter eine einzelne Nebelbank zu finden.«
    Corum wollte seinen Ruderrhythmus nicht gerne unterbrechen und wandte sich daher nicht um. Mit kräftigen Zügen trieb er das Boot weiter.
    »Dicht sieht er auch aus«, fuhr Goffanon etwas später fort. »Möglicherweise sollten wir ihn besser umfahren.«
    Nun zog Corum doch die Ruder ein und drehte sich um. Goffanon hatte recht. Die Nebelbank bedeckte ein großes Gebiet vor ihnen und nahm ihnen jetzt fast völlig die Sicht auf die jenseitige Küste, die sie ansteuerten. Und da Corum jetzt nicht mehr vom Rudern warm gehalten wurde, bemerkte er, daß es erheblich kühler geworden war, obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand.
    »Pech für uns«, meinte der Vadhagh, »aber es kostet zuviel Zeit, darum herumzurudern. Wir müssen schon riskieren, hineinzufahren, und hoffen, daß die Nebelbank nicht allzu breit ist.« Er griff wieder nach den Riemen.
    Bald wurde die Kälte so ungemütlich, daß Corum die Ärmel herabrollte. Doch das half nicht

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