Corum 05 - Der gefangene König
›Schätze‹ nennen beides sind Sidhi-Geschenke. Es scheint mir, als könnte ich mich daran erinnern, etwas über sie gehört zu haben. Einer der Mabden, der zu meiner Insel kam, sprach von ihnen bevor er starb.« Goffanon zuckte die Achseln. »Die meisten der Mabden, die auf meine Insel kamen, sprachen allerdings von solchen Dingen. Es war ihr Interesse an Zaubersprüchen und magischen Schätzen, was sie überhaupt nach Hy-Breasail brachte.«
»Was sagte er?« wollte Corum wissen.
»Nun, er erzählte mir die Geschichte von den verlorenen Schätzen wie der alte Krieger Onragh mit ihnen aus Caer Llud floh und sie unterwegs verlor. Die besagten beiden gingen an der Grenze der Tuha-na-Gwyddneu Garanhir verloren, deren Land westlich von dem der Tuha-na-Cremm Croich liegt. Ein Meer trennt die Länder, aber es gibt auch eine Landverbindung. Jemand aus diesem Volk fand die goldene Eiche und den silbernen Bock, beide mächtige Zaubermittel und nahm sie mit zu seinem Volk. Und bei den Tuha-na-Gwyddneu Garanhir sind sie, soweit ich weiß, auch noch immer.«
»Also müssen wir die Eiche und den Bock finden, bevor wir Amergins Geist in seinen Körper zurückholen können«, sagte Jhary-a-Conel. Er sah bleich und erschöpft aus. »Doch befürchte ich, daß er sterben wird, bevor wir das geschafft haben. Er braucht Nahrung, die ihn am Leben hält, und die einzige Nahrung, die ihn offenbar am Leben halten kann, ist dieses Graszeug, das die Fhoi Myore ihm vorsetzen ließen. In dem Gras müssen sich bestimmte magische Ingredienzen befunden haben, die seinen Körper unter dem Zauber hielten und ihn gleichzeitig ausreichend ernährten. Falls er nicht bald seine menschliche Identität zurückbekommt, wird er sterben, meine Freunde.«
Jhary-a-Conel sprach mit flacher Stimme, aber weder Corum noch Goffanon konnten daran zweifeln, daß er recht hatte. Es war zu offensichtlich, daß Amergins Leben dahinschwand, besonders seit ihre geringen Vorräte an getrocknetem Obst und Gemüse aufgebraucht waren.
»Trotzdem müssen wir in das Land der Tuha-naGwyddneu Ga-ranhir gehen und die Dinge finden, die ihn retten können«, erklärte Corum. »Und er wird mit Sicherheit tot sein, bevor wir dieses Land auch nur erreicht haben. Es scheint, als seien wir geschlagen.«
Er sah zu der pathetisch ausgestreckten Gestalt auf dem Altar hinüber, die einmal das Symbol des Mabden-Stolzes gewesen war. »Wir sind ausgezogen, den Hochkönig zu retten. Statt dessen haben wir ihn umgebracht.«
V
Träume und Entscheidungen
Corum träumte von einem Feld mit Schafen. Eine angenehm friedliche Szene, bis alle Schafe gleichzeitig aufblickten und die Gesichter von Männern und Frauen hatten, die er einmal kannte.
Er träumte, daß er in seinem alten Heim Schutz suchen wollte, Burg Erorn über dem Meer. Aber als er näher kam, sah er, daß sich ein Abgrund vor dem Tor der Burg aufgetan hatte, so daß er nicht hinein konnte. Er träumte, daß er ein Horn blies, und dieses Horn rief alle Götter auf die Erde hinab, und die Erde wurde zur Walstatt ihrer letzten Schlacht. Und ein schreckliches Schuldgefühl übermannte ihn, brachte ihm die Erinnerung an Taten, derer sich Corum im Wachzustand nie erinnern konnte: tragische Taten. Der Mord an Freunden und Geliebten, der Verrat ganzer Völker und Rassen, die Vernichtung der Schwachen und Unschuldigen. Und wenn ihn auch eine schwache Stimme erinnerte, daß er genauso die Starken und die Bösen geschlagen hatte während seiner endlosen Inkarnationen, fand er wenig Trost darin. Denn er erinnerte sich an Amergin, und Amergin würde bald tot sein. Wieder hatte Corums Idealismus zur Zerstörung einer anderen Seele beigetragen, und nichts stillte die Qualen von Corums gefoltertem Geist.
Und jetzt klang Musik auf, spöttische Musik, süße Musik die Musik einer Harfe.
Und Corum wandte sich von dem Abgrund vor Burg Erorn ab und sah drei Gestalten hinter sich stehen. Eine der Gestalten erkannte er mit Freude. Es war Medheb, die schöne Medheb, rothaarig, geschmückt, ein Schwert in der einen Hand und eine Schleuder in der anderen. Er lächelte ihr zu, aber sie erwiderte sein Lächeln nicht. Die Gestalt neben ihr erkannte er nun auch, und er erkannte sie voll Schrecken. Es war der Jüngling, dessen Fleisch schimmerte wie geschmolzenes Gold. Ein Jüngling der freudlos lächelte und die spöttische Harfe spielte.
Corum träumte, daß er nach seinem Schwert griff und auf den Jüngling zuging, um ihn anzugreifen, aber da näherte
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