Corum 06 - Das gelbe Streitross
wenn er auch mit den Sidhi verbunden war. UnGoffanon erinnerte sich schwach an eine Geschichte, daß die Dagdagh die Sidhi in einer der legendären neun Schlachten gegen die Fhoi Myore verraten hätte.
Dann, während die anderen feierten, verließ Corum die Halle des Königs und wanderte bis an den Rand des Abgrundes, der das Festland nun von seinem alten Heim Burg Erorn trennte, die nun Burg Owyn genannt wurde. Und er glaubte, ein Gesicht zu sehen, das aus einem der zerbrochenen Fenster der Burg zu ihm herüber starrte. Ein schönes Gesicht, ein Gesicht mit einer goldenen Haut; ein spöttisches Gesicht. Und als Corum »Dagdagh« rief, antwortete ihm ein Lachen, das in das Spiel einer Harfe überging.
Corum zog sein Schwert und rief: »Dagdagh, laß mich in Frieden!«
Da trat Medheb an seine Seite und sagte: »Dagdagh ist unser Freund, Corum. Dagdagh hat unseren Hochkönig gerettet.«
Aber Corum wußte, daß Dagdagh nicht sein Freund war.
Und das war das Ende der Geschichte von der Eiche und dem Bock und dem gefangenen König. Und alle überlebenden Mabden erhielten Kunde, daß der Hochkönig wieder frei war, und daß sie sich vor Caer Mahlod sammeln sollten, um von dort in ihren letzten großen Krieg gege n die Fhoi Myore zu ziehen.
DIE CHRONIK VON CORUM UND DER SILBERNEN HAND
ERSTES BUCH
In dem ein Heer aufgestellt wird, und Pläne für einen Angriff auf die Fhoi Myore und Caer Llud geschmiedet werden. Sidhi-Rat wird erbeten und dankbar empfangen; doch wie so oft schafft dieser Rat nur weiterVerwirrung.
I
Über die Notwendigkeit großer Taten
So versammelten sie sich schließlich vor Caer Mahlod. Und sie kamen alle. Große Krieger in ihren schwersten Rüstungen, auf starken Pferden und mit ihren besten Waffen. Sie boten einen Anblick ernster, stolzer Pracht. Sie schmückten das Land um Caer Mahlod mit den hellen Farben ihrer Seidenzelte und ihrer bestickten Fahnen, und das Gold ihrer Armreife, das Silber ihrer Mantelspangen und das polierte Eisen ihrer Helme funkelte mit den Perlmuteinlagen ihrer Becher und ihrer Reisetruhen in der Sonne. Hier versammelten sich die größten der Mabden Völker, und sie waren auch die letzten, die Stämme des Westens, die Stiefkinder der Sonne, deren Vettern im Osten längst in vergeblichen Schlachten mit den Fhoi Myore untergegangen waren.
Und im Mittelpunkt ihres Heerlagers stand ein Zelt, das die anderen an Höhe überragte. Seine meerblaue Seide zierte kein Wappen und keine Fahne wehte vor seinem Eingang, denn allein die Größe des Zeltes reichte aus, um jedem zu sagen, daß dieses Zelt Ilbrec gehörte, dem Sohn des Manannan-mac-Lyr, der einst der größte der Sidhi-Helden in den alten Kämpfen gegen die Fhoi Myore gewesen war. Neben seinem Zelt war ein riesiges schwarzes Pferd angepflockt, das den Giganten mühelos tragen konnte. Ein Pferd mit nicht zu übersehender Intelligenz in den Augen und außerordentlicher Energie: ein Sidhi-Pferd. Obwohl er auf Caer Mahlod zu Gast war, hatte Ilbrec dort keinen Raum und keine Halle finden können, die ihm ausreichend Platz bot, und so sein Zelt bei den sich versammelnden Kriegern aufgeschlagen.
Hinter dem großen Lagerplatz erhob sich ein grüner Wald mit herrlichen Bäumen. Sanfte Hügel wurden von Büschen mit wilden Blumen gekrönt, deren Farben wie Juwelen in den Strahlen der warmen Sonne aufleuchteten. Und im Westen davon schillerte der blaue, von weißen Schaumkronen durchzogene Ozean, über dem weiße und graue Möwen segelten. Die Strände waren mit Schiffen übersät, die man allerdings von Caer Mahlod aus nicht sehen konnte. Die Schiffe waren von den Inseln des Westens gekommen und hatten die Krieger der Manannan und der Anu gebracht. Sie waren von Gwyddneu Garanhir gekommen und aus Tir-nam-Beo. Es waren Schiffe verschiedenster Bauart und unterschiedlichster Herkunft. Einige waren Kriegsschiffe, andere Handelsschiffe, einige waren zur Hochseefischerei gebaut, aber es gab auch Lastkähne von den breiten Flüssen darunter. Jedes verfügbare Schiff hatte herhaltemüssen, um die Mabden nach Caer Mahlod zu bringen.
Corum stand auf der Mauer von Caer Mahlod, den Zwerg Goffanon an seiner Seite. Ein Zwerg war Goffanon nur in den Augen der Sidhi, denn er überragte Corum um einen halben Meter. Er trug heute seinen polierten Eisenhelm nicht; sein üppiges, dichtes, schwarzes Haar floß ihm frei über die Schultern und ging in seinen kräftigen, schwarzen Bart über, so daß man unmöglich sagen konnte, wo das Haar
Weitere Kostenlose Bücher