Coruum Vol. 1
Kühlwassertemperatur ist immer noch weit im roten Bereich und wir haben noch ungefähr 2 Gallonen Diesel. Beide Tanks sind getroffen worden.«
»Dann ist das hier also nur ein Versteck, kein Ausweg.« Ich sah nachdenklich zu ihm rüber. »Dann müssen wir zu Fuß zurück zur Straße.«
Ein leichtes Schütteln erfasste den Peterbilt.
»Könnt ihr bitte noch einen Moment warten? Ich bin noch nicht fertig!« Karens Stimme klang ärgerlich. Sie arbeitete konzentriert, um Sinistras Verletzungen notdürftig zu verbinden.
Sturgis warf mir einen ratlosen Blick zu. »Wir haben nichts gem–«
Der zweite Schlag hob den Lastwagen hoch und warf ihn ein paar Meter in die Luft. Ich wurde gegen das Kabinendach geschleudert und landete zwischen meinem Sitz und dem Armaturenbrett auf dem Boden.
Die Erde bebte. Ein markerschütterndes Knirschen und das Reißen von starkem Holz begleiteten eine heftige Neigungsbewegung des Trucks nach vorn. Die Motorhaube tauchte vor uns weg.
»Festhalten!« Sturgis umklammerte sein Lenkrad.
Karen schrie.
Wir fielen!
Dann schlugen wir auf irgendetwas auf. Der Peterbilt wurde schlagartig abgebremst, Karen und Sinistra rutschten hart gegen meinen Sitzrücken, ich wurde gegen die Reste der Frontscheibe geschleudert, die ich vollends aus der Fassung riss. Mit letzter Kraft erwischte ich die Mittelstrebe der Frontscheibe. Ich lag mit dem Oberkörper und den Beinen auf der Motorhaube. Weit unter mir hörte ich große Steine in tiefes Wasser fallen.
Eine neue Erschütterung ließ den Truck zur Seite rollen und gleichzeitig ein paar Meter tiefer rutschen, bis er erneut unsanft aufgehalten wurde. Ein schmerzhafter Ruck riss an meinen Armen. Das Metall der Mittelstrebe schnitt in meine Hände. Eine Lawine von Trümmern ergoss sich in einem stetigen Fluss über den Peterbilt und mich. Das Rauschen des Wassers unter mir war näher gekommen und hatte deutlich an Intensität zugenommen.
Ein leichter, feuchter Luftzug strich über meine Haut.
Sturgis fluchte. Der Truck verharrte im Moment bewegungslos. Das Rauschen blieb konstant. Tiefe Schwärze hüllte uns ein. Meine Armmuskulatur brannte höllisch. Das Blut aus den Schnitten meiner Hände machte meinen Griff unsicher.
»Don?« Karens angsterfüllte Stimme war über mir.
»Hier! Auf der Motorhaube!« antwortete ich matt.
Eine starke Hand ertastete meine Finger und schloss sich mit festem Griff um mein linkes Handgelenk.
»Klettern Sie!«
Sturgis zog mich langsam durch die Reste der Frontscheibe zurück ins Kabineninnere. Zitternd saß ich auf dem Armaturenbrett und starrte ihn in der schwachen Kabinenbeleuchtung an.
»Aye! Danke, Mann! Das war eine gute Tat.«
Er saß auf dem Lenkrad, die Füße gegen das Dach gestemmt. »Gern geschehen. Warten Sie auf die Gesamtrechnung.« Er klang nur ein wenig erschöpft. Eher traurig.
Ich tastete nach meinem Whiskey. Die Stahlflasche war verschwunden.
»Wo ist der Soldat?«
»War noch nicht zurück, als wir einbrachen«, antwortete Sturgis auf Karens Frage.
Karen hatte sich auf die Rückwand meines Sitzes gestellt und leuchtete mit der kleinen Taschenlampe durch das zur Hinterachse gerichtete Fenster der Wohnkabine nach hinten, wo jetzt oben war.
»Wir sind in eine Höhle eingebrochen. Die Decke ist wenigstens zwanzig Meter über uns, ich kann den Mond sehen.« Sie bewegte die Lampe hin und her und kniete sich dann hin.
»Zu schwach. Ich kann keine Wand erkennen!«
Sie reichte mir die Lampe nach unten und ich nahm sie mit spitzen Fingern entgegen. Die Schnitte an meinen Händen brannten.
Vorsichtig leuchtete ich durch die Öffnung der fehlenden Frontscheibe nach unten.
Der Lichtstrahl war zu schwach. Ich glaubte auf der Beifahrerseite entfernt ein paar weiße Felsen zu erkennen, die feucht glitzerten. Nach unten verlor sich das Licht im Nichts. »Können wir den Scheinwerfer noch einschalten?«
Sturgis bückte sich vorsichtig und griff unter das Armaturenbrett.
Grelle Helligkeit zwang mich dazu, die Augen für einen Moment zu schließen.
»Damn!« Sturgis stieß das Wort aus und hielt dabei fast die Luft an. Langsam blinzelte ich in die Helligkeit.
Vielleicht fünfzig Meter unter uns, waberte eine weiße Nebeldecke in einem zerklüfteten Schacht.
Rechts der Fahrerseite, nur wenige Meter unter dem Kühler des Peterbilt mündete ein unterirdischer Fluss und stürzte über eine Felskante senkrecht nach unten, bis er sich in der Nebeldecke aus feinsten Wassertröpfchen verlor.
Unser Truck schien
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