Coruum Vol. 1
auf die schwach aufleuchtende Zahl.
»Aye!«
Der Mann der Special Forces musterte mich einen Moment lang überrascht. Dann nickte er.
»Biegen Sie auf der Hauptstraße rechts ab, Sturgis. Wir fahren zum Flughafen!«
Sturgis brummte. Mit einer Hand wischte er sich mit Regenwasser vermischtes Blut aus dem Gesicht. Die Xenon-Scheinwerfer des Trucks enthüllten auf dem holperigen Weg zur Ausfahrt aus dem Grabungsgelände eine gespenstische Landschaft. Die Container waren nur noch rauchende Schlacke, die unter umgestürzten Bäumen qualmte.
»Was wollten die bloß?« Sinistra schien niemanden direkt anzusprechen. Sie erhielt keine Antwort, weil niemand es wirklich wusste.
Sollten wir schon entkommen sein?
Das Tor war geschlossen, die metallenen Wachtürme nicht mehr zu erkennen. Mit lautem Scheppern durchschlug der mächtige verchromte Kühlergrill des Peterbilt das Gitter, bevor die Antriebsräder und der schlingende Anhänger es unter sich begruben. Mit quietschenden Reifen und viel zu hoher Geschwindigkeit schwenkten wir auf die Straße ein.
»Da! Da Vorn!« Sturgis zeigte durch die geborstene Windschutzscheibe auf die nasse, schlammüberzogene Straße. Da war sie wieder. Die Silhouette mit den schwach glühenden Streifen stand klar zu erkennen mitten auf der Fahrbahn, als erwarte sie uns.
Ich hatte nur die Chance auf diesen einen Blick, bevor Sturgis den Truck um 180 Grad wendete und ihn dabei fast auf die Seite legte. Branson leerte sein gesamtes Magazin auf die regenverschleierte Erscheinung. Ich konnte nicht sehen, ob er etwas ausrichten konnte.
»Damn!« Ein scharfer Ruck, begleitet von einem ohrenbetäubenden Quietschen bremste den Peterbilt merklich ab. Der Anhänger hatte das halsbrecherische Wendemanöver nicht überstanden und sich überschlagen. Wütend schlug Sturgis auf einen leuchtenden Knopf ein, der daraufhin kurz blinkte und wenig später erlosch. Das Quietschen verschwand, und der Truck beschleunigte nach wiederholtem Ruckeln merklich.
»Da haben Sie Ihren Anhänger, Sir!« Mit einem vernichtenden Seitenblick auf Branson schaltete er zwei Gänge hoch und donnerte die Straße in der entgegengesetzten Richtung entlang.
»Hier kommen wir nicht zum Flughafen!« Der Marine sprach in nörgelndem Ton und sah aus dem durchlöcherten Fenster auf die sich im Sturm biegenden Bäume am Straßenrand.
»Das ist korrekt Sir! Hier geht es Richtung Überleben!« Sturgis blitzte ihn wütend an.
Scheppernd flog ein Ast auf die Motorhaube. Nasse Blätter ragten an geschundenen Zweigen in die Kabine. Branson riss die stärkeren Zweige zurück, die sich im geöffneten Fenster der Beifahrertür verfangen hatten.
Knirschend fiel der Ast von der Motorhaube und bog die vordere, rechte Dachstrebe der Kabine gefährlich weit nach außen, bevor er abriss.
Sturgis heulte auf vor innerlichem Schmerz, als er mit ansehen musste, wie sein Truck langsam zerstört wurde.
Schüsse drangen über mir in die Kabine. Ein Marine brüllte abgehackt auf. Ich sah nach oben. Drei große Löcher klafften im Dach. Sinistra schrie. Branson und ich drehten uns um. Einer von Bransons Männern war in sich zusammengesackt. Als Sinistra ihn vorsichtig wieder aufrichtete, lief das Blut in Strömen aus drei identischen, faustgroßen Löchern in seiner Brust.
Entsetzt ließ sie ihn los. Er rutschte nach vorn vom Sitz und entblößte das ebenfalls zerfetzte Rückbankpolster.
»Runter von der Straße!« brüllte ich Sturgis zu. »Alle auf den Boden!«
Bevor er eine Stelle fand, an der die Bäume weit genug auseinander standen, wurden wir erneut getroffen. Branson schrie nicht. Er fiel bei voller Fahrt mit leerem Blick aus der zerschossenen Tür, den anderen schwer verletzten Marine mit sich nehmend. Sie waren bereits tot, bevor ihre Körper unter die Doppelachse des Peterbilt gerieten.
Sturgis bog schließlich ab. Der letzte Treffer streifte Sinistra.
Morton
Warren kniete neben Raymond nieder und fühlte die Stirn des Franzosen. Er hatte starkes Fieber und war nicht bei Bewusstsein. Im Traum fantasierte er mit geöffneten Augen vor sich hin.
Warren wendete das nasse Tuch und legte es Raymond wieder über die Augen und die Stirn. Dann erhob er sich und sah zurück auf den wandfüllenden Bildschirm des Kommunikationsraumes.
Das Objekt hatte bereits die Hälfte seiner Flugbahn zurückgelegt.
Kam dort ihre dringend benötigte Unterstützung?
Er hoffte es sehr. Das Dröhnen des letzten Trucks mit Dr. Whitewood und Dr. MacAllon
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