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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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zwar sichtbar geworden, trotzdem hatte es Sturgis nur mit Mühe geschafft, einen Frontalzusammenstoß mit den Baumstämmen zu vermeiden.
    Die Erschütterungen in der Fahrerkabine waren immer heftiger geworden, ein paar schwere Schläge durch dicke Äste, hatten den Aufbau der Wohnkabine vollkommen demoliert und uns bis an die Grenze des Erträglichen durchgeschüttelt. Der Truck musste eine beachtliche Schneise der Verwüstung durch den Wald gezogen haben. Einfach zu verfolgen – wenn sich jemand die Mühe machen wollte.
    Das Dröhnen des mächtigen Turbo-Dieselaggregates nahm ab. Der Truck verlangsamte und kam rumpelnd zum Stehen. Zischend blockierte die hydraulische Handbremse die Räder. Mit einer Fingerbewegung stellte Sturgis den Motor ab. Das Xenon-Licht erlosch. Die Dunkelheit draußen wurde greifbar.
    Karen schluchzte.
    Mit dem Ersterben des Motors drangen die Geräusche des Waldes zu uns hinein. Regen prasselte unregelmäßig auf das Dach und rann durch unzählige Löcher ins Innere der Kabine. Das gleichmäßige Rauschen des Hurrikans, fünfzig Meter über uns in den Baumkronen, schien etwas an Kraft verloren zu haben.
    Sturgis schaltete die Kabinenbeleuchtung ein. Zwei trübe Birnchen erhellten den Innenraum gerade so viel, um die einzelnen Personen zu erkennen.
    »Ich brauche mehr Licht!« Karen wischte sich über das Gesicht.
    »Haben Sie eine Taschenlampe?« fragte ich Sturgis.
    »Ja, wird Ihnen aber keine Freude machen. Die Batterien sind implodiert.«
    Ein scharfer, kleiner Lichtstrahl traf das Gesicht des Hünen und beleuchtete die große Nase. »Nehmen Sie diese, Doktor.« Hanks hielt Karen eine kleine LED-Stiftlampe hin.
    »Halten Sie sie, Mister. Danke!«
    Sinistra lag mit zusammengebissenen Zähnen auf den blutdurchtränkten Polstern der Rückbank, möglichst weit entfernt von dem toten Soldaten. Ihre Augen hatten dicke Ränder und ihre sonst so gesund wirkende Gesichtsfarbe war nicht nur vom Kalkschlamm, der uns alle überzog, blass.
    »Ich sehe mir mein Baby an.« Sturgis öffnete mit einiger Kraft die verklemmte Fahrertür und sprang hinaus in die Dunkelheit.
    »Wie geht es ihr?« Ich beugte mich über den Sitz zu Karen.
    »Sie hat Splitter in der Schulter und im Rücken.« Vorsichtig drehte sie Sinistra auf die unverletzte Seite. Blut lief in feinen Rinnsalen aus schnittähnlichen Wunden.
    »Das ist kein direkter Treffer gewesen«, sagte ich und atmete erleichtert aus. »Sieht nach Splittern aus der Kabinenverkleidung aus. Kannst du sie verbinden?«
    Karen sah auf den toten Marine. Ich verstand.
    »Hanks, helfen Sie mir bitte mit ihrem Kameraden!«
    Wir legten ihn ein paar Meter neben den Truck an den glatten Stamm eines Zapotebaumes.
    »Haben Sie seine Erkennungsmarke?« Er nickte. Ich ließ ihn einen Moment allein und ging zurück.
    Sturgis stand vor dem vollkommen verbogenen Rammschutz – immerhin ein mittlerer Stahlträger – der den mächtigen Kühler des Peterbilt schützte. Kühlwasser gluckerte aus ihm heraus wie aus einem Sieb.
    »Sehen Sie sich das an. Was waren das für Waffen?«
    Er deutete mit einem Finger auf den von einer Kalkschlammschicht und von zerfetzten Farnen und Blättern bedeckte Chromkühler, von dem er ein größeres Stück mit seinem Ärmel gereinigt hatte. Im schwachen Licht des Mondes, der durch vereinzelte Lücken am Himmel dahinrasender Wolken schien, erkannte ich Hunderte von nadelgroßen Löchern, die sich wie ein Band über die Front und die Motorhaube des Trucks gelegt hatten.
    Unwohl sah ich mich um.
    Wo waren sie? Hatten wir unsere Verfolger abgeschüttelt?
    Nachdem wir die Straße verlassen hatten, war es zu keinem Angriff mehr gekommen.
    »Nun«, antwortete ich, »sie sind jedenfalls allem überlegen, was wir hier aufbieten könnten.« Ich ging zurück zur Fahrertür. »Können wir noch weiterfahren?«
    Der Hüne folgte mir. »Steigen wir ein.«
    Sinistra lag auf dem Bauch, die Hände unter dem Kopf. Karen säuberte ihre Wunden vorsichtig. Sie rang sich mit zusammengebissenen Zähnen ein mattes Lächeln ab, als wir auf die Sitze zurückkletterten.
    »Mit Ihnen fahre ich nie wieder.« Sturgis stutzte einen Moment, dann grinste er vor sich hin. »Hat Mumm das Mädchen, gefällt mir.«
    Er betätigte die Zündung.
    »Sehen Sie, Mister.« Eine Vielzahl roter Lämpchen blinkte vor uns auf der Armaturentafel.
    »Was Sie hier nicht sehen, sind die beiden gebrochenen Radaufhängungen an der linken Seite und das blockierte Differential. Die

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