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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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kugelförmigen Holo-Projektion gefunden, aus der heraus er sie weder sehen noch hören konnte.
    Kamir hatte innerhalb dieser Projektion nur das kurze Aufglühen eines Symbols vor sich in der Luft bemerkt, bevor das Zepter sich von selbst abgeschaltet und den Ring wieder von seinen Fingern gelöst hatte. Sofort danach waren zwei Finger taub geworden. Neuilles Untersuchung hatte mehr als fünfzig winzige Einstiche gefunden, welche Blutgefäße und Nervenbahnen punktiert hatten. Offenbar waren dies die Spuren eines Kontaktversuchs der KI des Zepters mit einem Implantat, über das Kamir nicht verfügte. Nach wenigen Stunden war die Taubheit in den Fingern abgeklungen und er hatte seitdem die Hände von dem Zepter gelassen.
    Das Troyian-Zepter verharrte reglos vor ihm. Er ging an einen Nebentisch, schenkte sich ein Fruchtgetränk ein, zog sich einen Holzstuhl heran und setzte sich, das Zepter nicht aus den Augen lassend.
    Eines von drei Troyian-Zepter, dachte er, je eines für die Nebelwelten, Königreiche und das Zentrum. Nur welches davon war das hier?
    Er hatte bei seiner Recherche nach einem anfangs mühsamen Start schließlich Informationen erhalten. Die Nebenrolle der Gilde verzeichnete bis vor das Jahr 29200 nur eine Handvoll von Einträgen zu Troyians. Es waren niemals direkte Berichte oder etwa Aufzeichnungen eines Troyians gewesen, aber es hatte sich jedes Mal um Hinweise gehandelt, welche den Begriff im Zusammenhang mit einem geheimen Transport oder einem Zusammentreffen mit hohen Repräsentanten der Gilde genannt hatten. Für Kamir waren das die ersten unabhängigen klaren Spuren, die über nebulöse Geschichten hinausgingen und die, getrennt von dem Artefakt vor ihm, eine deutlichere Glaubwürdigkeit für die Existenz der Troyians belegten.
    Vor ihm hing das Zepter in perfektem 77-Grad Winkel in der Luft. Wenn er die Augen schloss, sah er das Symbol wieder vor sich, das er vor Jahren während seines Selbstversuchs in der Holo-Projektion des Zepters entdeckt hatte. Eine schräg stehende Linie auf einer horizontalen Fußlinie, die in einer Spitze auslief.
    Natürlich! Er sprang auf. Das Symbol zeigte das Troyian-Zepter! Warum war er darauf nicht früher gestoßen?
    Die Überlieferungen sagten nichts Konkretes über die Troyians aus. Etwa wer sie waren, wo sie lebten, woher sie kamen oder warum sie irgendwann vor mehr als eintausend Jahren verschwanden. Lediglich über ihre Aufgaben war etwas bekannt. Sie hatten zu ihrer Zeit eine übergeordnete Hierarchieebene im Roten Nebel gebildet, eine eigene Ordnung jenseits der eingefahrenen Bündnisse oder Grenzen zwischen Nebelwelten, Zentrum und Königreichen – lange bevor diese sich in der heutigen Form manifestierten. Kamir hatte seine eigenen Schlussfolgerungen daraus gezogen. Wenn die Troyians eine neutrale Steuerungsebene im Roten Nebel gewesen waren, um die Gesamtrichtung der Entwicklung der Kulturen des Nebels zu beeinflussen – in welche Richtung auch immer –, so hatten sie über erheblichen Einfluss auf exekutiver Ebene verfügen müssen.
    Und wo war diese ausführende Macht geblieben?
    Er erhob sich, stellte sein leeres Glas ab und betrachtete die Spitze des Zepters aus der Nähe. Das Material an der Spitze wirkte flüssig. Wenn er sich konzentrierte und mehrere Sekunden lang auf einen Punkt der Spitze sah, drohte er das Gleichgewicht zu verlieren. Wie bei einem Material in großer Hitze schienen Partikel aus der rötlich schimmernden Oberfläche auszuquellen, zur Spitze hin zu fliegen und darüber hinaus. Dieses Phänomen war ihm bereits vor Jahren während seiner Untersuchungen aufgefallen und es war bis heute nicht zu erklären. Es betraf nur einen genau definierten Bereich der Spitze und war nicht zu erfühlen oder zu messen.
    Kamir schüttelte frustriert den Kopf. Es gab im Moment so vieles, was er nicht verstand!
    »Herr?«
    Neuille war eingetreten und reichte ihm einen Datenkristall. »Was ich über Ashia herausbekommen konnte.«
    Er nahm es entgegen und ging zu einem Lesegerät, wo er es einlegte. Neuille wartete.
    »Was möchtest du noch sagen, Neuille?«, fragte er, in Gedanken längst wieder bei dem Zepter.
    »Es tut mir leid, dass ich spioniert habe, Herr. Ihr hattet Euch verändert seit dem letzten Besuch des Cektronns. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, die Euch am nächsten stehende Person davon zu unterrichten.«
    Er sah sie ernst an. »Das verstehe ich, Neuille. Du hast richtig gehandelt, obwohl du den Zusammenhang nicht verstanden

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