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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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überrennen und für alle Zeit über das Tiefland herrschen.«
    Sonne des Königs! Jaguarundis Verblüffung war komplett.
    »Der Große Krieger sagt, dass er uns in wenigen Tagen in der Nähe Coruums zu treffen wünscht. Er wird uns zu sich rufen.«
    Der Hohepriester und der älteste Sohn des Königs von Tikal schmiedeten zusammen mit diesem seltsamen Fremden einen verräterischen Plan gegen seinen Herrscher! Er dankte dem Sonnengott, dass er Speer des Königs soviel Weitsicht geschenkt hatte, ihn hierher zu schicken, um den Verrat zu entlarven.
    Der Hohepriester hatte sich bewegt. Jaguarundi war einen Moment lang zu sehr mit dem Ungeheuerlichen in seinen Gedanken beschäftigt und unaufmerksam gewesen. Er zuckte zusammen. Ein leises Geräusch nur – doch es reichte.
    Der Fremde drehte seinen Kopf ruckartig in die Richtung, in welcher der junge Krieger hinter den Strohmatten versteckt lag. Anbeter der Unterweltgötter hatte nichts vernommen – war jedoch überrascht durch die Bewegung des Großen Kriegers und folgte dem Blick des Mannes. Die Augen des alten Priesters waren noch geblendet von der Helligkeit des blauen Lichts. Die Stimme des Fremden gab einen rauen Ton von sich.
    »Sieh nach, was da ist «, befahl der Hohepriester dem Sohn des Königs.
    Das war für Jaguarundi das Zeichen zum Handeln. Sobald Sonne des Königs aufgestanden war und in seine Richtung sehen sollte, würde er ihn entdecken. Wollte er einen Rest des Überraschungsmoments nutzen, über das er noch verfügte, hatte er keine Zeit zu verlieren. Er sprang in einer fließenden Bewegung auf, die Schlafmatten in Richtung des Fremden und des Königssohns werfend, und prallte in den ersten von zwei Kriegern, die genau in dem Moment den Tempel durch den schmalen Eingang betraten.
    Es war unklar, wer in der nächsten Sekunde mehr überrascht war. Der Hohepriester und Sonne des Königs erstarrten in ihren Bewegungen, eine Strohmatte traf den Königssohn an der Schulter und veranlasste ihn zu einer reflexhaften Abwehrbewegung. Die Matte flog weiter auf den Fremden zu – und durch ihn hindurch. Jaguarundi bemerkte das nur aus dem Augenwinkel heraus, denn seine volle Aufmerksamkeit wurde von den beiden neuen Gegnern beansprucht, die durch den Aufprall übereinander gefallen waren und sich jetzt hastig vom Boden erhoben. Es mussten hohe Krieger – Heerführer – sein, wenn sie dieses Heiligtum betreten durften.
    Die Zunge des Fremden erfüllte den Raum mit einem zornigen Befehl. Anbeter der Unterweltgötter sah verdutzt zu ihm hin und suchte dann nach dem Eindringling. » Ergreift ihn, er darf nicht entkommen! «, schrie er den Kriegern zu.
    Jaguarundi verdankte seinen Namen vor allem der Schnelligkeit und der Klugheit seiner Angriffe, mit der er körperlich und zahlenmäßig überlegene Gegner überwinden konnte. Während sich die beiden Krieger mit ihren Repräsentationsspeeren im engen Tempeleingang selbst behinderten, sprang er über den Stapel der Schlafmatten, zog seinen Obsidiandolch und stürmte auf den Fremden ein, um ihn in seine Gewalt zu bringen.
    Er vergeudete wertvolle Sekunden, als er versuchte zu verstehen, warum seine Bewegungen durch den Fremden hindurch gingen, anstatt ihn zu ergreifen. Mit einem wilden Schrei Schwung war Sonne des Königs bei ihm und führte einen wilden Schwung mit seinem Dolch auf Jaguarundi aus, den dieser mit einer geschmeidigen Bewegung seines linken Armes konterte. Mit einem lauten Knacken brach die Obsidianklinge des Königssohns, nachdem sie hart an dem Lederpanzer des jungen Kriegers abgeglitten war. Jaguarundi führte eine Drehbewegung mit den ganzen Körper aus, brachte sich hinter den Sohn des Königs in Position, umfasste dessen Hals fest mit der Linken unter dem Kehlkopf und drückte ihm die Obsidianklinge seines Dolches unter das Kinn.
    »Lasst mich mit ihm gehen!«, sagte Jaguarundi mit vor Anspannung zitternder Stimme. Warum hatte er den Fremden nicht ergreifen können? Mit ihm als Geisel wäre sein Abzug gewiss gewesen.
    Der Königssohn hatte jede Gegenwehr eingestellt, wissend, dass er aus dieser Lage nicht entkommen konnte. Die beiden Krieger verharrten an der dem Eingang nächstgelegenen Wand und warteten auf einen Befehl des Hohepriesters. Anbeter der Unterweltgötter war in einen leisen Dialog mit dem Fremden vertieft, der mit harter Mine kurze Anweisungen gab.
    »Du wirst es nicht schaffen, den Palast zu verlassen«, sagte der alte Mann schließlich zu Jaguarundi. »Wenn du dich ergibst, wirst

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