Coruum Vol. 2
versuchte sich mit Tritten von ihm zu lösen. Schließlich gelang es ihm. Den gezogenen Obsidiandolch in einer Hand, den Schild in der anderen, suchte er in der Dunkelheit nach verräterischen Hinweisen auf den Standort seines Gegners.
»Gib mir den Schlüssel und ich lasse dich leben!«, klang eine leise Stimme von rechts.
Jaguarundi sprang herum, suchte den Sprecher in der Dunkelheit. Die Stimme kannte er – es war die von Sonne des Königs, den er im Tempel verletzt hatte. Er hatte den Königssohn unterschätzt. Die Verletzung sollte ihn eigentlich schwerer getroffen haben. Die Rufe der Krieger kamen näher, wie weit war es noch bis zu Blut der Vögel?
»Mach schon, die Krieger sind gleich hier«, drängte Sonne des Königs.
Warum wollte er das Opfermesser unbedingt vor den Kriegern haben? , fragte sich Jaguarundi und duckte sich, während er versuchsweise einen Schritt nach hinten machte. Der Sohn des Königs konnte ihn nicht sehen. Er drehte sich um und rannte wieder los.
» Nein, bleib stehen! «, hörte er ihn hinter sich die Rufe der nahenden Krieger überschreien.
» Tötet ihn nicht, fangt ihn lebend! «, das galt nun den Kriegern.
Jaguarundi spürte Blutgeschmack in der Kehle. Vor ihm stieg der Boden leicht an, dann prallte er hart gegen die Dammstraße.
» Blut der Vögel «, rief er über den Damm, » ich bin’s, Jaguarundi! «
»Da vorn ist er, fangt ihn lebend!« Die Stimme des Königssohns klang nah.
Mit letzter Kraft zog Jaguarundi sich die Böschung der Dammstraße hoch und wurde plötzlich von vier Händen förmlich auf die Straße hinauf gerissen, über den Damm hinübergeschleppt und auf der anderen Seite hinab gestoßen, während hinter ihm die Verfolger im Speergewitter der Coruumer Krieger starben.
Ein paar kostbare Minuten lang durfte er auf dem Rücken liegen bleiben und sich erholen.
»Komm, Jaguarundi, wir müssen zurück, bevor sie mehr schicken.« Er spürte Hände, die ihn hochzogen. Erschreckt schüttelte er sie ab und tastete nach dem Knäuel mit dem goldenen Opfermesser.
Er hatte es verloren!
»Blut der Vögel! Ich muss zurück! «
Der ältere Krieger brachte seinen Kopf dicht an ihn heran. Er spürte den Druck des Lederpanzers und des schweren Halsschildes aus Baumwolle.
»Soll ich dir gleich hier den Kopf abschlagen und hineinsehen, ob noch etwas Verstand darin wohnt?«, fragte er grimmig, »obwohl ich dir die Antwort schon jetzt geben kann. Ich habe nur viermal fünf Krieger und sie sind vor ihrer Stadt. Ich konnte die Krieger des Königs einmal überraschen – das nächste Mal werden sie vorbereitet sein.«
Jaguarundi fühlte Leere in sich aufsteigen. Wind im Maisfeld war umsonst gestorben. Würde Speer des Königs seiner Geschichte Glauben schenken?
2 Sieben Königreiche
Galaktischer Spalt, Ruthpark System, Relion
30397/1/9 SGC
6. Oktober 2014
Raana Roohi
Schattenoffizier Raana Roohi verfolgte befriedigt den Start der Gmersink, welche die wichtigsten Vertreter der Organisation, Hud Chitziin, Syncc Marwiin und Merkanteer Keleeze – seinen Leitoffizier, von Bord der geenterten Relion in Sicherheit brachte. – Eine trügerische Sicherheit – wie er Sekunden später feststellte, als sein Fernerkundungsradar die bedrohlich blinkende Silhouette einer Gilden-Fregatte auf sein Visier projizierte, die auf Abfangkurs zu dem beschleunigenden Organisations-Schiff ging. Die letzten Informationen, welche über die Sensorenphalanx seines Anzugs hereinkamen, meldeten ihm zwei schwere Kampfdrohnen, die sich ebenfalls an die Triebwerkssignatur des fliehenden Schiffes hefteten.
Dort wäre jetzt sein Platz gewesen – weiterhin die Hand schützend über seinen Leitoffizier haltend , dachte er grimmig. Der knapp drei Meter hohe Berg aus fahlsilbernen Monofasern, in dem der Schattenoffizier gut eine Handbreit über dem Dockboden schwebte, bewegte sich keinen Millimeter, während die Sensoren seines Anzugs die Relion nach versprengten Besatzungsmitgliedern und feindlichen Entertruppen des Zentrums-Geheimdienstes Z-Zemothy absuchten.
Seit mehr als zehn Jahren war Raana Roohi Teil der typischen Organisations-Symbiose zwischen Führungsoffizier und Adjutanten. Seiner Ernennung zum Adjutanten war ein spezielles, zweijähriges Auswahlverfahren vorangegangen, an dessen Ende er die höchste Bewertung aus einer Gruppe von fünfzehn Kandidaten erhalten hatte, welche nach dem vollen Auswahlverfahren übrig geblieben waren. Ausschlaggebend war die Entscheidung Keleezes
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