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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ihre Hand mit Eurer rechten Hand, Höchster, das ist eine Art der Begrüßung auf Ruthpark, soufflierte mir Hud Pasuun mit unterdrücktem Lachen durch meinen Kommunikator. Karen Whitewood sagte etwas in ihrer Sprache, was ich nicht verstand. Ich ergriff ihre Hand mit meiner Rechten und sie drückte sie kurz und fest, um sie dann sofort wieder loszulassen. Einen kurzen Augenblick verharrte ihr Blick auf dem Stumpf meines linken Zeigefingers, der bereits wieder bis zum ersten Gelenk nachgewachsen war. Dann huschten ihre Augen in mein Gesicht, um vielleicht nach irgendeinem Zeichen von Schmerz oder Bedauern zu suchen.
    »Danke«, sagte sie dann in gutem Proc, auf den kleinen Karton deutend. Sie drehte sich um und ging ein paar Schritte zu einem Tisch in einer Gruppe von Sesseln, auf dem sie ihn ablegte.
    Sie war in dem hellen, weiten Schiffsanzug kaum wieder zu erkennen, verglichen mit der vollkommen erschöpften Frau, in zerrissener und verdreckter Kleidung, die ich vor fünf Tagen von der Corps-Soldatin in Empfang genommen hatte. Ihre schulterlangen, braunen Haare trug sie offen und auf dem hochflorigen Bodenbelag lief sie barfuß, wie alle auf dem Schiff. Sie war wenigstens zwei Köpfe kleiner als ich, fühlte sich dadurch aber in keiner Weise eingeschüchtert.
    Ihre Augen und die Nase waren leicht gerötet – Zeichen einer leichten allergischen Reaktion auf die Schiffsatmosphäre. Das würde sich wahrscheinlich bald legen.
    Ich habe ihr ein Holobild von Euch gezeigt, Höchster, und ihr erklärt, dass ihr sie von der Oberfläche gerettet habt und wo sie sich jetzt befindet, lenkte Hud Pasuun mein Denken über den Kommunikator. Am einfachsten gewinnt Ihr ihr Vertrauen, wenn Ihr Euch besorgt um Sinistra zeigt.
    Also lenkte ich meine Schritte zu der transparenten Kugel des Regenerators, in der das makrobotgesättigte Gel hellblau schimmerte. Karen Whitewood folgte mir sofort und stellte sich mit besorgtem Blick neben mich, schweigsam die jüngere Frau betrachtend.
    »Sinistra?«, fragte ich sie.
    »Ja«, sie nickte, »sie gehört zu meinem Ausgrabungsteam in Coruum«, antwortete sie unmittelbar und nur wenige Sekundenbruchteile verzögert hörte ich die Übersetzung der Kommunikations-KI.
    Die Übersetzungsmuster sind schon recht flüssig, Höchster, die vergangenen vier Tage habe ich mit Karen den Grundwortschatz aufgebaut. Ihre Sprachsyntax ähnelt der unsrigen – vielleicht eher Zentrum als 7K.
    »Es tut mir leid, dass wir Sinistra nicht helfen können, Karen Whitewood«, sagte ich zu ihr, während fast gleichzeitig die Kommunikations-KI meinen in Proc gesprochenen Text in ihre Sprache übersetzte.
    Sie erwiderte nichts, kämpfte mit den Tränen. »Wann können wir wieder zurück?«, ihre grünen Augen sahen mich fest an, mit einer Hand wischte sie sich verstohlen die Tränen weg.
    »Die anderen werden uns für tot halten.«
    Daran hatte ich auch bereits gedacht, wusste im Moment nur nicht, was ich dagegen tun konnte.
    »Würdest du Sinistra hier zurücklassen?«, fragte ich sie.
    Karen Whitewood hatte sich dem Regenerator zugewandt und schüttelte wortlos den Kopf.
    Die junge Frau schwebte in dem Makrobot-Gel, eingehüllt in eine nur moleküldicke, weiß-transparente Kompressionsfolie. Sämtliche Lebenserhaltungsfunktionen wurden von den Makrobots ausgeführt. Sie waren nicht größer als die durchschnittlichen weißen Blutkörperchen und durchdrangen die Poren der Folie mühelos. Sie versorgten den Organismus der Frau mit allen Nährstoffen sowie in der Lunge und an der Hautoberfläche mit Sauerstoff. Gleichzeitig entsorgten sie Körperschlacke und Kohlendioxid sowie alle als körperfremd markierten Zellen und Bakterien. Da es sich bei der Frau um ein Exemplar einer neuen Sub-Spezies handelte, konnte die Programmierung der Makrobots bis zum Abschluss der Blut- und Genomanalysen von Karen Whitewood nur rudimentäres Wissen bezüglich der körperfremden Zellen umfassen und war nicht in der Lage, die Entzündungen im Körper zu heilen.
    Durch die Makrobot-Technologie hatte sich die Lebensspanne der damit versorgten Menschen in den 7K um fast einhundert Prozent erhöht, sämtliche durch die normale Gen-Replikation des Alterungsprozesses hervorgerufenen Gen-Defekte wurden von den Makrobots eliminiert. Als natürlicher Begrenzungsfaktor hatte sich die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns herausgestellt, das nach zweihundert Jahren an kapazitive Grenzen stieß, die bisher nur in den Nebelwelten umgangen werden konnten

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