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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ist noch nicht klar, womit er diese Angriffe rechtfertigen will. Es fehlt aus unserer Sicht eine notwendige und glaubhafte Provokation des Zentrums durch die Königreiche.«
    Ramone stützte sich mit den Händen nach hinten ab und drehte ihr Gesicht der Sonne zu. Zwei leuchtend rote Make-up Streifen verliefen unter ihren Augen, ein dritter senkrecht über die Mitte ihrer Lippen und setzten einen deutlichen Kontrast zu ihrer nur leicht gebräunten Haut. Die Sonnenstrahlen wurden von den Make-up-Streifen und den künstlichen Linsen in Ramones Augen teilweise reflektiert. Es wäre irreführend gewesen, aufgrund ihres jugendhaften Äußeren auf das wahre Alter der Urmutter schließen zu wollen. Raoula wusste aus ihren eigenen Quellen, dass das offizielle Alter von Ramone mit 287 Jahren angegeben wurde und sie ihre zehnte Reinkarnation bereits bis ins Detail geplant hatte. Sie hatte es bislang nicht gewagt, aktiv im Lebenslauf der Urmutter zu forschen, um das Geheimnis zu ergründen – auch die Befugnisse einer Benedictine kannten Grenzen.
    »Es wäre schön, wenn sie sich gegenseitig schwächen würden, Liebes«, sagte sie mit geschlossenen Augen, » – es könnte unsere Position und die der Nebelwelten deutlich verbessern.«
    Raoulas Blick strich zum Horizont, wo sich die dunkelblaue Wasserlinie mit dem Hellblau des Himmels über Innocentia , der Hauptwelt der Kirche und dem Palast der Urmutter, traf. Sie dachte kurz über Ramones Bemerkung nach – was plante sie?
    »Wie schätzen deine Informanten die Bedrohung der Zentrumswelten durch den Zusammenbruch der Potentiale ein, Liebes, teilen sie die Ansicht des Cektronns und kann es auch für uns gefährlich werden?«
    Die Benedictine stand in der Brandung. Ihr Gewand war bis zum Bauchnabel durchnässt – eine größere Welle hatte sie überrascht.
    Sprich, Liebes!, spürte sie die ungeduldige Aufforderung Ramones in ihren Gedanken.
    »Sie halten die Bedrohung für real, Mutter. Wir verfügen nicht über eigene Möglichkeiten, die Situation genauer zu bestimmen. Unsere Wissenschaftler auf Tektor erarbeiten nur die Rohinformationen. Das Gesamtbild setzen die Huds der Königreiche zusammen – es ist für uns unmöglich, da einen Informanten zu platzieren.« Sie machte eine Pause. »Wir können die Rohinformationen nur anhand der publizierten Betrachtungen aus dem Zentrum und den Königreichen neu bewerten. Unsere Sicht ist, dass die Einschätzung des Cektronns zu negativ und die der Königreiche zu positiv ist. – Angesichts der Tatsache, dass die Technologie des Zentrums im Vergleich zu den Sprungtoren der Königreiche veraltet ist – und sich die gefährdeten Sektoren ausschließlich im Bereich des Zentrums befinden – kann ich die Auslegung des Cektronns verstehen.«
    Ramone drehte sich zu ihr um. »Wir verwenden im Vergleich mit den Königreichen auch veraltete Technologie«, sagte sie und strich sich mit der Hand ein paar Strähnen aus dem Gesicht, während ihr Blick sich in den Hinterkopf der Benedictine bohrte.
    Raoula nickte zustimmend und schob eine schillernde Krabbe mit dem Fuß aus ihrem Weg. Langsam kam die Benedictine aus dem Wasser in Richtung der Urmutter geschlendert. Als sie sich wieder auf dem heißen schwarzen Sand befand, zog sie ihr am Körper klebendes nasses Gewand mit beiden Händen von der Haut ab und schüttelte es mit zwei kurzen, ruckartigen Bewegungen. Die Wassertropfen traten an der Oberfläche des Stoffes aus und rannen an dem jetzt Wasser abweisenden Material zu ihren Füßen hinab. Das leichte Gewand begann sich wieder im Wind zu bauschen.
    Raoula setzte sich zu Ramones Füßen in den Sand. »Das waren auch meine Bedenken, Mutter«, fuhr sie fort. »Unsere Technologie ist im Zweifel noch älter als die des Zentrums, weil die Gilde uns nach wie vor eine gewisse Güterauswahl vorenthält – eine jahrtausendealte Übereinkunft der Ersten Händlerinnen mit den Cektronns von Z-Zemothy, um die Nebelwelten technologisch auf Abstand zu halten und kontrollieren zu können.« Sie lächelte hintergründig. »So wie es aussieht, haben sie uns damit einen ungeahnten Gefallen erwiesen, Mutter.« Ihr Blick richtete sich auf die glitzernden Augen von Ramone, die aufmerksam zuhörte.
    »Das Verkehrsaufkommen in den Nebelwelten ist nicht gering, verglichen mit den durchschnittlichen Werten des Zentrums ist es aber lächerlich wenig – maximal fünf Prozent. Die Gilde hat die Kapazität ihrer Schiffe über die Jahrtausende ausgebaut. Seit einiger

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