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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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überlegte einen Moment, stemmte mich dann entschlossen hoch und sprang erschrocken zurück. Das Knistern und Flackern meines Schutzfeldes hatte mich erschreckt und mir jegliche Sicht genommen. So würde ich da jedenfalls nicht hindurch kommen. Entschlossen schaltete ich es mit einer Drehung am Ring ab. Erneut stemmte ich mich hoch und kroch zügig durch den Spalt. Den aufkommenden Vergleich mit einer Fliege auf dem Amboss eines Schmieds ignorierend, glitt ich auf der anderen Seite hinunter und hatte das Gerät gefunden.
    Aye!
    Der Thieraport sah völlig anders aus als beschrieben, doch es bestand für mich kein Zweifel daran, dass der alte Mann diese Maschine gemeint hatte – leider schien sie seit sehr langer Zeit kaputt zu sein. Ein sehr großer Teller aus einem stumpfen, schwarzen Material von zehn Metern Durchmesser, mit flachem, schmalem Rand, war in die Mitte des runden Raumes wie ein Bassin eingelassen. Er war dick mit einer Art braun-weißer Asche überzogen, die seit Jahrtausenden unberührt dort liegen musste und auch den restlichen Boden des Raumes mit einer dünnen Schicht bedeckte.
    Ich hatte die Hälfte der Entfernung zum Bassin zurückgelegt und sah mich um. Meine Fußabdrücke hatten die Unberührtheit dieses Raumes bereits zerstört – Karen wäre entsetzt gewesen.
    Ein einzelner, glasklarer Ton erklang, ließ mich erst zusammenzucken und dann erstarren. Die Ascheschicht blitzte auf, erglühte von innen heraus wie geschmolzenes Metall, erhob sich wie ein dünnes Tuch langsam im gesamten Raum vom Boden bis auf die Brusthöhe und begann sich dann in Richtung meines Kopfes auszudehnen. Das Schott hinter mir schloss sich brachial quietschend und knirschend. Ich pustete ein paar Aschepartikel fort, wischte mir über den Mund. Sofort füllten andere Partikel den leeren Raum, die Asche verhielt sich wie eine Flüssigkeit, dehnte sich weiter aus. Ich geriet in Panik, versuchte mich unter die Schicht zu ducken, doch die folgte mir ohne die geringste zeitliche Verzögerung. Ich hatte die Luft angehalten. Der Drang zu atmen würde übermenschlich. Ich holte Luft, schmeckte zuerst die Trockenheit, die sich sofort in einen wohligen Balsam verwandelte. Ich machte ein paar ruhige Atemzüge, spürte die Ascheflocken in meinem Mund zu Feuchtigkeit schmelzen.
    Das Feld! , schrie mich etwas an. Ich erstarrte. Natürlich – und ergriff den Ring.
    Dort, wo die Ascheschicht mein Schutzfeld berührte, begann sie lichterloh zu brennen, als würde geschmolzenem Metall Sauerstoff eingeblasen.
    Langsam, ganz langsam, atmete ich normal weiter, verdrängte die Panikattacke, während sich in meiner Lunge ein wohliges Gefühl einzustellen und für ein paar Sekunden eine Art goldener Staub vor meinen Augen zu tanzen begann. Langsam, ganz langsam setzte ich meinen Weg zum Thieraport fort, drehte mich dabei leicht nach hinten, um zu beobachten, wie sich die Ascheschicht verhalten würde. Ich hinterließ eine dunkle Spur, die sich träge wieder schloss, ganz so, als würde man eine brennende Wunderkerze durch zähen, grauen Schlamm ziehen.
    Das Flimmern vor meinen Augen verschwand, die wohlige Wärme in meiner Lunge blieb. Das Schutzfeld der Besucher erhielt mich jetzt am Leben, da machte ich mir keinerlei Illusionen. Das hier war ein Sicherheitsmechanismus der Arche, der auch nach dieser langen Zeit noch funktionierte. Ich ging in die Hocke, versuchte erneut, mich unter der brennenden Schicht wegzuducken – doch vergeblich – die Hauptebene der Asche folgte immer der Position meines Oberkörpers. Ich erkannte feinere Aschepartikel, die scheinbar auf unterschiedlichen Luftebenen schwammen und meinen Mund erreichten – die hatte ich eingeatmet – doch wohl nicht genug. Vielleicht orientierte sich ihre Steuerung an meinem Herzschlag. Unruhig suchte ich nach Spuren von nachlassender Feldstärke meines Schutzfeldes – zum Glück bemerkte ich keine Veränderungen.
    Ich erreichte den Rand des Bassins. Meine Reaktionsfähigkeit musste noch beeinträchtigt sein, der Grad meiner Erschöpfung hatte zugenommen. Nur so war es zu erklären, dass ich beim Anblick der überlebensgroßen Frau nicht heftig zusammenzuckte, die über dem runden Bassin schwebte und mich aus schwarzen Augen anstarrte.
    Ich hatte mich geirrt – und zwar gleich mehrfach. Diese Maschine war nicht defekt, und bei der leuchtenden Ascheschicht handelte es sich nicht um einen Abwehrmechanismus der Arche, sondern es musste eine Art Scanner sein, der

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