Coruum Vol. 3
seinen Oberschenkeln ab und sah an ihm hinauf. »Es – sieht – intakt aus«, brachte er zwischen einzelnen Luftzügen heraus.
Syncc Marwiin schüttelte den Kopf und wandte sein Visier zum rückwärtigen Tor. »Ich meine keine mechanische Beeinträchtigung, meine Freunde, es wartet jemand auf uns, den wir besser nicht treffen sollten.«
Das leichte Zittern des Bodens kündigte das Entriegeln des Eingangs an. Die Blende zum zurückliegenden Tunnelabschnitt, den wir vor Minuten passiert hatten, öffnete sich erneut. Ich wartete angespannt – nichts geschah.
» Damm! «, quetsche der Amerikaner neben mir leise durch die Zähne.
Zwanzig Meter von uns entfernt begann die Luft zu flimmern. Langsam gaben sich mächtige Konturen zu erkennen, welche die Anzüge der Certeers wie Kindergrößen aussehen ließen.
»Ich habe nicht gedacht, Euch je lebend wiederzusehen, Marwiin«, dröhnte eine metallische Stimme in meinem Ohrhörer, »ich bin erfreut, dass Ihr die Vorzüge der Reinkarnationstechnik für Euch entdeckt habt, denn nun könnt ihr mir sicher einige Fragen beantworten.«
9 Nebelwelten
Roter Nebel, Triumphane, Sitz der Benedictine
30397/2/3 SGC
23. November 2014
Raoula
Sie flog.
Endlose, grüne Savannen strichen unter ihr entlang, ein warmer Wind berührte ihre Wangen. Durch die hohe Geschwindigkeit der Antigrav-Scheibe wirkte die Graslandschaft wie ein samtenes, seicht gewelltes Tuch. Am Horizont erschien ein Glitzern, kam schnell näher – sie erreichte eine Küstenlinie, das Licht der untergehenden Sonne in ihrem Rücken spiegelte sich in einem endlosen Meer, der Wind in ihrem Gesicht wurde feuchter und kühler.
Eine kurze Dämmerung trug sie in die Nacht. Sterne begannen an einem tiefschwarzen Firmament zu funkeln, zwei dünne Mondsicheln spiegelten sich im Wasser – wiesen ihr den Weg zu einer riesigen Neer, die lautlos und mit unbändiger Kraft glitzernd, inmitten des uferlosen Ozeans rotierte.
Raoula tauchte ein, folgte dem Strudel hinab in die Tiefen der See, immer weiter, bis sie unter sich ein rotes Schimmern entdeckte, eine große Luftblase, erfüllt von warmen Licht, inmitten der ewigen Finsternis.
Die Antigrav-Scheibe landete, ihre bloßen Füße betraten kalten Sandboden, lähmende Stille dröhnte in ihrem Geist. Sie öffnete ihre Lider, blickte aus leeren Augenhöhlen hinauf zur tiefroten Kuppel.
Berichtet!
Ein neues Bild entstand vor ihrem inneren Auge. Es war Nacht, sie näherte sich einem beeindruckenden Anwesen. Mehrere Marker in ihrem Gesichtsfeld sagten ihr: Sie war nicht allein.
Die Gebäude des Anwesens waren von einer hohen Stein-Mauer umgeben, sie betrat einen Torweg – massive Pforten hingen zerschmettert in den Angeln. Leise Kommandos wurden gegeben, weitere Marker näherten sich, überflogen die Mauern, landeten im Hof, in ihrer Nähe, bewegten sich schnell.
Sie glitt nach vorn, erreichte eine breite Treppe, sprang mit einem gewaltigen Satz hinauf, stürmte in eine Halle – blieb wie eingefroren stehen.
Feinste Asche verharrte unnatürlich schwerelos im Raum, glitzerte im unsichtbaren Licht der Helmvisiere ihrer Ritter. Nichts Organisches war mehr zu erkennen – der gesamte Inhalt dieser Halle war durch präzisen Waffeneinsatz verglüht worden. Eine blinkende Anzeige informierte sie über die Reststrahlung – vor nicht mehr als fünf Stunden.
Ihr Atem stockte – zu spät!
Ein weiterer, gewaltiger Satz brachte sie in eine der oberen Etagen des Haupthauses, folgte einem Signal ihrer Ritter.
Damon?
Der Gerüstete nickte kurz.
Sie drehte sich um.
Nestor!
Die leblosen Körper zweier erwachsener Männer lagen auf speziellen Tischen, Blutlachen auf dem fein strukturierten Steinfußboden darunter – noch nicht geronnen.
Damon hat noch gelebt, Mutter. Die Entnahme seines Gehirns und des Rückenmarks waren höchstwahrscheinlich erfolgreich.
Und Nestor?
Hände drehten dessen Körper vorsichtig auf den Rücken.
Sie erblickte zum ersten Mal die schönen und gleichmäßigen Züge ihres zweiten Sohnes. Er hatte im Sterben gelächelt, sein feiner Mund war mit blauer Farbe verschmiert. Nestor hatte sich der Kontrolle der Urmutter entzogen – auf seine Weise.
Auch sein Gehirn wurde entnommen, Mutter – aber er hat sich vorher mit Papit vergiftet. Die Zellen seines Gehirns werden sich weiter zersetzen, der Prozess ist nicht aufzuhalten. Er kann nicht reinkarniert werden. Es tut mir leid, Mutter, wir sind zu spät.
Sie blickte zurück zu Damon – ja, ein
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