Coruum Vol. 3
passieren.« Vor uns schwebte ein Bauplan der Arche als Hologramm. Ich verstand, was der alte Mann ausdrücken wollte. Wir befanden uns in einer Kugel, wenigstens vierhundert Meter im Durchmesser. Genauer gesagt waren es vier ineinander geschachtelte Sphären, deren Zugänge jetzt gegeneinander verdreht waren und somit einen Grad an Sicherheit darstellten, der wirklich mit nichts anderem zu vergleichen war – als Unzerstörbarkeit.
Wir standen in der zentralen Sphäre. Umgeben von einer inneren Transferkugel, mit einer eigenen Wandstärke von fünfzehn Metern und mit nur genau einem Durchgang. Diese Sphäre befand sich wiederum innerhalb der sie umschließenden Substanzkugel, wie Syncc Marwiin sie nannte, mit einhundert Metern Wandstärke. Sie enthielt diverse Kammern unterschiedlichen Zwecks, welche nur von innen durch den einzigen Gang der Transferkugel zu erreichen waren und keinerlei Verbindungen untereinander besaßen, trotzdem bestand ihr Inhalt zu ungefähr neunzig Prozent aus fester Materie.
Die Hülle bildete die äußere Transferkugel, mit eigenen fünfzig Metern Dicke, die auch nur einen einzigen Durchgang besaß. All diese Sphären mussten in einer genau definierten Weise zueinander und zum einzigen Einlass des Tunnels ausgerichtet sein, um ein Betreten oder – für mich im Moment wichtiger – das Verlassen zu ermöglichen. Mir war unterwegs kein Übergang zwischen den einzelnen Sphärenschichten aufgefallen, aber wenigstens hatte ich jetzt eine Erklärung für die Erschütterung nach dem Betreten der Arche – die äußere Transferkugel hatte sich bewegt und den Eingang versiegelt.
»Wir sollten jetzt gut auf das Zepter aufpassen«, sagte Sturgis mit Hinweis auf die holografische Darstellung, »falls wir hier drinnen nicht verhungern wollen.«
Unruhig erinnerte ich mich an die Schlusspassage von Sinistras Zusammenfassung des Gesprächs zwischen Keleeze und Syncc Marwiin an Bord des Raumschiffes. Er hatte davon gesprochen, diese Arche zu zerstören, falls sie den Sole-Sourcern helfen könne, sich aus der Isolation zu befreien.
Ich hoffte, meine Ansicht über die Unzerstörbarkeit dieses Bauwerkes war nicht trügerisch.
» Hier ist jemand gestorben! «
Sinistras Stimme erklang gedämpft zu mir. Ich drehte mich um, suchte sie, sah jedoch nur Syncc Marwiin, der hinter eine trennende Wand eilte und verschwand. Sturgis und ich folgten ihm, entdeckten eine Rampe zu einem tiefer gelegenen Deck, sprangen hinunter, bogen um eine Ecke und erstarrten.
Wir hatten unseren Führer wiedergefunden.
Im Halbrund mit drei anderen toten Sole-Sourcern, saß er auf einem Konturensessel, das Gesicht einer Projektion zugewandt.
»Verhungert sind die jedenfalls nicht«, sagte ich leise zu Sturgis, nachdem ich mich dem ersten Sole-Sourcer, der Frau mit den langen Haaren, zugewandt hatte und mir die pergamentene, gealterte und ausgetrocknete Haut aus der Nähe angesehen hatte. »Die haben noch viele Jahre hier drinnen gelebt.«
Sie waren wirklich groß gewachsen. Ihre schlanke Statur betonte dies noch weiter. Das einst schwarze Haar der Frau war im Alter grau geworden. Wie auf dem Bild zum Eingang des oberen Archenteils war es aufwendig geflochten, der Zopf endete auf ihrem Schoß, unter gefalteten Händen mit sehr langen, nach hunderttausend Jahren immer noch scharf aussehenden Fingernägeln. Ihre Handgelenke waren zerfallen, unter dem Druck des hautengen Anzugs, mit dem alle Sole-Sourcer bekleidet waren.
»Sie haben sich selbst getötet, wahrscheinlich, als sie ihre natürliche Lebensgrenze erreicht hatten.«
»Sie haben sich getötet, junger Freund, nachdem sie am Ziel ihrer Forschung waren«, warf der alte Mann ein.
»Was ist das, Syncc?«, fragte Sinistra.
»Ich kann es nur vermuten – mir fehlen die Spezialkenntnisse eines Huds – ich denke, sie haben von hier das Eintreffen der Schockwellen verfolgt, ihre Wirkung auf das System, die Individuen und die Flora beobachtet und analysiert. Das hier gleicht einer Berechnung für den Aufbau, über die benötigte Energie und die Poleigenschaften eines Feldes – möglicherweise zur Abwehr eines weiteren Kollapses.«
»Aber nicht zur Verstärkung eines solchen?«, versuchte ich eine Abschätzung der Gefahr, in der wir uns befanden.
Syncc Marwiin erkannte auf Anhieb den Hintergrund meiner Frage. Er lächelte kurz und drehte sich zu mir.
»Sinistra hat Euch die Unterhaltung übersetzt, das ist gut. Ihr macht Euch unbegründete Sorgen, mein junger Freund. Ihr
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