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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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verblüfft über sein Gewicht. Sie blickte in das Antlitz ihres Primus. Entsetzen ergriff sie. Damon!
    Verzweifelt bemühte sie sich, ihren Gedankenblock zu errichten, es funktionierte nur schwach, das Papit hatte auch hier seine Wirkung bereits weitestgehend entfaltet.
    Der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Primus war ruhig. Er hatte nicht gelitten. Fest drückte sie den Helm mit beiden Händen, zwang ihren Blick auf das vertraute Gesicht.
    »Bleibe du bei mir, Liebes, ich will mit dir streiten, deine gegensätzlichen Standpunkte hören, du kannst deine Freiheiten behalten, solange du mit diesen dummen Sachen aufhörst.«
    Ramone strich über ihre Wange.
    »Ich möchte dich nicht als willenlose Hülle, bleib ein Mensch, wenn es dir so wichtig ist, und reinkarniere weiterhin auf die altmodische Art. Reise zurück nach Triumphane, Liebes, und erwarte meine Anordnungen. Es wird nicht lange dauern.«

 
Roter Nebel, Innocentia II, Planet der Urmutter
30397/2/7 SGC
28. November 2014
     
     
Ramone
     
    Ihre Benedictine hatte feuchte Augen. Ramones Sensoren erkannten ohne Mühe die dunklen Spuren, welche die Tränen auf ihren Wangen hinterließen – Zonen geringfügig abgesenkter Hauttemperatur durch die Verdunstungskälte der salzhaltigen Flüssigkeit. Die Benedictine kämpfte um ihre Fassung, das blaue Gift hatte ihre mentalen Fähigkeiten weitestgehend zerstört, wie dumm sie doch war, ihr Potential auf diese Art aus nichtigen Gründen zu verschwenden!
    Mutter! Ihr werdet gerufen!
    Ihr Geist verfolgte den Hinweis zurück, überprüfte die Berechtigung, sie hier zu stören – erschrak bei der Identifikation der anderen Seite. Ihre Gedanken gerieten mehr und mehr in Unordnung. Wie konnte…?
    Sie erinnerte sich an die Benedictine, die immer noch vor ihr stand. Ramone lächelte kalt. »Damon wird noch ein wenig bei mir bleiben, Liebes. Dein neuer Primus ist bereits auf dem Schiff – Geh!«
     
    *
     
    Es war nicht möglich – kannte nicht sein!
    Über dem Thieraport schwebte die schwarze Silhouette eines großen Mannes mit hoher Stirn. Intuitiv erkannte Ramone den Identifikationskern eines Sole-Sourcers, in dem üblichen Körperpanzer, überwand ihre Überraschung, diesen nach über 1.128 Jahren wiederzusehen – es konnte nur einer sein.
    Ihr Troyian-Gemach glich dem der Königreiche und des Zentrums auf Genaueste. Die konzentrischen Stufenkreise, die parallelen Riefen des Bodens und der beckenähnliche Torus des Thieraports entstammten der Sole-Sourcer-Architektur, welche den ersten Troyians vom Paramount der Sole-Sourcer übermittelt worden war. Die KI der Urmutter versuchte hartnäckig die Navigationsdaten des Sende-Thieraports zu erhalten, prallte an den internen Code-Barrieren jedoch wirkungslos ab. Ein heiseres Lachen drang von hinten zu ihr, als Frere Metcalfe die Stufen herunter schritt und einen ersten Blick auf die Darstellung im Thieraport warf.
    »Ihr überrascht mich, Oldo Merceer«, begrüßte Ramone die Gestalt im Holodisplay ohne jegliches Pathos. »Ich hatte gehofft, Euch nie wieder zu sehen – offensichtlich waren die Meldungen meiner Od’Fer über Euren Tod zu optimistisch. Wo habt ihr Euch die lange Zeit verkrochen?«
    Der Mann in Schwarz antwortete nicht. Seine leblosen, schwarzen Augen im schwarzen Gesicht musterten sie ohne jede Regung.
    »Sehr schön, sehr schön!«, kicherte Frere Metcalfe belustigt im Hintergrund. Er hatte sich auf der untersten Stufenreihe niedergelassen und nickte Ramone aufmunternd zu, als ein verachtender Blick von ihr über ihn hinweg fuhr.
    »Du bist undankbar, Residore!«, dröhnte eine synthetische Stimme durch den Saal.
    Sie blickte zu der Lichtprojektion auf, ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Heute bin ich Ramone, die echte Ramone. Residore ist seit ein paar Stunden tot.«
    Das schwarze Gesicht wandte sich ihr zu, wuchs im Holodisplay, bis die Augen-Nase-Partie in unzähligen Abstufungen von Schwarz die gesamte Darstellung ausfüllte.
    »Du hast deinen menschlichen Körper schon immer als Makel angesehen, Urmutter, ich sehe, dass du ihn abgestreift hast. Ich erwarte deinen Gehorsam!«
    Ramone versuchte nach wie vor konzentriert herauszufinden, woher diese Übertragung kam, und verfluchte zum wiederholten Male ihre Abhängigkeit von der Technik der Sole-Sourcer, die es ihr auch jetzt versagte, eine weitergehende Information zu erhalten.
    Der Blick Oldo Merceers erfasste die zusammengesunkene Statur des Königs von Dominion, erstarrte für einen kurzen

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