Coruum Vol. 3
Jahre später für die Kirche.«
Raoula stieß ihre Atemluft plötzlich aus.
»Das sind die Od’Fer!«
Die Urmutter nickte. »Ja, Liebes – meine Engel!«
Sie schwiegen. Ramone, um auf die nächste Frage der Benedictine zu warten, und Raoula, um sich auf eben diese festzulegen.
»Deshalb waren alle Spuren über Cetna verwischt – aber weshalb starben die Troyians?« Sie versuchte ihre Stimme beiläufig klingen zu lassen um den Eindruck zu vermeiden, sie beschuldige Ramone, etwas mit dem Tod der Troyians zu tun zu haben.
»Rud El’Ottar hatte es verdient, er war seiner Position nicht gerecht geworden«, antwortete die Urmutter im normalen Tonfall. »Harkcrow hatte schließlich Pech, die Agenten des Cektronns hatten ihn ausmanövriert. Er konnte die Vernichtung der Kern-Kultur verhindern – opferte sich dafür aber selbst. Ein einziges Mal war seine Vorbereitung unzureichend gewesen – sein Rat gebender Syncc auf einer wichtigen Reise abwesend.«
Ramone blickte sie scharf an.
Was ist, Liebes?
Raoula war unmerklich zusammengefahren, als Ramone das Wort Syncc aussprach. Sie wehrte sich gegen die suchenden Gedanken der Urmutter in ihrem Kopf.
»Ich hatte mich gewundert, warum es heute keine Troyians mehr gibt, Mutter. Warum habt Ihr keinen Kontakt zu den Sole-Sourcern?«
Sie spürte, wie Ramone sich aus ihrem Geist zurückzog. »Sie haben uns ausgenutzt, Kleines. Sie verfolgten allein ein einziges Ziel: Sie wollten aus ihrem Gefängnis heraus, um hier erneut die Herrschaft zu übernehmen. Nachdem Harkcrow und El’Ottar nicht mehr im Weg waren, brach ich den Kontakt zu den Sole-Sourcern ab.«
»Obwohl Sie uns vor der hereinbrechenden Potentialkatastrophe retten könnten?« Raoula spürte, dass die Urmutter ihr jetzt etwas verheimlichte – sie legte deutliche Verbindlichkeit in ihre Stimme, setzte sich kerzengerade auf die Stufe.
»Das war ein Vorwand, um die Kulturen des Nebels zur Mitarbeit zu motivieren, Kleines. Was verpflichtet mehr als die Furcht vor dem eigenen Aussterben?« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Sie können uns nichts geben, was ich nicht schon hätte!«
Raoula glaubte, sich verhört zu haben.
»Ihr könnt die Potentialkatastrophe aufhalten, Mutter?«, sie keuchte vor Erstaunen.
»Nicht aufhalten, Liebes – lenken! «
Ramone erhob sich – nicht, wie sie es noch vor einem Tag als Mensch getan hätte, langsam und grazil – sondern sie katapultierte sich auf die Beine, landete gut zwanzig Meter von einer verblüfften Raoula entfernt im weiten Rund des Saals.
»Sieh, Liebes!«
Eine Lichtblase entstand flimmernd vor ihr in der Luft, wenigstens einhundert Meter im Durchmesser.
Raoula ging langsam auf die Urmutter zu, erinnerte sich an den König von Dominion auf dem Thron des Urvaters, blickte sich über die Schulter um, sah ihn in unveränderter Haltung, wie er sie nachdenklich mit seinen Augen verfolgte.
»Niemand kann die Potentialkatastrophe aufhalten, Liebes. Auch die Sole-Sourcer nicht – selbst wenn sie es behaupten.«
Ein Gewirr von unregelmäßigen, sich windenden, ausfächernden Linien entstand in dem Holodisplay. Raoula erkannte sie als Potentiallinien. Während sie gebannt die Potentiale betrachtete, begannen diese sich zu verändern, schufen einen leeren Raum, von dessen unsichtbarer Begrenzung alle Linien ab- oder um ihn herum gelenkt wurden.
»Mein lieber Frere schenkte mir diesen Katalog der Potentialverbindungen der Pretaia. Du kannst erkennen, wo sich die Sole-Sourcer befinden – in der leeren Sphäre dort, einer Art isolierten Dimension. Eine erneute Katastrophe könnte den Zugang zu ihnen wieder öffnen, Liebes«, Ramone sah sie an, »sie könnte sie jedoch auch auslöschen – die Huds der Königreiche sehen die Wahrscheinlichkeit dafür als weitaus größer an.«
Die Urmutter lächelte. »Das wäre auch meine Wahl.«
Die Lichtdarstellung veränderte sich, als Abbildungen vereinzelter Himmelskörper hinzugefügt wurden.
»Diese Planeten und Sonnen enthalten Archen der Sole-Sourcer. Die bergen ihr gesammeltes Wissen. Ihre Führer haben mir diese Positionen vor langer Zeit verraten, um sich meine Gunst für ihren Streit mit den Königreichen zu erkaufen, ich wusste damit bisher nichts anzufangen, doch in Verbindung mit dem Potentialkatalog erkennt man ein Muster.«
Raoula schwieg. Sie hatte Unmengen an neuen Fragen, wartete auf die Erklärung Ramones.
»Jede dieser Archen erfüllt einen doppelten Zweck. Der offensichtliche ist es, ihren Nachfahren
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