Coruum Vol. 3
ihnen von dem Moment an die Arbeit mit der Archenlogik deutlich vereinfachte. Sie fanden elektronische Wegweiser des Sole-Sourcers im riesigen Speicher der Arche, wertvolle Hilfen, ohne die sie für Jahrzehnte in den Inhalten hätten herumsuchen können.
Am frühen Morgen des nächsten Tages (Schiffszeit) war er sich sicher, die Art der Einbindung der Arche von Ruthpark in das Netzwerk verstanden zu haben. Er rieb sich über die schmerzende Stirn, presste sich Daumen und Zeigefinger auf die Schläfen.
»Wir können sie nicht einfach deaktivieren«, sagte Hud Keruun entmutigt. »Damit würden wir sie zwar aus dem Netzwerk abkoppeln, jedoch nur so lange, bis sie wieder aktiviert wird – oder das selbst tut – ausgelöst durch ein externes Signal.«
»Es wird einen physikalischen Schalter geben – in der Arche – der sie endgültig aus dem Netz nimmt.« Hudun Merswiin deutete auf ein Nebendisplay, auf dem die Kugel der Arche in einer Draufsicht zu sehen war. »Diese gelb markierten Bereiche fehlten auf den bisherigen Darstellungen. Sie sind erst seit gestern zu erkennen, seitdem wir dieses Codesegment erhalten haben.«
Syncc Marwiin leerte eine Flasche Meridonwasser und wartete auf das Einsetzen der belebenden Wirkung. Mit einer Handbewegung übertrug er die Darstellung auf das zentrale Holodisplay, trat in die Lichtdarstellung herein und vergrößerte einen der gelb markierten Bereiche.
»Ihr habt recht, Hudun«, bemerkte er anerkennend, sah auf einen kleinen Raum in der Substanzkugel, der nur durch einen separaten Tunnel hinter der Transferschicht der Arche zu erreichen war. »Da drin können sich Hunderte von solchen Räumen verbergen. Ohne die genauen Koordinaten zum Ausrichten der Transferkugel werden wir die Öffnungen niemals finden.«
Die Darstellung vergrößerte sich abermals. Eine graue, von elektrischen Störungen durchlaufende Kugel schwebte in einer bronzefarbenen Wandnische. Zwei Krallen, die in nadelförmige Spitzen ausliefen, ragten aus einem Bereich der Nische hervor, der Boden schien von grauen Ascheflocken bedeckt zu sein.
Er schloss frustriert die Augen.
»Wir müssen wieder runter und versuchen, den Raum direkt aus der Arche heraus zu öffnen.«
Roter Nebel, Zentrum, Transfersystem noch Xee, Mestiif
30397/2/16 SGC
11. Dezember 2014
Keleeze
Ich erwachte mitten in der kurzen Ruhephase. Das Blut in meinen Adern schien zu brennen, das Volumen meiner Lunge unendlich zu sein. Ich hatte den Eindruck, für den Rest meines Lebens mit nur einem einzigen, tiefen Atemzug auskommen zu können. Mein Organismus veränderte sich kontinuierlich, der endlose Kampf zwischen meinem Makrobot-System und dem Virus ging in die nächste Runde. Die Modifikationen an den Makrobot-Fabriken, die ich zur Verwunderung von Hud Pasuun noch auf der Boe durchgeführt hatte, wirkten, jedoch nicht weitreichend genug. Vereinzelt attackierte mein Immunsystem das Virus, was den Anstieg meiner Körpertemperatur bewirkte.
Ich sah dunkle Augen über mir.
»Deine Haut ist glühend heiß, Crownie, geht es dir gut?«
Ein schönes Gesicht lächelte mich an, kühle Lippen küssten mich. Wir waren uns die vergangenen vier Tage auf dem Weg von Ruthpark über Ankatarh bis in das Transfersystem Mestiif auf eine Art näher gekommen, die etwas Unerklärliches besaß. Je weiter sich das Virus in mir ausbreitete und zu einem Teil von mir wurde, desto intensiver wurden meine egoistischen Gefühle. In den Momenten, in denen wir zusammen waren, forderte ich völlige Unterwerfung, während sich meine Gedanken weit entfernt um den Aufbau einer großen Familie zu einem eigenen Imperium zu drehen begannen. Mein toter Bruder Oldo Merceer hatte recht behalten. Ich wollte auf dieses Virus und die Sporen nicht mehr verzichten. Die Bewusstseinserweiterung, die ich seit Tagen erfuhr, die Klarheit im Denken und Fühlen, der Gewinn an Logik und Kreativität in Verbindung mit einer harten Kompromisslosigkeit, Ideen, die ich für richtig hielt, auch gegen äußeren Widerstand durchzusetzen – all das war – sehr hilfreich.
»Wir müssen angreifen, Ashia – wir verschwenden Kraft!«, sagte ich, sprang aus dem Bett und stand auf, stieg in den Wassertank, kühlte meine Körpertemperatur herunter, kleidete mich in meinen Innenanzug und lief im lockeren Schritt auf die Brücke.
Niemandem hatte ich von der Infektion durch den Sole-Sourcer erzählt. Hud Pasuun würde etwas vermuten, Syncc Marwiin hegte einen Verdacht – das hatte ich
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