Coruum Vol. 3
er sie und neigte seinen Kopf ganz leicht, gerade genug um ihr gegenüber nicht respektlos zu erscheinen.
»Ich kenne Euch nicht, Syncc«, antwortete sie in frostigem Ton, ihre Zurückhaltung aufgebend. »Ich kenne weder Eure Aufgabe, noch reicht mir der Rang, den Eure ID besitzt, um Euch treffen. Der einzige Grund für mich, hierherzukommen ist der, dass eine Fähre des Cektronns Euch hier abgesetzt hat. Warum? «
Marwiin begegnete ihrem fordernden Blick unbeirrt. Er streckte seine linke Hand in ihre Richtung aus.
»Darf ich?«, fragte er und ohne ihre Antwort abzuwarten, strich er mit dem Blutring über den weichen Anzugstoff ihres Oberarms.
Ker Es’Maram hatte sich sehr gut in der Gewalt. Ihre aufwallende Empörung erstickend, beobachtete sie aufmerksam die Hand des alten Mannes und wartete schweigend auf eine Erklärung.
Marwiin las die Daten des Mikro-Displays auf der Ringoberseite und nickte befriedigt. »Ihr erfreut Euch allerbester Gesundheit, Händlerin«, sagte er lächelnd, »wichtiger für mich ist, dass Ihr frei von Überwachungsdrohnen seid.«
Mit einer schnellen Bewegung nahm Ker Es’Maram seine Hand, hielt sie mit einem überraschend kräftigen Griff am Gelenk fest und betrachtete die unterschiedlichen Ringe ausführlich. Ihre implantierten Augenschilde fokussierten alle sichtbaren Details und Marwiin ließ sie gewähren.
Nach ein paar Sekunden ließ sie ihn langsam los, sah ihn an. »Die Auswahl Eurer Ringe entspricht Eurem Rang, Syncc? Ich hätte gern ein paar von jedem! «
»Ich bin sicher, die Gilde verfügt über Wege, diese für Euch zu beschaffen«, sein Lächeln blieb. »Ihr wisst, dass sie personalisiert sind und ohne Makrobot-System nicht funktionieren werden.«
»Ist das so?« Sie zog eine gekünstelte Schippe. »Warum sollte ich dann mein Gespräch mit Euch fortsetzen?«
Er würde sie jetzt fragen müssen, wollte er nicht unverrichteter Dinge zurückkehren.
»Ich muss sehr dringend mit Karbedi mas Boroudy sprechen, Händlerin. Ihr müsst mir helfen, sie zu treffen.«
Die lokale Repräsentantin presste hörbar Luft zwischen ihren Lippen hervor und lachte leise vor sich hin. Kopfschüttelnd drehte sie sich zum Fenster, entfernte sich ein paar Schritte und wurde im Glanz der einfallenden Lichtstrahlen fast unsichtbar.
»Sicher nicht, Syncc. Erst möchte ich verstehen, aus welchem Grund ich das tun sollte«, sagte ihre feste Stimme in den Raum hinein.
Marwiin folgte ihr langsam, bis er ihr schönes Gesicht im Licht einer blauen Ornamentscheibe sehen konnte.
»Die Erste Händlerin muss etwas für mich tun, was nur sie tun kann. Nur sie verfügt innerhalb des Zentrums über den Zugang zu Informationen, die für den gesamten Roten Nebel überlebenswichtig sind.«
Ker Es’Maram erwiderte nichts. Langsam drehte sie sich um, kam so dicht an Syncc Marwiin heran, dass der ihren leichten Duft nach kostbarem Ölen wahrnehmen konnte. Ihre Augen unter den schmalen Brauen suchten seine.
»Eure Gemeinschaft war für uns immer ein großes Geheimnis, Syncc. Wir wissen viel über sie, aber auch nichts Genaues. Ihr bestätigt mir das gerade aus erster Hand. Ich würde Euch gern vertrauen, weil ich denke, dass Ihr aus einem ehrlichen Antrieb heraus handelt – oder zu handeln glaubt! «
Ihre Pupillen waren geweitet, Augenschilde regulierten den Lichteinfall. Ihre Stimme wurde entschlossen.
»Ich benötige einen Bürgen für Euch, Syncc. Einen hohen Offizier der Königreiche oder der Heratis – jemanden, der Euch kennt und hier bekannt ist, jemand, der Eure Geschichte bestätigt. Andernfalls kann ich Euch nicht helfen!«
Sie machte einen Schritt zurück. Der Korvettenkapitän trat leise hinter Marwiin in den Raum.
»Ich bin bis zum Abend erreichbar. Bewahrt Eure Wärme, Syncc.«
*
»Euer Verschwinden – vielleicht eher die Art Eures Abschieds – hat hier Irritationen ausgelöst, Syncc. Ihr habt möglicherweise nicht den korrekten Eindruck von dem Ausmaß der Gravitationsstörung, die Ihr im Ring der Sieben verursacht habt.«
Der alte Mann schwieg und betrachtete das markante Gesicht des Merkanteers. Der Offizier und Vertraute Treeroses schien aufrichtig besorgt um ihn. Keleeze war der Einzige, dem er voll vertrauen würde – auch wenn er selbst ihm nicht alles verraten durfte.
Nach seinem kurzen Gespräch mit der Repräsentantin der Gilde im GTC war er mit Sinistra zum Universitätskomplex auf der Konnega geflogen. Der Vorsitzende, Baas P’Eteen, erfüllte die Bitte seines
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