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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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klaren blauen Augen, seinem blonden Zopf und dem schlichten Gewand einen Moment lang. »Das ist Ker Es’Maram, Repräsentantin der Gilde, Siir«, erwiderte er förmlich. »Worum geht es?«
    »Das werde ich ihr erzählen«, antwortete Marwiin knapp, strich beiläufig mit seiner linken Hand durch das blaue Feld des ID-Scanners über einer Stelle der Tischplatte und wartete auf eine Reaktion.
    Der Korvettenkapitän registrierte verblüfft den Rang seines morgendlichen Besuchers, versuchte irgendeinen Hinweis im Gesicht des Kulturbeauftragten zu entdecken, begegnete jedoch nur einem unnachgiebigen Blick.
    »Ich werde so lange auf der Veranda warten«, sagte Marwiin schließlich, wandte sich ab und steuerte auf eine breite Treppe zu, die im hinteren Teil des Empfangsbereichs begann und zu einer großen, noch im Schatten liegenden Holzterrasse führte, von der sie einen atemberaubenden Blick über die Bay und auf die Halbinsel hatten.
    Lediglich ein Tisch war von zwei Händlern besetzt, die keinerlei Notiz von ihnen nahmen.
    Marwiin steuerte auf das Geländer der Terrasse zu, wählte einen Platz unter einem bunten Baldachin, der ihnen auch in einer Stunde, wenn die Sonne über die Kronen der umstehenden Palmen scheinen würde, noch Schatten spenden konnte. Der Wind, der inzwischen über der Bay aufgefrischt war, ließ die Baldachine über ihrem und den anderen Tischen knattern und erzeugte mit den Blättern der Palmen ein diffuses Rauschen. Der Seenebel über der Bucht hatte sich weiter verteilt und war dabei dünner geworden. Nur sehr vereinzelt drangen die Geräusche des Marktes noch gedämpft zu ihnen hinauf.
    Sinistra hatte die Tasche Marwiins auf einen Sessel neben sich gelegt und starrte auf die Szenerie der Konnega , die ihr wie ein Ausschnitt aus Tausendundeiner Nacht erschien. Sie hatte nicht für eine Sekunde das Gefühl, sich auf einer anderen als der ihr bekannten Welt zu befinden. Es glich eher dem Eindruck einer Zeitreise zurück in die Vergangenheit des Orients. Sie hätte in diesem Augenblick nirgendwo sonst sein wollen.
    Marwiin bemerkte die Ergriffenheit seiner Begleiterin wohlwollend. »Wir werden ein paar Tage hierbleiben, liebe Freundin, es sollte möglich sein, die Stadt ein wenig zu erkunden«, sagte er behutsam und winkte einen Diener heran.
    Sinistras Frühstück bestand überwiegend aus Obst, warmen Brot und einem Getränk, das Marwiin für sie bestellte.
    »Meridonwasser, liebe Freundin«, erklärte er die farblose Flüssigkeit. »Hud Pasuun hat es Euch sicherlich gegeben. Es wird von Eurem Makrobot-System zur Regeneration benötigt. In einigen Jahren könnt Ihr für längere Zeit darauf verzichten, im Moment ist es jedoch Euer Hauptnahrungsmittel!«
    Sie aßen schweigend. Sinistras Blick hing an den schimmernden Kuppeln der Gebäude auf der Halbinsel, deren Details sie sich mit Hilfe des Visiers beliebig dicht heranzoomen konnte, wurde hin und wieder abgelenkt durch automatisch abgedunkeltes Flimmern einzelner Gebäudeteile am gegenüberliegenden Ufer, mehr als zehn Kilometer von ihnen entfernt. Die Temperatur war mittlerweile angestiegen. Die Windböen waren zu einer leichten Brise abgeflaut und alle Tische im Schutze eines Baldachins waren nun besetzt.
    »Ker Es’Maram ist eingetroffen, Syncc.« Der Korvettenkapitän war neben ihrem Tisch erschienen.
    »Sie erwartet Euch.«
    Marwiin erhob sich und bedeutete Sinistra mit einem unmerklichen Kopfschütteln, ihn nicht zu begleiten.
     
    *
     
    Die lokale Repräsentantin der Gilde in Cap del Nora stand vor einem runden ornamentierten Fenster, dessen Glas den Raum in vielfarbiges Licht tauchte und Ker Es’Maram nur als dunkle Silhouette zu erkennen gab.
    Marwiin tat ein paar Schritte auf sie zu und blieb dann stehen, seinen Blick dem Korvettenkapitän zugewandt.
    Ker Es’Maram entließ den Offizier mit einem kurzen Kopfnicken, richtete ihre hellen Augen auf Marwiin und trat bis auf wenige Schritte an ihn heran. Ganz im Gegensatz zu der typischen weiten und stoffintensiven Mode der Händler trug sie eine Anzugkombination aus frischen Farben zu ledernen Sandalen. Ihr schulterlanges, braunes Haar war von wenigen, sicherlich sehr kostbaren Perlen verziert und ihr Gesicht trug nur wenig Farbe.
    Marwiin spürte ihren kontrollierten Unmut darüber, ohne ausreichend Informationen zu diesem Treffen gerufen worden zu sein. Er war damit zufrieden – er würde sich auf sie verlassen können.
    »Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid, Händlerin«, begrüßte

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