Coruum Vol. 3
Sinistras, die ihm zunickte und sich ein paar Schritte entfernte.
»Wie hat er überlebt, Merkanteer?«
»Offensichtlich hatte der Anschlag der Synccs damals nur begrenzten Erfolg. Das Gehirn Oldo Merceers wurde in einer aufwendigen Aktion für knapp zwanzig Jahre konserviert und zuletzt mit der KI eines Tempus-Übermenschen verschmolzen, der sich in den letzten eintausend Jahren auf einem Planeten im Zentrum verborgen hielt.«
Syncc Marwiin rieb sich erschöpft mit einer Hand über das Gesicht. Nachdenklich blickte er zu Keleeze, wortlos, schüttelte dann frustriert den langen Kopf.
»Er ist auf dem Weg zu Treerose, sagtet Ihr, Merkanteer?« Der nickte.
»Das ist keine gute Idee. Ihr müsst ein direktes Treffen verhindern!«
»Wie bitte, Syncc?«
Keleeze hatte beide Hände in die Hüfte der dunkelgrauen Uniform gestemmt, den Kopf leicht schräg, als habe er sich verhört.
»Ich verstehe Euch nicht! Aus welchem Grund?«
»Das kann ich im Moment nicht sagen – nur, dass es gegenwärtig unserer Sache nicht förderlich wäre.«
Marwiin wusste, dass er die Toleranz des Merkanteers jetzt überstrapaziert hatte. Umso überraschter vernahm er die entspannte Tonlage von Keleezes Erwiderung.
»Nun, ich kann Euch in dem Punkt beruhigen, Syncc, es wird immerhin ein paar Tage dauern – Treerose trifft sich vorher mit Frere Metcalfe auf Dominion.«
Marwiins Kopf schnellte förmlich nach vorn. Er setzte zu einem heftigen Dialog an – gewann jedoch genauso schnell die Kontrolle über sich zurück. Dem Merkanteer war diese Reaktion nicht entgangen, er schüttelte langsam irritiert den Kopf.
»Ich halte es für das Beste, wenn Ihr schleunigst zurückkommt, Syncc!«
Er wählte den unauffälligen Befehlston, der innerhalb der Organisation das Zeichen zur Beendigung jeglicher Diskussion war.
»Am besten in Begleitung von Sinistra, deren spurloses Verschwinden große Besorgnis bei ihren Freunden auf Ruthpark ausgelöst hat.« Seine linke Zeigefingerkuppe unter dem schwarzen Waffenring wies auf den Kulturschützer.
»Ihr und ich – wir sollten uns dringend persönlich unterhalten, Syncc!«
Der alte Mann erwiderte den strengen Blick wortlos und starr. In seinem Kopf spielten sich unzählige Szenarien der Zukunft ab. Alle führten zum gleichen Ergebnis. Nach einer endlos erscheinenden Zeit flackerte sein Blick schließlich. Fast flehentlich sagte er:
»Das werde ich ganz sicher tun, Keleeze – vorher muss ich noch eine bestimmte Person hier auf Ankatarh treffen, wozu ich Eure Unterstützung sehr dringend benötige.«
Roter Nebel, Sieben Königreiche, Dominion
30397/1/32 SGC
06. November 2014
Torkrage Treerose
Der König von Restront ging zügig die breiten Steinstufen hinauf.
Ein Kommandeur und drei Offiziere der Alstortruppen in Zerstörer-Kampfanzügen folgten zwanzig Meter hinter ihm in lockerer Formation über dem Boden schwebend, während zwei weitere Offiziere in Aufklärer-Anzügen gut einhundertfünfzig Meter weiter vor ihm als sichtbarer Teil seiner Leibgarde den Weg in Augenschein nahmen.
Die Bewegungen des Königs von Restront waren betont geschmeidig, in seinem schwarzen Zeta-Nanofaser-Anzug wirkte er wie sein eigener, die Treppe hinaufgleitender Schatten. Treerose war ausgesprochen schlechter Laune – was ein weiterer Grund für die hohe Geschwindigkeit war, mit der er die Stufen – auch ohne Antigravs – beinahe hinaufflog.
Vor nur wenigen Wochen – vor dieser ersten überraschenden Nachricht aus Coruum – war sein größtes Problem die harmonische Eingliederung von einzelnen Systemen der Nebelwelten, die ihrer düsteren Zukunft unter dem Schwert der Kirchenritter endlich entkommen wollten, in die Sieben Königreiche gewesen.
Heute stand er kurz davor, die Letzteren in Scherben aufgehen zu lassen – nur dass die Kirche diesmal davon profitieren würde.
Frere Metcalfe hatte ihn herausgefordert – Treerose hatte einen Verdacht, aber er musste genau verstehen, warum.
Zu einem anderen Zeitpunkt – wenn nicht gerade der gesamte Rote Nebel von einer interstellaren Katastrophe bedroht würde – hätte er dem Gespräch mit einer gewissen Gelassenheit entgegengeblickt. Auf einer Meta-Ebene kam er trotzdem nicht umhin, über sich selbst zu lachen. Warum war er nicht in der Lage, Metcalfes Herausforderung einfach zu ignorieren?
Warum rückte er mit einer Leibgarde in Sturmstärke für den Besuch eines Bundesgenossen an? Die Overteers standen auf Treeroses Seite – alle
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