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Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Titel: Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil , Florian Tietgen
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seiner, spürte das Blut in seinen Lippen, den Herzschlag durch sein Hemd, ließ los und flüsterte ihm ins Ohr: »Du bist auch schön.«
          »Darf ich dein Hemd ausziehen?«, flüsterte er zurück. »Ich will mehr von dir sehen.«
          Ich lachte. »Ich dachte, deshalb bin ich hier.«
          Darius stand auf, zog mich an der Hand durch den Raum zu seinem Bett, setzte mich, kniete sich vor mich, als machte er mir einen Antrag, löste den Knoten meines Schlipses und knöpfte langsam mein Hemd auf.
          Ich zitterte trotz der behaglichen Wärme, sehnte mich danach, nackt vor ihm zu sitzen, seinen Blicken und Berührungen ausgeliefert, doch ich schämte mich auch. Egal, was er sagte, schön war ich nicht. Meine Mutter nannte mich immer Hering, weil man meine Rippen zählen konnte und die Adern durch meine Haut schimmerten. Noch nie hatte ich nackt vor einem Mann gesessen, höchstens die Hosen vor einem runtergezogen.
          Darius streifte mein Hemd ab, strich mit dem Zeigefinger leicht über meine Rippen, bevor er mich umarmte und die Knöpfe seines Hemds in meine Haut drückte. Ich war nicht so geduldig wie er, löste mich, zerrte den Stoff aus seiner Jeans, das Hemd samt der zu locker gebundenen Krawatte über seinen Kopf.
          Er war muskulös, nicht unangenehm, sondern gerade richtig, um mir kraftvoll zu erscheinen. Seine Haut war so braun wie im Sommer. Sie war etwas trocken, fühlte sich nach feinem Schmirgelpapier an, das ich manchmal verwendete, wenn ich Pappmaschee glattpolieren wollte. Er drückte mich aufs Bett, legte sich auf mich, küsste mich, streichelte mich ohne Eile, ohne Gier, ließ sich Zeit, bis er Gürtel und Haken meiner Hose öffnete. 
          Ich war nackt, mein Penis so dick angeschwollen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Darius legte sich wieder auf mich, seine Jeans rieb rau an den Haaren meiner Beine, das Metall der Knöpfe drückte kalt auf meinem Bauch, sein Körper war warm. Er küsste mich auf die Augen, auf die Nase, auf den Mund, er streichelte meine Arme, meine Brust - der Penis kümmerte ihn nicht. Manchmal spielte er mit den Fingern in der Schambehaarung - weiter ging er nicht.
          Er drängte mich nicht, seine Jeans auszuziehen, aber er drehte sich auf den Rücken und half mir, als ich den engen Stoff von seinen Beinen streifte. Ich betrachtete Darius‘ Körper, das perfekte Spiel der Muskeln, während er atmete, die kleinen festen Brustwarzen, die leicht behaarten Beine und natürlich seinen Penis, der beschnitten war - und größer als meiner.
          Wir fickten uns nicht, wir nahmen die Dinger nicht in den Mund wie in den dichten Hecken des Parks oder den Kabinen der Toiletten, wir berührten sie nicht einmal mit der Hand. Wir waren jenseits der Klappen, weit entfernt von der schnellen Befriedigung und so rieben wir nur unsere Körper aneinander, genossen sie, bis wir kamen und unser Sperma uns miteinander verklebte. Dann hielten wir uns ruhig in den Armen, keine Bewegung mehr außer dem sanften Heben und Senken unserer Brüste beim Atmen.
          Es hat bestimmt lange gedauert, bis Darius sich löste und zum Tisch ging, um Aschenbecher und Zigaretten zu holen. Er steckte uns beiden eine an, legte sich wieder zu mir, und als er aufgeraucht hatte, sagte er: »Da ist bestimmt noch Kaffee.«
          Ich hatte einen tollen Orgasmus an diesem frühen Abend, das Großartigste aber war die Zeit danach, in der Darius neue Kohle in Ofen und Herd warf, neuen Kaffee kochte, Brot aus dem Küchenschrank, Käse, Butter und Wurst aus dem Kühlschrank holte und wir zu Abend aßen, beide immer noch nackt, beide im Glück, das Berührte mit den Augen weiter genießen zu dürfen, beide ohne Scham, ohne Reue, sondern in stiller Selbstverständlichkeit.
          Wir mussten nicht darüber sprechen, ob ich über Nacht bliebe. Darius fragte nur, wann ich morgens anfangen müsste. Und wir blieben nackt, auch, als wir wieder ins Bett gingen, uns aneinander kuschelten und ohne Sex gemeinsam einschliefen.
          »Du bist es«, sagte Darius staunend, als ich am nächsten Morgen ging. »Ich habe es an deinem Körper gespürt.« Mehr nicht. Es klang wie das Versprechen: ›Ab jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, ob jemand aus dem Fenster des Theaters schaut.‹
          

3.
          
          In Darius habe ich mich wegen seines Aussehens verliebt, nicht wegen innerer Werte. Mir gefiel der Glanz seiner braunen Augen, mir gefiel,

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