Cosmic Trigger (Band 3)
empfinde akute Langeweile, wann immer ich an einer weiteren Runde
der
gegenwärtigen Debatte zwischen Befürwortern der Schwulen und den
Fundamentalisten teilnehmen muss, die sich darum dreht, ob
Homosexualität (oder
Heterosexualität) alleine aus den Genen resultiert oder aus der ‚Wahl’.
Dieses
besondere Entweder-oder erscheint mir noch blöder als die meisten
aristotelischen Dualismen.
Die
Wissenschaft limitiert das
menschliche Verhalten nicht auf entweder Genetik oder ‚freien Willen’.
Obwohl
sie teilweise eine andere Terminologie verwenden, denke ich, dass die
meisten
gegenwärtigen Psychologen mit Tim Learys Beobachtung übereinstimmen,
dass
jegliches Verhalten (schwul oder hetero, ‚mental’ oder ‚emotional’,
‚verrückt’
oder ‚gesund’) aus der Synergie von 1) Genen, 2) frühen Prägungen, 3)
Konditionierungen, 4) in der Schule und woanders Erlerntem und 5) der
Lebenslage resultiert.
Die Prägung geschieht nur in
Momenten der ‚Prägungs-Anfälligkeit’. ‚Schwule’ Gene ohne eine
entsprechende Schwulen-Prägung erklären meines Erachtens das Verhalten
jener
Männer, die ‚ein bisschen schwul’ erscheinen, doch sich niemals von
anderen
Männern angezogen fühlen und eine gewöhnliche Heterosexualität ausleben.
Die Konditionierungen erzeugen
ohne Gene und die entsprechende Prägung wahrscheinlich nicht die
Homosexualität, können sie aber verstärken.
Lernen hat – im Gegensatz zu der Auffassung
der Fundamentalisten – nur wenig mit der Orientierung auf Homo- oder
Heterosexualität zu tun, obwohl es die meisten unserer Glaubenssysteme
(G.S.)
beeinflusst.
Die Lebenslagen schließen zum
Beispiel Gefangenschaft oder Kriegsdienst mit ein. Eine überraschend
hohe
Anzahl von Hetero-Männern wird für eine Zeitlang schwul, wenn sie sich
in einer
Situation ausschließlicher Männerbindungen wieder finden. Zum Beispiel
wurde
John Dillinger, dessen Appetit auf Frauen unersättlich schien, während
seiner
zehnjährigen Gefängnisstrafe zweimal bei einem homosexuellen Akt
erwischt.
Wenn
man also berücksichtigt, dass
diese fünf Faktoren – Gene, Prägung, Konditionierung, Lernen und
Umstände –
eine Rolle im menschlichen (und tierischen) Leben spielen und dass sich
durch
weitere Forschung ein siebter, achter Faktor oder noch weitere herausstellen können, so erscheinen mir die einfach gestrickten
Entweder/oder-Debatten über ‚Gene oder Wahl’ reduktionistisch und
mittelalterlich. Ich neige dazu – sofern du dir das noch nicht gedacht
hast –,
diese Perspektive auf die meisten Persönlichkeitsanteile anzuwenden und
nicht
nur auf die sexuelle Orientierung. Doch zurück zur Geschichte:
Abgesehen
davon, dass er jung und dünn
aussah – Tatsachen, die ich nur deshalb hier erwähne, um zu zeigen,
dass ich
gelegentlich auch andere Dinge an Menschen bemerke als nur ihren Geist
– hatte
Don eine freundliche und einnehmende Persönlichkeit. Als er mich das
erste Mal
sah – einen älteren Mann mit Frau und Kindern – schien er weniger seine
Homosexualität verteidigen zu wollen und weniger auf mögliche latente
Homophobie zu achten als jeder Schwule, den ich bis dato kennen gelernt
hatte.
Doch natürlich hatte das, was mich am meisten an ihm interessierte,
nichts mit
Homosexualität, Jugend oder dem Mangel an Ablehnung zu tun. Sein
Verstand war
wirklich außergewöhnlich. Nach dem Interview fragte ich ihn, ob er
nicht mal
für eine Plauderei vorbeikommen wollte, wann immer er Zeit hätte.
Wir
wurden über einen Zeitraum von 5
bis 6 Jahren gute Freunde – bis Arlen und ich 1982 nach Irland zogen.
Bis 1981
besuchten Don, Arlen und ich die Paideia University, eine alternative
Erziehungsanstalt, wie sie nur Kalifornien hervorbringen kann. Manchmal
dachten
wir alle drei, Padeia wäre so abgedreht, dass selbst das California
Board of
Education seine Zustimmung zurückziehen würde. Doch das hatte
sie nie
getan, und kürzlich habe ich statt dessen erfahren, dass sich Paideia
in zwei
noch wildere und kreativere neue Universitäten aufgeteilt hat, eine
staatlich
autorisierte und eine vollkommen anarchistische. Nachdem Arlen und ich
nach
Irland gezogen waren, pflegten wir unsere Freundschaft via Post, obwohl
er
nicht so viel schrieb wie Bob Shea. Als Arlen und ich 1988 schließlich
in die
Staaten zurückkehrten, sah ich Don immer ein paar Mal pro Jahr, da er
immer
noch in San Francisco lebte und ich, für eine Weile, in Los Angeles.
Don
half mir, mich an die
Schnelligkeit der
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