Cosmic Trigger (Band 3)
Computerrevolution zu gewöhnen sowie der Tatsache,
dass ich
einen Computer zum Schreiben meiner Bücher gut gebrauchen könnte. Er
hat mich
ins Internet eingeführt. Er machte mich auch mit einigen Autoren
bekannt,
einschließlich William Gibson. Ich entfachte dafür sein Interesse an
James
Joyce aufs Neue.
Von
anderen hier in San Francisco (ich
lebte dort eine Zeit lang und kenne eine Menge Leute) hörte ich immer
wieder
über Dons Aktivismus, mit dem er Computer, Gay Lib und (Wahnsinn!)
meine
eigenen Bücher förderte, die er sehr verehrte. Ich vermute, dass Don
denjenigen
inspirierte, der all die Graffitis im Castro District malte und welche
sogar im San Francisco Chronicle erwähnt wurden: ‚STAMP OUT
SIZEISM’. [ 25 ]
Ich
hatte diesen Slogan in meiner Schroedigers
Cat -Trilogie für einen missmutigen Zwerg namens Markoff
Chaney erfunden,
der dem Konzept des ‚Normalen’ ebenso viel Feindseligkeit
entgegenbringt wie
Professor Finnegan von CSICON. Chaney, wie auch Finnegan, insistiert
darauf,
dass das ganze Konzept des Normalen die neurologischen Ebenen der
Abstraktion
verwirrt und existentielle Erfahrungen durch abstrakte Mathematik
ersetzt.
Dadurch wird alles entmenschlicht und entehrt, was sich nicht dem
Durchschnitt
annähert. (Ich kenne mindestens zwei Gründe, warum sich eine Menge
Schwuler aus
Castro, die das Buch wegen Don gelesen haben, Chaney und dem Slogan
STAMP OUT
SIZEISM anschließen würden.)
Das
letzte Mal, als ich Don vor seinem
letzten Geburtstag traf, war ich zur Stanford University gereist, um an
einer
psychedelischen Konferenz teilzunehmen. Er kam aus Castro angereist und
wir
aßen zusammen zu Mittag. Er war sehr geistreich, brilliant, jugendlich
wie
immer (er musste schon über 40 sein) und bei ausgezeichneter
Gesundheit. Wir
haben über so ziemlich alles geredet, doch zum größten Teil über George
Bush,
der uns beiden den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Wir waren beide
der
Ansicht, dass Bush sich als der schlechteste Präsident in der
amerikanischen
Geschichte und als schlimmste politische Figur des 20. Jahrhunderts
herausstellen würde, auch wenn man solche Konkurrenz wie Hitler, Stalin
und Mao
mit einbezieht. Ich erinnere mich, wie ausgelassen ich feierte, als
Clinton Bush
im Jahre 1992 besiegte. Ich nehme an, Don feierte ebenso.
Ich
erinnere mich nicht genau an das
Datum, doch Anfang 1993 erhielt ich einen Telefonanruf von Stan, der
vor langer
Zeit Dons Liebhaber gewesen und jetzt immer noch sein Freund war. Er
berichtete
mir die Neuigkeiten und erklärte mir, was AIDS-Dementia bedeutete.
Über
die folgenden Monate rief ich Don
mehrmals an, was er zu genießen schien, mir aber wie eine höllische
Pflichterfüllung vorkam. Nichts gleicht dem Pathos, zu einem starken
Geist zu
sprechen, der seine Vertäuung verloren hat. Du weißt niemals, wie viel
jemand
in dem Stadium noch versteht, doch du weißt, dass da immer noch
Intelligenz ist
und dass er irgendetwas versteht. Doch dann
bemerkst du, dass er sich
plötzlich nicht mehr an seine Krankheit erinnert oder an deinen
Vornamen oder
an das, was du gerade gesagt hast. Dann erinnert er sich wieder.
Über
mehrere Monate erfuhr ich die
Trauer und den Terror, mit anzusehen, wie ein hervorragender Geist
zerfällt,
sich wieder ein wenig aufbäumt und dann weiter zerfällt.
Ich
schickte Don mehrere Briefe. Stan
erzählte mir anfangs, dass Don sie lesen konnte und sogar ein paar Mal
daraus
zitierte. Doch die Dementia weitete sich immer mehr aus – und er hatte
immer
mehr geistige Ausfälle. Einmal sagte er mir am Telefon: „Ich will nicht
so
werden wie die, die ich mal im Krankenhaus sah … geifernde
Schwachsinnige …“
Aids-Dementia
ist, wie gewöhnliches
Alzheimer, unvorhersagbar. Ein Arzt erzählte Don einmal, dass er für
mehrere
Jahre mit ‚relativ guten’ Hirnfunktionen leben könnte.
Manchmal,
wenn ich Stan angerufen
hatte, um nach Details zu fragen, die ich Don nicht fragen konnte,
bekam ich zu
hören, dass er einige Fortschritte gemacht habe. Als ich dann das
nächste Mal
anrief, hieß es, dass die Krankheit weiter fortgeschritten sei. Und
während
dieser ganzen Zeit schritt Bob Sheas Krebs weiter fort, ging etwas
zurück, kam
wieder und wich zurück.
Da
zwei Freunde vor meinen Augen
starben, wurde ich selbst ein bisschen hypochondrisch. Bei jedem
kleineren
Symptom schien ich für ungefähr eine Stunde eine tödliche Krankheit zu
haben.
Die meisten von ihnen verschwanden wieder, bevor ich zu beunruhigt war,
um
einen
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