Cosmic Trigger (Band 3)
hat ihn durchschaut und Schuld und
Schande
ans Tageslicht gebracht. Er wird niemals mehr einen gebildeten Menschen
täuschen
können. Der Barde stinkt einfach nach Männlichkeit, Weißheit und
anderen
Stigmata des Biestes. Wir sind mit ihm fertig und endlich von ihm
befreit.
Taylor
fühlt sich sehr rechtschaffen
darin, den Süßen Will zu entsorgen. Er zitiert beglückt die Meinungen
jener,
die ich und seine politisch korrekten Verbündeten mit der adoleszenten
‚Rebellion gegen elterliche Autorität’ oder ‚junge Kerle vs. alte
Garde’
vergleichen. Shakespeare repräsentiere ‚Phallozentrismus’ und das auf
ewig zu
verfluchende ‚Patriarchat’. Dem, wie auch den Sünden gegen den Heiligen
Geist,
könne man nicht vergeben, weder in diesem Jahrhundert noch in
irgendeiner
Zukunft. Es gibt für uns keinen Weg zurück und keinen Weg vorwärts. Wir
leben
in einer politisch korrekten Schublade, die man nicht öffnen kann.
Um
Taylor zu zitieren:
Doch
ich, hier in meiner Gegenwart,
kann all die Arten und Weisen sehen, in denen mein Denken typisch für
diese
Periode ist. Nur wenn ich irgendwie aus unserem Paradigma herauskommen
würde,
könnte ich darüber hinauskommen und es betrachten … Doch wenn ich über
das
Paradigma [der politischen Korrektheit] hinauskommen würde, wäre ich
nicht
länger Teil von ihm.
In
einfacheren Worten meint Taylor,
dass er nicht der p. K. entkommen kann, da er in der Gegenwart lebt.
Das ist zu
absurd, als dass es einen Widerspruch verdient hätte. Millionen von
derzeit
lebenden Menschen in der ganzen Welt – in Europa, Asien, Australien,
Afrika und
Amerika – lieben Shakespeare. Was Taylor, so denke ich, wirklich meint,
ist,
dass man dem Paradigma der p. K. nicht entkommen kann, wenn
man heutzutage
einen Job in den Universitäten Amerikas bekommen will .
Außerhalb
solcher paradigmatischer
Käfige verfügt ein Paradigma, dem man ‚nicht entkommen’ kann,
intellektuell
über den Horror von Phillip K. Dicks Black Iron Prison ,
einem Ort, der
nirgendwo und überall gleichzeitig existiert … einem Ort, in dem man
bleiben
muss, solange einen das Kontrollsystem davon überzeugt, dass das Black
Iron
Prison existiert und man selbst in ihm lebt .
Das
Ganze wird noch klarer, wenn wir
es folgendermaßen ausdrücken: Die Mehrheit der Kritiker behaupten seit
knapp
300 Jahren, dass Shakespeare der großartigste Schreiber ‚ist’, der je
gelebt
hat. Das Paradigma der p. K. hingegen besagt, dass Shakespeare
lediglich ein
weiterer patriarchalischer weißer Mann ‚ist’, dass alle künstlerischen
Standards relativ ‚sind’ und dass der geheimnisvolle Nimbus um
Shakespeare nur
eine Maske für weißen, männlichen Imperialismus ‚ist’.
Auf
der Gegenseite, immer noch fähig,
in den Hainen des akademischen Betriebes zu überleben – obwohl er sich
ziemlich
gequält anhört und sich selbst als Teil einer sterbenden Kultur [30 ] ansieht – verteidigt
Professor Bloom in The Western Canon Shakespeare
mit Feuer und Eloquenz.
Indem
er über Taylor, Alice Walker und
die Gruppe der politisch Korrekten im Allgemeinen als eine ‚Schule der
Ressentiments’ herzieht, verteidigt Bloom ritterlich die altmodische
Theorie,
dass es schon Sinn ergibt, Bücher in ästhetischer Hinsicht als ‚besser,
schlechter oder gleichwertig’ im Vergleich zu anderen Büchern zu
beschreiben.
(Eine Wertung, die heutzutage als so archaisch gilt, dass sie hier in
den
U.S.A. schon wieder revolutionär ist und Taylors Dogma der p. K. auf
selbstgefällige Weise konformistisch klingt.) Die Ketzerei des
hierarchischen
Denkens wagend („besser, schlechter …“ widerspricht dem Dogma der p.
K., dass
es keine Unterschiede zwischen irgendjemandem gibt), versucht Bloom,
den Kanon
wieder zu beleben und setzt den Emporkömmling aus Stratford an die
Spitze:
Shakespeares
Ansehen ist, dessen bin
ich mir sicher, der Fels, an dem die Schule des Ressentiments scheitern
muss …
Wenn es willkürlich ist, dass Shakespeare das Zentrum des Kanons ist,
dann müssen
sie zeigen können, warum die herrschende soziale Klasse ihn für diese
arbiträre
Rolle – statt zum Beispiel Ben Johnson – ausgewählt hat … Und wie viel
einfacher ist es, einfach zuzugeben, dass da schon ein qualitativer
Unterschied, ein Unterschied in der Art und Weise zwischen Shakespeare
und
jedem anderen Autoren besteht, selbst in Bezug auf Chaucer oder Tolstoi
…
Wie
die foucaultschen (oder New Age-)
Marxisten, so schreibt Bloom mit feinem
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