Cottage mit Aussicht
geschmeichelt, dass man sie in ihrer schlichten schwarzen Hose und Chloes Lederjacke hereingelassen hatte, die sie über einem Glitzertop aus einem Laden von der Hauptstraße in Amberford trug.
Andreas und Max umarmten sich auf eine Weise, die Anna ziemlich überraschend fand. Sie fragte sich, ob Rob einen anderen Mann ebenfalls umarmt hätte. Wohl kaum, sagte sie sich. Dann beglückwünschte sie sich dazu, mit einem Mann zusammen zu sein, der solchen Dingen gegenüber offener war.
»Andreas, ich möchte dich mit Anna bekannt machen. Darling, das ist Andreas Bugatti - nicht verwandt mit dem Wagen. Er ist Sammler.«
»Oh, das klingt aber finster!«, bemerkte Anna munter und begriff im nächsten Moment, dass das ein Fehler gewesen war. »Ich meine, interessant.«
»Und was machen Sie beruflich?«, fragte Andreas, der offensichtlich nicht damit rechnete, dass sie überhaupt einen Beruf hatte.
»Ich bin Innenarchitektin. Ich renoviere ein Haus in den Cotswolds. Gestern bin ich mit der Treppe fertig geworden.« Sie lächelte auf eine Art und Weise, die dazu bestimmt war, das Gespräch abzuschließen. Es funktionierte.
»Das ist Julian«, sagte Max. »Er ist derjenige, mit dem du über dein Haus reden solltest. Entschuldige bitte, Andreas, wir müssen uns ein wenig unters Volk mischen.« Aber Andreas war bereits weitergegangen. »Julian! Hier drüben!« Max winkte einem angenehmen, gut gekleideten Mann zu, der pflichtschuldigst herbeikam.
»Hallo, Max. Wer ist das?« Er lächelte Anna mit genau der richtigen Portion Interesse zu.
»Das ist Anna; sie renoviert das Haus, von dem ich dir erzählt habe. Es könnte genau das sein, was du suchst.«
»Aber Max, du hast noch gar nicht gesehen, was ich schon geschafft habe!«, protestierte Anna. »Du solltest mit deinen Freunden nicht darüber reden; ich könnte die Sache immerhin grässlich verpfuscht haben.«
»Oh, das ist kein Problem, Julian hat jede Menge Geld. Er könnte mich mühelos dafür bezahlen, die Dinge in Ordnung zu bringen.« Max lächelte ein wenig herablassend, wie Anna fand. »Tatsächlich wird er wahrscheinlich genau das tun müssen.«
Anna holte tief Luft, um sich zu beruhigen und um eine kurze Ansprache zur Verteidigung ihres Hauses und ihrer Fähigkeiten zu halten. Julian fing ihren Blick auf, und sie atmete wieder aus. Er lächelte auf eine freundliche, ermutigende Weise.
»Ich bin davon überzeugt, dass Sie Ihre Sache sehr gut gemacht haben«, versicherte er. »Und wenn das Haus unter Denkmalschutz steht, müssen Sie ohnehin ziemlich viele Auflagen erfüllen.«
Offenbar war Julian von allen Anwesenden der Einzige, der sich tatsächlich für ihre Treppe interessierte, deshalb berichtete sie: »Ich bin gerade mit der Treppe fertig geworden. Ich habe sie von einer Nachbarin kopiert. Kurz bevor ich mich zurechtgemacht habe, habe ich noch eine Schicht wasserlöslichen Lack aufgetragen.«
»Sie wollten weder Öl noch Wachs benutzen?«, fragte er.
»Durchaus, aber Öl und Wachs brauchen so lange, um zu trocknen. Der Lack funktioniert sehr gut«, erklärte Anna.
»Und wie sieht der Rest des Hauses aus?«
»Hm ...« Julian wirkte aufrichtig interessiert, und Max, der das Gespräch erfolgreich in Gang gebracht hatte, unterhielt sich wieder mit Andreas, daher fing Anna an zu erzählen.
»Nun, es hat schöne Holzböden, alle frisch abgeschliffen und versiegelt. Es war ein echtes Problem, den Hund während der Arbeit davon fernzuhalten.«
»Welche Rasse?«
»Es ist ein nicht mehr aktiver Greyhound, doch das wollen Sie sicher alles nicht wissen.«
»Und ob ich das will! Und außerdem: Wenn Ihr Cottage groß genug für einen Greyhound ist, ist es wahrscheinlich auch groß genug für mich.«
»In Wirklichkeit ist es gar nicht groß genug für einen Greyhound, aber wir beide kommen sehr gut zurecht«, sagte Anna, die sich zum ersten Mal an diesem Abend richtig entspannte.
Sie plauderten noch ein wenig über das Haus, bis Max sie am Arm berührte. »Zeit fürs Abendessen, Darling. Ich habe einen Tisch reservieren lassen.«
»Aber ich habe noch kein einziges Bild aus der Nähe gesehen!«
Max lachte. »Dafür kannst du ein anderes Mal zurückkommen, Schätzchen.«
Anna verspürte ein flüchtiges Bedauern, den umgänglichen, interessierten Julian verlassen zu müssen, doch dann wurde ihr klar, dass ein Dinner á deux mit Max - höchstwahrscheinlich in einem sehr guten Restaurant - der Stoff von Träumen war: ihren Träumen.
Die Qualität des
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