Cottage mit Aussicht
Einkaufen herkamen, sondern auch um ihre Freunde zu sehen. Obwohl Caroline ausgesprochen brav war und eine Menge anerkennender Blicke erntete, fragte Anna sich doch, ob es eine gute Idee gewesen war, sie auf einen so überfüllten Platz mitzunehmen.
Der alte Buttermarkt mit seinen Steinsäulen, die einen Versammlungsraum trugen, hatte den Markthändlern jahrhundertelang willkommenen Schutz gegen die Unbilden des Wetters geboten, wie Chloe erzählt hatte. Diese lange Tradition erschien Anna überaus segensreich - war es nicht einfach bezaubernd, dass die Menschen Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt hier eingekauft hatten? Dutzende von Marktständen fanden zwischen den Säulen ihren Platz, obwohl anscheinend keiner der Händler Butter feilbot. Viele Menschen lächelten ihr im Gedränge zu, und Anna erlebte ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft, wie sie es in London nie gekannt hatte. Sie musste Laura anrufen und ihr von diesem Markt erzählen - ihre Schwester würde begeistert sein.
Selbst die Entscheidung, Caroline anzuschaffen, war offensichtlich eine gute Idee gewesen. Viele Leute blieben stehen, um mit ihr zu reden. Tiere waren eine Brücke, über die man andere erreichte, begriff Anna plötzlich, und es kam ihr schon etwas weniger töricht vor, dass sie Caroline genommen hatte.
»Ist er Kinder gewohnt?«, fragte eine Frau, die einen Bastkorb voller interessant geformter, brauner Papierpäckchen trug und umringt war von einer Kinderschar. »Dürfen sie ihn streicheln?«
»Wenn sie sanft sind«, erwiderte Anna, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die fraglichen Kinder nicht wie Miniaturpsychopathen aussahen. »Und einer nach dem anderen, nicht alle gleichzeitig.«
Caroline stand geduldig da, während die Kinder ihr nacheinander den Kopf streichelten und murmelten: »Liebes Hündchen!«
»Ich habe sie noch nicht lange, aber sie ist sehr brav«, sagte Anna zu ihrer Mutter.
»Sie ist wunderbar.« Die Frau seufzte. »Wir können keinen Hund halten. Mein Mann ist allergisch gegen Hundehaare.«
Nach einem weiteren Lächeln für Anna und letzten Streicheleinheiten für Caroline zogen Mutter und Kinder weiter, und Anna fand, dass es an der Zeit war, ihre Einkäufe zu erledigen. In welchem Gegensatz diese anheimelnde Szene zu den überquellenden Gängen eines Supermarkts am Samstagmorgen stand!
Der Geruch von frisch zubereiteten Samosas wehte zu ihr herüber und verlieh der im Wesentlichen englischen Szenerie einen Hauch von Exotik, bei dem Anna das Wasser im Mund zusammenlief. Sie hielt inne und überlegte, wohin sie sich zuerst wenden sollte.
Auf der anderen Seite des Weges befand sich ein Stand, der bäuerliche Bänke, ungewöhnliche Kisten und Kommoden verkaufte, die nur gerade groß genug für ganz winzige Gegenstände waren. Ein Stand mit Secondhandkleidern und Kisten mit Porzellan und Küchenutensilien konnte sich als nützlich erweisen, und eine große Markise, die für selbst gemachte biologische Hundekuchen warb, schien ihr ein Muss zu sein.
»Wir werden später dorthingehen, Darling«, flüsterte Anna Caroline zu, »aber zuerst muss ich Obst und Gemüse kaufen.«
»Guten Morgen!«, sagte der Standbesitzer, ein Mann von über fünfzig mit ernsthaftem Gesichtsausdruck. »Suchen Sie nach Äpfeln? Es ist eigentlich die falsche Jahreszeit, aber wenn es unbedingt Äpfel sein müssen, hätte ich hier Cox aus Neuseeland.«
Anna lächelte schüchtern. In dem Teil Londons, in dem sie gewohnt hatte, hatte es keinen Markt gegeben, und sie war es nicht gewohnt zu feilschen. »Ja, bitte. Etwa fünf Stück.«
»Das wäre dann die halbe Zehn, aber wir wollen es mal nicht so genau nehmen.« Als er tatsächlich fünf Äpfel in eine Tüte packte, dämmerte Anna, dass er unter seiner kummervollen Miene einen sehr trockenen Sinn für Humor besaß. »Also, was kann ich Ihnen sonst noch verkaufen? Ein paar schöne Trauben? Kartoffeln?«
Da Caroline eine ihrer Hände vollauf beanspruchte, ließ Anna sich nicht allzu sehr hinreißen, kaufte nur noch ein wenig gemischtes Obst und ging zum Fischstand weiter. Hier schien jede Art von Fisch angeboten zu werden, und nach der langen Schlange von Menschen zu urteilen, erfreute der Stand sich offenkundig äußerster Beliebtheit. Sie hörte, wie das hübsche Mädchen, das Muscheln zusammenkratzte und in eine Tüte packte, eine Bemerkung darüber machte, dass der Standbesitzer um drei Uhr morgens aufstehen müsse, um die Fische aus Brixham zu holen.
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