Cottage mit Aussicht
entdeckte, dass es ziemlich schwierig war, jemanden hinter sich herzuziehen, der nicht gezogen werden wollte, vor allem wenn der Betreffende von Einkaufstüten zusätzlich beschwert wurde. Er ließ ihren Arm los.
»Hören Sie, mir ist klar, dass Sie wildfremden Menschen nicht auf die Nase binden wollen, wo Sie wohnen«, meinte er mit einem Funken Einsicht, »das ist verständlich, und ich könnte zweifellos ohne eine Tasse Kaffee überleben, auch wenn es mir schwerfiele. Aber das Wohlergehen eines Hundes steht auf dem Spiel.« Das Zwinkern war ein wenig verblasst, was es Anna erleichterte, ihm die Stirn zu bieten.
»Ich kümmere mich sehr gut um Caroline, ich brauche Sie nicht ...«
»Oh doch, Sie brauchen mich sehr wohl! Glauben Sie mir! Ich bin der Adoptionsvermittler des hiesigen Zentrums zur Rettung von Greyhounds.«
Anna, der bereits ziemlich heiß war, wurde es noch heißer, dann fror sie plötzlich. »Ich habe gehört, es gebe keinen ...«
»Wer immer das gesagt hat, hat gelogen. Oder er hat sich zumindest geirrt. Ich habe die Aufgabe kürzlich übernommen. Und jetzt verraten Sie mir, wo Sie wohnen«, fügte er sanfter hinzu.
Anna ließ sich Zeit. Der Mann mochte zwar ziemlich groß und breitschultrig sein, aber er sah nicht aus wie ein Axtmörder, obwohl sie natürlich keine Ahnung hatte, wie ein Axtmörder eigentlich aussehen sollte. Es war unwahrscheinlich, dass er auf der Suche nach einem Opfer auf dem Markt herumgelungert hatte, und wenn doch, hätte er sich dann jemanden mit einem großen Hund ausgesucht? Nein, so sehr es ihr auch widerstrebte, es zuzugeben, seine Version der Sache schien der Wahrheit zu entsprechen.
»Es ist wirklich keine gute Idee für alleinstehende Frauen ...«, begann sie.
»... diesen Umstand wildfremden Männern gegenüber einzugestehen«, beendete er ihren Satz.
Das Zwinkern war wieder da, aber Anna ignorierte es abermals. »Und wenn Sie es versehentlich doch getan haben, wäre es noch dümmer, diesen wildfremden Mann in Ihr Haus zu lassen!«
Auf den ersten Blick hielten die Leute Anna manchmal für schüchtern und furchtsam, und wenn diesem Mann derselbe Irrtum unterlaufen war, würde sie ihn jetzt eines Besseren belehren.
Ein fragender Ausdruck trat in seine Züge. »Mein Name ist Rob Hunter. Wie wäre es, wenn Sie sich bei demjenigen, der Ihnen diesen Hund überlassen hat, erkundigen, ob ich tatsächlich Adoptionsvermittler bin?«
Dies war ärgerlicherweise eine absolut vernünftige Lösung. Anna konnte mit diesem Mann bis zu Chloes Haus gehen, und wenn Chloe ihn kannte, in Ordnung, aber wenn sie ihn nicht kannte - nun, mit ein wenig Glück würde es nicht himmelschreiend offenkundig sein, dass Anna gleich nebenan wohnte.
Angesichts der vielen außergewöhnlichen Erlebnisse dieses Tages überraschte es Anna nicht im Mindesten, dass Chloe - die einzige Person, die ihr sagen konnte, ob dieser Mann ein Gelegenheitsaxtmörder war oder nicht - nicht zu Hause war. Sie hämmerte abermals an die Tür, doch niemand öffnete.
Rob Hunter beobachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Für ihn mochte die Situation erheiternd sein, aber sie, Anna, war diejenige, die möglicherweise ihr Leben riskierte. In der Hoffnung, dass ihre Schwester niemals von ihrer grenzenlosen Torheit erfahren würde, beschloss sie, das Risiko einzugehen. Kurz darauf öffnete sie ihre Haustür.
Kapitel 4
E ntschuldigen Sie bitte das ...«, begann sie automatisch und brach dann jäh ab.
Oh, mein Gott!« Sein Entsetzensschrei erklang, bevor Anna das Wort »Durcheinander« über die Lippen bringen konnte.
Sie war entrüstet. »Hören Sie! Es ist noch eine Baustelle! Es ist nicht nötig, einen solchen Anfall zu bekommen.«
»Ich fürchte, es ist sogar unbedingt nötig.« Er ging in den Raum hinein, so gut er konnte, wenn man bedachte, wie wenige Dielenbretter auf dem Boden lagen.
»Warum? Und würde es Ihnen etwas ausmachen, nicht so laut zu sprechen? Caroline ist sehr nervös.«
Der Blick des Mannes hätte genügt, um eine ausgewachsene Eiche verwelken zu lassen. Anna wandte sich ab. Caroline ging zu ihrem Körbchen. »Sie hasst Männer«, sagte Anna, nachdem sie die Fassung wiedergewonnen hatte.
Er musterte sie mit einem Ausdruck, bei dem sie sich wie eine Zehnjährige fühlte, die bei etwas äußerst Unartigem ertappt worden war. Er war wirklich ein eigenartiger Mensch; im einen Augenblick brach er in Zorn aus, im nächsten zeigte er sich humorvoll, nur um dann wieder in Wut zu geraten.
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